Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko und Russlands Präsident Wladimir Putin haben ein gutes Verhältnis.Bild: Pool Sputnik Kremlin/AP / Konstantin Zavrazhin
International
Am Freitagabend erschütterte ein Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau Russland. Vier Bewaffnete schossen in der Crocus City Hall um sich, von mindestens 139 Todesopfern ist die Rede.
Die erste Reaktion des russischen Präsidenten Wladimir Putins war, der Ukraine die Schuld für den Anschlag zuzuschieben. Die dementierte. Kurze Zeit später bekannte sich die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag. Das wollte Putin trotzdem zunächst nicht zugeben.
Zu gut passte seine Behauptung in das Bild, das er seit nunmehr zwei Jahren seiner Bevölkerung malt: Die Ukrainer:innen sind die bösen, abtrünnigen und müssten zu russischem Eigentum gemacht werden.
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Irgendwann gab Putin dann doch dem IS die Schuld für den Anschlag – blieb jedoch bei der Behauptung, die Attentäter wollten nach der Tat in die Ukraine fliehen. Das torpedierte wiederum ausgerechnet sein guter Freund und Belarus-Diktator Alexander Lukaschenko.
Laut dessen Aussage, wollten die Attentäter möglicherweise in sein eigenes Land fliehen. Dort seien jedoch gewisse Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. "Sie konnten deshalb nicht nach Belarus gelangen. Das haben sie gesehen. Deshalb sind sie umgekehrt und in Richtung ukrainisch-russische Grenze gefahren", wird Lukaschenko von der belarussischen Staatsagentur Belta zitiert.
Das jedoch widerspricht Putins Erzählung, die Ukraine hätte den Attentätern bereits ein Schlupfloch vorbereitet.
Normalerweise macht der autoritäre Langzeitherrscher der mit Russland verbündeten Ex-Sowjetrepublik gerne mit Putin gemeinsame Sache, ihn zu torpedieren war wohl ein Versehen. Denn ansonsten gilt weiterhin: Putin und Lukaschenko mit vereinten Kräften gegen den Westen, die Nato, die EU.
Vor allem die Lage hin zur polnischen Grenze hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach verschärft. Dort nutzt Lukaschenko Geflüchtete immer wieder gern als Druckmittel, um Sanktionen der EU loszuwerden. Nun überlegt er offenbar sogar, Teile Polens einzunehmen.
Lukaschenko denkt über die hypothetische Eroberung der Suwałki-Lücke nach
Lukaschenko war vor Kurzem laut einem Video, das der polnische Staatssender Belsat TV auf X teilte, zu Besuch bei seinen Truppen in Aschmjany – einer Stadt im Nordwesten Belarus', rund 50 Kilometer von der litauischen Hauptstadt Vilnius entfernt.
Die Stadt befindet sich damit auch in der Nähe der sogenannten Suwałki-Lücke, das Gebiet um die litauisch-polnische Grenze. Es ist die einzige Landverbindung der baltischen Staaten mit den übrigen Nato-Partnern und trennt das Territorium der russischen Exklave Kaliningrad von Belarus.
Ebenjenen Korridor würde Lukaschenko offenbar gerne erobern. Über seine Möglichkeiten erkundigte sich der Diktator bei seinem Besuch in Aschmjany.
In dem Videomitschnitt ist zu sehen, wie Lukaschenko genau wissen will, wie viele Kilometer es von Russland bis zur Region Kaliningrad sind. Ein Offizier im Hintergrund antwortet: "In einer geraden Linie 42 Kilometer, entlang der Grenze etwa 90." "Mh. Fast nichts", antwortet Lukaschenko.
Es sei falsch, wie sich die baltischen Staaten derzeit verhalten, sinniert er. Man müsste sie konfrontieren. Konkret fragt er dann mit einem weißen Spitz auf dem Schoß den Offizier Valery Sakhashchy: "Und Sie nehmen ein Teil Polens ein?" "Einen kleinen Teil"; antwortete der nickend. "Im Norden, richtig?", fragt Lukaschenko nach. "Es ist geplant", erwidert Sakhashchy. Sakhashchy ist Leiter der Abteilung für Landesverteidigung des Vereinigten Übergangskabinetts der demokratischen Kräfte von Belarus und ehemaliger Offizier.
"Sind Sie sicher, dass dieses Gebiet entlang der Front von Ihren Truppen gehalten wird?", fragt Lukaschenko weiter.
"Es liegen militärische Planungsdokumente vor", antwortet Sakhashchy. "Alle Aktionen sind geplant, Fragen der Kampfbereitschaft werden geklärt, das Personal wird vorbereitet, einschließlich der vorgesehenen Angaben nach Ihren Anweisungen geliefert und nun im Auftrag des Verteidigungsministers durchgeführt. Teil der Vorbereitung befestigter Gebiete."
Und weiter: "Wir gehen nicht nur auf die Felder und Übungsplätze, wir beziehen wie jetzt reale Gebiete ein, damit das Personal, die Beamten, das Gelände und die Straßen kennen und wissen: wo, wie, was? Damit sie vor Ort zielführend Entscheidungen treffen können und direkt für konkrete Maßnahmen bereit sind."
Offenbar sind diese Gedanken zwar gegenwärtig noch hypothetisch, vorbereitet ist aber möglicherweise alles.
(Mit Material der dpa)
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