Die beiden Staatsoberhäupter haben sehr ähnliche Ansichten über die Welt.Bild: imago images / Kremlin Pool
Russland
Beziehungsstatus: Es ist kompliziert. Kreml-Chef Wladimir Putin galt seit Langem als einer der zuverlässigsten Partner Israels – doch der brutale Überfall Russlands auf die Ukraine und der Hamas-Angriff in Israel mischt offensichtlich die Karten neu.
Bisher standen sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Putin nahe. Sie teilen laut Expertenstimmen viele Ansichten, man achtet und respektiert sich, ohne immer einer Meinung zu sein. Die beiden verbinde eine Männerfreundschaft, doch diese wird wohl jetzt auf den Prüfstand gestellt.
Vor allem die Worte von Israels Uno-Botschafter Gilad Erdan gießen kräftig Öl ins Feuer.
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Israels Uno-Botschafter stampft Russland in den Boden
In seiner Rede attackiert Uno-Botschafter Erdan Russland heftig. Laut ihm kann Israel am besten nachvollziehen, was die Ukraine durchlebt. Auch sein Land kämpfe momentan ums Überleben. Dabei schrecken die Aggressoren nicht vor Terror zurück.
Zum Hintergrund: Am 7. Oktober 2023 überfielen Hunderte von Hamas-Terroristen Israel und töteten dabei etwa 1.200 Menschen, überwiegend Zivilist:innen, und entführten etwa 250 weitere Israelis. Israel reagierte darauf mit einer heftigen Luft-, See- und Bodenoffensive, bei der nach Angaben des Gesundheitsministeriums in dem von der Hamas regierten Gebiet mehr als 27.000 Menschen im Gazastreifen getötet wurden. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Für Erdan sei es ein Skandal, dass Russland dennoch eine Hamas-Delegation in Moskau willkommen heißen werde – und das nicht zum ersten Mal. Laut russischen Medien wird vom 29. Februar bis zum 1. März ein interpalästinensisches Treffen in Moskau stattfinden. Russland habe demnach Vertreter von zwölf bis 14 Organisationen eingeladen, darunter auch die Hamas.
Russland sei eines der wenigen Länder außerhalb Nahosts, wo für Hamas-Terroristen der rote Teppich ausgerollt werde, beklagt Erdan. Selbst nach dem brutalen Überfall auf Israel im Oktober 2023.
Er verurteilt das russische Vorgehen in der Ukraine und betont, Israel werde weiterhin an der Seite der Ukraine stehen. Denn: Beide Länder wissen, wie es sich anfühlt, brutal überfallen zu werden. An die restlichen Länder der freien Welt appelliert er: "Wacht auf!"
Anscheinend ist nun aber auch Israel "aufgewacht", so kündigt Erdan an: Israel arbeite daran, der Ukraine ein Frühwarnsystem gegen Raketen und Drohnenangriffe zur Verfügung zu stellen. Brisant: Bisher unterstützte die israelische Regierung die Ukraine vorwiegend durch humanitäre Hilfe und pflegte weiterhin den Zugang zu beiden Seiten.
Israel ging etwa nicht auf die Forderung ein, den ukrainischen Truppen israelische Waffen und Waffensysteme zur Verfügung zu stellen. Allgemein fielen die israelischen Bemühungen, die russische Aggression zu vereiteln, eher bescheiden aus.
Denn Netanjahu steht mit dem Rücken zur Wand. Der Grund: Syrien.
Putins Einfluss in Syrien bringt Netanjahu unter Druck
Laut der Denkfabrik "European Leadership Network" (Elnet) versucht Netanjahu, den Kreml nicht allzu sehr zu verärgern. Denn Russland ist mittlerweile ein dominanter Player in Nahost. "Durch den Rückzug der USA aus der Region entstand ein Vakuum, welches unter anderem von Russland gefüllt werden konnte", heißt es.
Putin konnte durch seine Beihilfe für das syrische Regime im syrischen Bürgerkrieg seit 2015 seine Präsenz und seinen Einfluss in der Region enorm ausbauen. Israel befürchte etwa durch eine Annäherung an die Ukraine und eine offene Verurteilung, Russland könnte den Luftraum über Syrien für das israelische Militär sperren.
Zudem ist die Beziehung Russlands zu Israels größtem Erzfeind Iran ein Dorn im Auge. Die Wutrede von Erdan zeigt: Israel geht wohl nun in die Offensive und warnt vor einem gefährlichen Bündnis. Die Achse zwischen Iran, Syrien, Nordkorea und Venezuela vertiefe sich und Russland stärke seine Beziehungen zu ihr.
"Seht ihr nicht, was uns bevorsteht?" fragt er.
Nach dem Ampel-Aus war abzusehen, dass die Rot-Grüne Minderheitsregierung ohne ihren Ex-Partner FDP nicht mehr viele Projekte im Bundestag umsetzen kann. Denn auch die Union zeigte bei den meisten Themen wenig Interesse an einer Zusammenarbeit.