Chinas langer Zensur-Arm reicht bis nach Europa – doch er hält unermüdlich dagegen
Dass in China rigorose Zensur herrscht, ist allgemein bekannt. Doch die staatlichen Maßnahmen zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit reichen weit über die Landesgrenzen hinaus – bis nach Europa. Dies zeigt der Fall des chinesischen Künstlers und Aktivisten Badiucao.
In Shanghai geboren, flüchtete der Chinese, der seinen richtigen Namen nicht nennen will, in jungen Jahren ins Ausland. Er fand in Australien eine zweite Heimat und prangert seither unermüdlich Chinas Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das Gebaren der Machthaber an.
Mit seinen regimekritischen Drucken und Gemälden, Installationen und Straßenaktionen hat sich Badiucao weltweit einen Namen gemacht. Er konzentriert sich auf aktuelle und frühere Menschenrechtsverletzungen, wie etwa die Verfolgung der Uiguren oder das Tian'anmen-Massaker von 1989.
Dass sich Xi Jinping auf die Seite Putins stellt beim verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, will Badiucao ebenso wenig hinnehmen, wie ihm diktaturfreundliche westliche Politiker und gierige Wirtschaftsführer ein Graus sind.
Zwei Demokratiefeinde als Menschenfresser
Ein ukrainischer Journalist brachte es auf den Punkt:
Dass Badiucao die beiden Herrscher als Kannibalen porträtiert hat, mache durchaus Sinn, so der Journalist:
Alle diese Aktionen stehen immer in direktem Zusammenhang mit menschlichen Verlusten und Todesfällen. Und wenn all dies nicht geschieht, verliert der Autokrat einfach seine Macht (im besten Fall für ihn) oder verschwindet. Deshalb muss er ständig 'essen'. Er braucht ständig Blut."
Zwei Köpfe, eine Marschrichtung
Die russisch-chinesische "Friedenstaube"
Auch den bei seinem China-Besuch auffällig unkritischen französischen Staatspräsidenten hat sich Badiucao vorgeknöpft
Peking will Ausstellung in Europa verhindern
In diesem Frühjahr sollte die erste Badiucao-Ausstellung in Polen stattfinden, präsentiert unter einem an den Propaganda-Slogan angelehnten Titel "Tell China’s Story Well" ("Erzählen Sie Chinas Geschichte gut"). Es ging also darum, den vom Regime in Peking verbreiteten Narrativen kritische Kunst entgegenzusetzen, "eine andere Geschichte zu erzählen", wie es im Beschrieb der polnischen Aussteller heißt:
Wie zu erwarten, missfiel das Vorhaben dem chinesischen Staatsapparat und so wurde versucht, auf diplomatischem bzw. politischem Weg die Ausstellung zu verhindern.
Ein hochrangiger Vertreter der chinesischen Botschaft besuchte das Schloss Ujazdowski in Warschau, in dem sich das Zentrum für Zeitgenössische Kunst befindet, und forderte die sofortige Schließung der Ausstellung. In ein einem Auszug aus dem chinesischen Protestschreiben, veröffentlicht auf der Website der Botschaft, heißt es weiter:
Außerdem seien Briefe an das polnische Ministerium für Kultur und nationales Erbe geschickt worden, in denen es um "eine zensorische Einmischung" ging, legten die Betreiber des Kunstzentrums offen. Gleichzeitig sei ihre Website in China von den dortigen Behörden gesperrt worden.
Man interpretiere diese Maßnahmen "als Akte präventiver Zensur" und protestiere entschieden dagegen, hielten die Museumsbetreiber in ihrer Stellungnahme fest. Weiter heißt es:
Die Ausstellung konnte durchgeführt werden.
Badiucao lässt sich nicht einschüchtern
Erst kürzlich wurde in London eine Ausstellung eröffnet, die sich mit Pekings weitreichenden Zensurbemühungen befasst. Unter dem Titel "Banned by Beijing" wird die "grenzüberschreitende Unterdrückung" der regimekritischen Kunst durch die Kommunistische Partei thematisiert.
Einer der chinesischen Kunstschaffenden, die auf Initiative der Non-Profit-Organisation Index on Censorship in der britischen Hauptstadt ausstellen und an der Vernissage über ihre schwierige Arbeit im Exil erzählten, ist Badiucao.
Die Kuratorin beschreibt ihn wie folgt:
Die Ausstellungs-Initianten lassen auf ihrer Website auch eine China-Analystin und Menschenrechts-Expertin zu Wort kommen, die gebürtige Uigurin Nyrola Elimä: