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Luisa Neubauer und Fridays for Future wollen EU-Wahl auf Klimaschutz lenken

Hamburg-No-AFD-Germany 01/28/2024 Hamburg, Germany. Luisa Neubauer, a prominent climate activist and one of the primary organizers of the school strike for climate movement in Germany, commonly known  ...
Anfang 2019 wurde Neubauer als eine der führenden Aktivist:innen von Fridays For Future bekannt.Bild: IMAGO images / Middle East Images
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Luisa Neubauer warnt vor Rechtsruck bei EU-Wahl: "Wird richtig gefährlich"

19.04.2024, 17:03
Jermain Märtin
Jermain Märtin
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Die Europawahl steht bevor. Die Umfragewerte der Grünen dümpeln zwischen 10 und 15 Prozent und ein Rechtsruck droht. Klimaschutz ist bei dieser Wahl nicht das bestimmende Thema.

2019 wurde das Thema Klimakrise im Wahlkampf anders behandelt: Social Media war voll mit Wahlaufrufen unterschiedlichster Klimaschutzorganisationen. Es hat gewirkt. Mit einer Wahlbeteiligung von 61,4 Prozent, haben so viele Menschen abgestimmt wie seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr. Die Grünen waren in Deutschland damals die zweitstärkste Kraft. Von dieser Klima-Euphorie bleibt bei dieser Wahl keine Spur. Die dominierenden Themen: Wirtschaft, Krieg und Sicherheit.

Doch Fridays for Future mobilisieren trotzdem. Zur Einstimmung in die heiße Wahlkampfphase setzen sie Mitte April in Berlin ein Zeichen: "Our World is on fire – use your voice", schrieben die Aktivist:innen auf die Marschallbrücke.

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Eines der Hauptthemen der Kampagne von Fridays for Future heute: Die Klimaleugner:innen rechter Parteien. Diese stellen eine Gefahr für alle Errungenschaften dar, die in den letzten Jahren erkämpft wurden. Doch wie kann es sein, dass bei einem deutlichen wissenschaftlichen Konsens immer mehr Menschen die Dringlichkeit des Klimawandels ignorieren – oder gar ablehnen?

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Zentrale Forderung von Fridays For Future ist, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten.Bild: dpa / Roberto Pfeil

Fridays for Future warnen vor Klimawandel-Leugnern

Luisa Neubauer, eines der bekanntesten Gesichter der Bewegung, sieht einen Wandel bei den Klimaleugner:innen: "Früher hieß es: Die Wissenschaft lügt. Heute ist Klimaleugnung vor allem Lösungsleugnung". Der menschengemachte Klimawandel wird selbst von rechten Parteien kaum noch infrage gestellt. Stattdessen werde bestritten, dass es noch Hoffnung gibt oder dass individuelles Handeln einen Unterschied machen könne.

"Es ist ein fatales Politikverständnis, wenn Verantwortung nur da gesehen wird, wo Menschen sich auf ein politisches Amt bewerben"
Luisa Neubauer

Heißt: Diejenigen, die zuvor den Klimawandel geleugnet haben, sabotieren nun die Lösungsfindung. Während einige Klimaschutzgruppen, wie die Letzte Generation, auf diesen Wandel reagieren, indem sie direkt in die Politik gehen, verfolgen Fridays For Future einen anderen Ansatz.

Sie sehen ihre Rolle nicht darin, selbst politische Ämter zu übernehmen. Ihre Aufgabe sei es, die Öffentlichkeit zu mobilisieren und so politische Entscheidungsträger:innen zum Handeln zu zwingen. Luisa Neubauer kritisiert in diesem Zusammenhang ein verbreitetes Missverständnis: "Es ist ein fatales Politikverständnis, wenn Verantwortung nur da gesehen wird, wo Menschen sich auf ein politisches Amt bewerben."

"Wenn wir im Europäischen Parlament die demokratische Mehrheit verlieren, dann gute Nacht. Das wird richtig gefährlich."
Luisa Neubauer

Ihrer Meinung nach liegt echte Verantwortung auch und gerade in der zivilgesellschaftlichen Aktivität. Denn diese präge den öffentlichen Diskurs und übe Druck auf die politischen Strukturen aus. "Wir werden laut und sorgen dafür, dass die politischen Rahmenbedingungen gesetzt werden, damit politische Kandidaten etwas tun können", betont Neubauer.

Fridays for Future wollen die Massen mobilisieren

Es bleibt jedoch wichtig, dass die breite Masse sich politisch engagiert. Im Alleingang könne Fridays For Future die Europawahl nicht retten. Die Demokratie-Demos, bei denen Hunderttausende Menschen vor allem Anfang des Jahres auf die Straßen gingen, zeigten, dass der Wille da ist. Luisa Neubauer sagt dazu: "Menschen sind bereit, sich einzusetzen."

Doch die bevorstehende Europawahl zeichnet ein düsteres Bild. Parteien, die sich wie die Grünen für Klimaschutz einsetzen, verlieren an Relevanz, während rechte Kräfte stärker werden. Ein Rechtsruck steht bevor, der weitreichende Folgen für die Klimapolitik und darüber hinaus haben könnte.

Luisa Neubauer bringt die Dringlichkeit der Situation auf den Punkt: "Wenn wir im Europäischen Parlament die demokratische Mehrheit verlieren, dann gute Nacht. Das wird richtig gefährlich."

Dass Rechtsaußen-Politiker:innen sowohl die Verantwortung für die Vergangenheit, als auch für die Zukunft leugnen, sei laut Neubauer kein Zufall. Sie würden nicht nur Frauen und andere Menschengruppen verachten, sondern auch die Wissenschaft.

Aus diesem Grund rufen Fridays For Future zu einem großangelegten Klimastreik im ganzen Land am 31. Mai vor der Europawahl auf. "Wir haben hier richtig was zu verteidigen – das Klima, die Demokratie."

Barbecue – wie der haitianische Ex-Polizist zum Anführer wurde
Jimmy "Barbecue" Chérizier ist in Haiti eine berüchtigte Figur, die auch über die Landesgrenzen hinweg immer mehr Schlagzeilen macht. In dieser zweiteiligen Serie werden im ersten Teil sein Aufstieg zur Macht und im zweiten Teil die Motive hinter seinem Kampf genauer beleuchtet.

Liest man dieser Tage etwas über die Lage in Haiti, begegnet man unweigerlich seinem Namen: Barbecue, mit bürgerlichem Namen Jimmy Chérizier. Er soll derzeit einen Großteil der gesetzlosen haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince kontrollieren. Ein zweifellos mächtiger Mann, dem immer wieder dieselben Dinge nachgesagt werden: verantwortlich für diverse Massaker, isst das Fleisch seiner Feind:innen, ein brutaler Gangleader.

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