Es soll eine Protestaktion sein, doch auf viele wirkt sie offenbar geschmackslos. Israels UN-Botschafter Gilad Erdan nahm an einer Versammlung der Vereinten Nationen mit einem gelben "Judenstern" an der Brust teil.
Dabei versprach er provokativ, das Abzeichen so lange zu tragen, bis die Mitglieder des Sicherheitsrats die "Gräueltaten" der Hamas verurteilen. Seine Kritik richtet sich dabei vor allem an den Generalsekretär Antonio Guterres, nachdem dieser vergangene Woche gesagt hatte, dass der Hamas-Anschlag vom 7. Oktober "nicht in einem Vakuum stattgefunden hat".
Zum Hintergrund: Ab 1941 wurden Juden in Deutschland gezwungen, sich öffentlich sichtbar mit dem sogenannten Judenstern zu kennzeichnen. "Einige von Ihnen haben in den letzten 80 Jahren nichts gelernt. Einige von Ihnen haben vergessen, warum dieses Gremium gegründet wurde", sagt Erdan. Das Zwangskennzeichen aus Nazi-Zeiten soll die Anwesenden daran erinnern, "was es bedeutet, im Angesicht des Bösen zu schweigen", führt er aus.
Der Israeli betont dabei, dass er den gelben Stern "als Symbol des Stolzes" tragen werde, bis alle aufwachen und die Gräueltaten der Hamas verurteilen. Eine Aktion, die etwa dem Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, sauer aufstößt.
Auf X, ehemals Twitter, bedauert Dani Dayan, dass die Mitglieder der israelischen UN-Delegation den gelben Stern tragen. "Dieser Akt sei eine Schande sowohl für die Opfer des Holocaust als auch für den Staat Israel", schreibt er. Der gelbe Fleck symbolisiere die Hilflosigkeit des jüdischen Volkes und seine Ohnmacht gegenüber anderen.
"Heute haben wir ein unabhängiges Land und eine starke Armee. Wir sind Meister unseres Schicksals", meint er. Heute sollten die Israelis sich die blau-weiße Fahne an die Brust hängen, keinen gelben Aufnäher.
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat die Anschläge vom 7. Oktober als die schlimmsten gegen das jüdische Volk seit dem Holocaust bezeichnet. Seit Wochen ist der Sicherheitsrat wegen des Krieges und seiner Auswirkungen zerstritten. Bisher wurden vier Resolutionsentwürfe zu dem Konflikt abgelehnt.
Daraufhin fordert die UN-Generalversammlung mit großer Mehrheit in einer nicht bindenden Resolution eine "sofortige humanitäre Waffenruhe" im Gazastreifen. Die Resolution rückt weitgehend die humanitäre Lage im Gazastreifen ins Zentrum. Die Hamas und ihre Gräueltaten wurden jedoch mit keinem Wort erwähnt. Deutschland enthielt sich bei der Abstimmung. Die Haltung der Bundesregierung wurde von mehreren Politiker:innen und Organisationen kritisiert.
Erdan wirft dem Sicherheitsrat vor, die Hamas nicht für den Angriff zu verurteilen. Die Forderung nach Waffenruhe lehnte der israelische UN-Botschafter strikt ab, da es zum Vorteil der Terrororganisation Hamas wäre.
(Mit Material der AFP)