Israel hat als Reaktion auf den brutalen Angriff durch die Hamas massive Luftangriffe im Gazastreifen geflogen.Bild: AP / Fatima Shbair
International
10.10.2023, 16:0517.10.2023, 14:20
Kaum ein Konflikt auf der Welt ist so verworren, eine Lösung so aussichtslos wie der zwischen Israelis und Palästinenser:innen. Sechs Kriege haben die Region bereits erschüttert, seit Samstag tobt der Siebte. Die Dimension der Gewalt ist schockierend: Laut dem israelischen Präsidenten Izchak Herzog sind seit dem Holocaust nicht mehr so viele Israelis gestorben, wie am Tag der Hamas-Offensive am vergangenen Samstag.
Hamas-Terroristen zogen mordend durch israelische Dörfer, massakrierten Hunderte Menschen auf einem Musikfestival und verschleppt Unzählige. Israel reagiert mit massiven Vergeltungsschlägen im Gazastreifen. Über 1500 Tote forderte der Krieg bereits nach wenigen Tagen.
Die Terroristen der Hamas haben ein nie dagewesenes Blutbad unter israelischen Zivilisten angerichtet.Bild: ZUMA Press Wire / Saher Alghorra
Seit rund 75 Jahren stehen sich die Konfliktparteien im Nahen Osten unversöhnlich gegenüber. watson hat die Geschichte der Konflikte im Nahen Osten zusammengefasst.
1948: Staatsgründung Israels
Im November 1947 rief die Vollversammlung der Vereinten Nationen zur Teilung des britischen Mandatsgebiets Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat auf (Resolution 181). Die Jüd:innen stimmten zu, die Araber:innen in Palästina und die arabischen Staaten lehnten den Plan ab.
Gegründet wurde der Staat Israel dann am 14. Mai 1948. Staatsvater David Ben-Gurion verlas damals in Tel Aviv die Unabhängigkeitserklärung. Für Jüd:innen aus aller Welt erfüllte sich damit der Traum einer eigenen Heimstätte, einem sicheren Fluchtort vor Antisemitismus und jahrhundertelanger Verfolgung. Die Einwanderung nach Israel feierten viele als Rückkehr in eine uralte Heimat, aus der ihre Vorfahr:innen fast 2000 Jahre zuvor von den Armeen des Römischen Reichs vertrieben worden waren.
Israels Staatsgründer David Ben-Gurion 1967 in der Wüste Negev. Bild: IMAGO images/Sven Simon
Für die Palästinenser:innen hingegen begann damit ihr Unglück. 700.000 mussten im Zuge der Staatsgründung sowie des ersten Nahostkriegs 1948 fliehen oder wurden vertrieben. Unmittelbar nach Ausrufung des jüdischen Staats hatten fünf arabische Staaten Israel angegriffen.
1948: Erster Nahostkrieg
Ein Tag nach der Staatsgründung Israels erklärten die arabischen Länder Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien dem neuen Nachbarn den Krieg. In diesem Unabhängigkeitskrieg, wie er unter Israelis heißt, konnte sich Israel durchsetzen und eroberte im Anschluss 77 Prozent Palästinas. Im Februar 1949 vereinbarte Israel mit Ägypten einen Waffenstillstand, danach schloss der junge Staat ähnliche Abkommen mit weiteren arabischen Staaten.
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Oktober 1956: Suezkrise
An der Seite Frankreichs und Großbritanniens kämpften israelische Truppen um die Kontrolle des Suezkanals, den Ägypten zuvor verstaatlicht hatte. Der Kanal verbindet den Indischen Ozean mit dem Mittelmeer und ist noch heute einer der wichtigsten Schiffsrouten der Welt.
Bei der Invasion des Gazastreifens und der Sinai-Halbinsel konnte Israel schnell Landgewinne verzeichnen. Als allerdings die Sowjetunion drohte, in den Konflikt einzuschreiten, musste die Regierung um Premier Ben-Gurion eingestehen, dass sie den Sinai auf Dauer nicht halten werden kann. Im Austausch für Sicherheitsgarantien zog sich Israel schließlich zurück, die Vereinten Nationen verhandelten einen Frieden zwischen den Konfliktparteien.
In Port Said, an der Mündung des Suezkanals, haben sich Israel und Ägypten 1956 erbitterte Kämpfe geliefert.imago images/ stock&people
Juni 1967: Sechstagekrieg
Nach massiven Drohungen durch die Nachbarländer griff Israel am 5. Juni 1967 erst Ägypten und dann auch Syrien und Jordanien an. Die arabischen Armeen hatten zuvor ihre Truppen an den Grenzen zu Israel zusammengezogen. Doch der Überraschungsangriff der Israelis – der in die Militärgeschichte eingehen sollte – zerstörte innerhalb kurzer Zeit fast die ganze Luftwaffe Ägyptens sowie die Syriens und Jordaniens.
Israel schlug daraus Kapital, eroberte den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhen und wurde zur Besatzungsmacht. Die UN-Resolution 242 forderte einen Abzug Israels aus den besetzten Gebieten.
Zerstörtes Kriegsgerät auf den Golanhöhen: Israel hat das Hochland im syrischen Grenzgebiet 1967 erobert.Bild: imago images / serienlicht
Aus den palästinensischen Gebieten hat sich Israel jedoch bis heute nicht zurückgezogen. Das betrifft das Westjordanland, den Gazastreifen und den arabisch geprägten, annektierten Ostteil Jerusalems. Die Palästinenser:innen fordern diese Gebiete für einen künftigen unabhängigen Staat.
1973: Jom-Kippur-Krieg
1973 war es wiederum Israel, das von seinen arabischen Nachbarn kalt erwischt wurde. Am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, dem Versöhnungstag, griffen Ägypten und Syrien Israel von zwei Fronten an. Nachdem diese zunächst Geländegewinne auf dem Sinai und den Golanhöhen verzeichnen konnten, schlugen die israelischen Einheiten die Angreifer zurück und drangen einige Wochen später weit in syrisches und ägyptisches Gebiet vor.
Auch hier verhandelten die Vereinten Nationen einen Frieden, infolgedessen sich Israel verkleinerte. Die besetzte Sinai-Halbinsel wurde 1982 an Ägypten zurückgegeben, bei den Golanhöhen weigerte sich Israel jedoch, diese an Syrien abzutreten. Noch heute streiten die beiden Nationen um das Gebiet: Völkerrechtlich gehört es zu Syrien, doch Israel hält es annektiert und baut dort seine Siedlungen aus.
Palästinenseraufstände 1987 bis 1993 und 2000 bis 2005
Neben den israelischen Siedlungen auf den Golanhöhen entzünden sich vor allem an denen in den palästinensischen Gebieten immer wieder Konflikte. In dem seit dem Sechstagekrieg von Israel besetzten Westjordanland sowie im Gazastreifen kam es zu zwei Palästinenseraufständen (1987 bis 1993 und 2000 bis 2005) – auch erste und zweite Intifada genannt –, die viele Todesopfer auf beiden Seiten forderten.
Im Rahmen der nach 1993 unterzeichneten Friedensverträge zwischen Israel und der palästinensischen Befreiungsorganisation PLO erreichten die Palästinenser eine Teilautonomie im Gazastreifen und Westjordanland. Eine angestrebte Ausweitung der Palästinensischen Autonomiegebiete blieb jedoch aus, die Friedensverhandlungen scheiterten 2014 endgültig.
Palästinensische Jugendliche mit Schleudern während eines Straßenkampfes in Ramallah.bild: iMAGO images / UPI Photo
Seit 2008 liefert sich Israel außerdem mit der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Terrororganisation Hamas und anderen militanten Palästinensern immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen – die nun, 2023, in einer nie dagewesenen Gewalteskalation gemündet sind.
Seit 2008: Konflikt mit Hamas
Im Gazastreifen herrscht seit 2007 de facto die islamistische Terrororganisation Hamas. Israel und die Hamas haben sich bereits drei Kriege mit Israel geliefert: 2008/2009, 2012 und 2014. Dabei wurden Tausende von Menschen getötet. Militante Palästinenser im Gazastreifen feuern immer wieder Raketen auf israelisches Grenzgebiet und senden Brand- und Sprengstoff-Ballons.
Israel reagiert darauf meist mit Angriffen auf Hamas-Ziele. Israel hatte 2007 eine Blockade des Gazastreifens verschärft, die inzwischen von Ägypten mitgetragen wird. Beide Länder begründen die Maßnahme mit Sicherheitserwägungen. Rund zwei Millionen Einwohner:innen leben unter sehr schlechten Bedingungen in dem Küstenstreifen am Mittelmeer. Die Zahl der palästinensischen Flüchtlinge und ihrer Nachfahren ist heute auf fast sechs Millionen angewachsen.
(mit Material von dpa und AFP)
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