In wenigen Wochen ist Europawahl. Am 9. Juni wird in Deutschland abgestimmt, in anderen Staaten der EU starten die Wahlen bereits am Donnerstag zuvor. Es ist also Wahlkampfzeit: Politiker:innen stellen sich Bürger:innen an Wahlständen, sitzen auf dem Podium, um miteinander zu diskutieren, oder versuchen sich mit ihren Forderungen Gehör zu verschaffen.
Und auch in den Innenstädten oder an Dorfstraßen ist leicht zu erkennen: Deutschlands Politik rotiert. Von zahlreichen Laternenmasten lächeln Spitzenkandidat:innen der Parteien.
Nicht selten, so macht es den Anschein, machen sich die Wahlkampfteams einen Scherz daraus, das passende Plakat zur Konkurrenz zu hängen. So polarisiert etwa die paneuropäische Partei Volt mit Plakaten, auf denen "Sei kein Arschloch" steht – und die vornehmlich unter Plakaten der AfD ihren Platz finden.
Aber nicht nur die Arschloch-Plakate sorgen im ersten Moment für Irritation. In Bochum sind "Wahlplakate" mit den Konterfeis von Kollegah, Farid Bang und Shindy aufgetaucht. Zunächst blieb unklar, was die Aktion soll, mittlerweile ist aber klar: Dahinter steckt der Youtuber "Rap or Die".
Dass die Plakate auf die Europawahl anspielen sollen, ist schnell ersichtlich. Zwar ist das Abbild von Farid Bang vor einem roten Hintergrund, doch die weißen Sterne, die sich in einem Kreis anordnen, verdeutlichen die Nähe zur EU-Flagge. "Farid Bang. Für Frauenrechte und Gleichberechtigung", ist auf dem Plakat zu lesen. Dazu ein Verweis: Am 9. Juni Kreuzchen machen.
Bei Kollegah ist die Sache noch eindeutiger: Zu sehen ist der Rapper vor blauem Hintergrund mit gelben Sternen. Dabei steht Felix Martin Andreas Matthias Leonidas Herkules von und zu Blume – eine künstliche Verlängerung für Kollegahs ohnehin schon langen bürgerlichen Namen (Felix Martin Andreas Matthias Blume). Darunter sind die Wörter "Imperator" und "Diktator" durchgestrichen. Hervorgehoben wird das Wort "Demokrat".
Auch wenn die Rapper offenbar nichts von der Aktion des Youtubers wussten, wirkt es, als käme die Demokratie-Offensive bei ihnen gut an. Farid Bang etwa postet ein Foto von sich vor dem Bochumer Wahlplakat. In der Caption verweist der Rapper auf ein Politikum, das offenbar viele junge Menschen in Deutschland bewegt: "Döner bald 2,50€."
Wie "Hiphop.de" berichtet, hatte der Youtuber nicht damit gerechnet, dass die Aktion so hohe Wellen schlagen würde – und wohl erst recht nicht, dass Farid Bang das Wahlplakat selbst noch einmal posten würde.
Die Aktion habe aber nicht nur den Hintergrund, einen Gegenentwurf für die gängigen Wahlplakate zu entwerfen. Vielmehr gebe es einen ernsten Hintergrund: Es gehe "Rap or Die" nämlich darum, auf die Wahl aufmerksam zu machen. Und darauf, dass Menschen ihr Wahlrecht nutzen und für demokratische Werte eintreten sollen.
"Ich bin wirklich confident zu sagen, dass wir über einer Million Menschen – hauptsächlich Jugendlichen – die Europawahl noch mal in den Kopf gesetzt haben", zitiert ihn das Online-Medium. Bei der Wahl im Juni dürfen in Deutschland erstmals auch 16-Jährige teilnehmen. Die Anzahl der Erstwähler:innen ist also historisch hoch.