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Ukraine: Charkiw unter Beschuss – Russland beginnt wohl Sommeroffensive

ARCHIV - 10.05.2024, Ukraine, Charkow: Ein Feuerwehrmann geht durch den Qualm eines brennenden Hauses, nach russischen Beschuss. Die russische Armee scheint die von den ukrainischen Verteidigern erwar ...
Die Region Charkiw wird in den letzten Wochen von Russland intensiv angegriffen.Bild: Ukrinform / dpa
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Charkiw unter Beschuss: Russland beginnt wohl "lang erwartete Sommeroffensive"

17.05.2024, 15:18
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Seit mehreren Wochen konzentriert die russische Armee sich in der Ukraine darauf, Ziele rund um die Stadt Charkiw im Osten zu attackieren. Auch wenn die Stadt selbst Expert:innen zufolge für Russland schwer einzunehmen ist, musste sich die Ukraine zuletzt an einigen Fronten in der Region zurückziehen.

Die Angriffe des Aggressors sind intensiv und finden gleichzeitig an diversen Orten statt. So sollen die ukrainischen Truppen in Bewegung gehalten und überfordert werden.

Nun hat sich Sicherheitsexperte Gustav Gressel ein Interview zur derzeitigen Lage im Krieg gegeben. Er sieht Charkiw stark unter Beschuss, auch Russland habe jedoch große Verluste zu verzeichnen.

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Ukraine-Krieg: Experte sieht russische Sommeroffensive

Gressel, Osteuropa-Experte vom Thinktank "European Council on Foreign Relations", erkenne in den russischen Attacken "die lang erwartete Sommeroffensive", sagt er im Gespräch mit ntv.

Dies würden auch die Bilanzen unterstreichen. An "ruhigen Tagen" hätte der ukrainische Generalstab 50 bis 60 schwere Gefechte pro Tag gezählt, vor einigen Tagen sollen hingegen 115 gemeldet worden sein.

Zudem hätte die russische Armee zuletzt Geländegewinne von bis zu eineinhalb Kilometern pro Tag gemacht – obwohl ihr eigen gesetzter realistischer Anspruch gerade einmal 700 Meter pro Tag seien. Dementsprechend resümiert Gressel: "Die Russen sind zurzeit im Leistungsmaximum." Er erwarte, dass sich die Angriffswucht den ganzen Sommer über fortsetzt.

Trotz der "extrem schwierigen Situation" habe die Ukraine wesentliche Frontabschnitte bisher halten können und es geschafft, ihrerseits dem Angreifer "erhebliche Verluste zuzufügen".

Neben den Angriffsstrategien in Charkiw geht Gressel auch auf eine besonders grausame Kriegstaktik der russischen Armee ein.

Russland macht "gezielt Jagd auf Sanitäter"

Laut dem Militärexperten machen die Soldaten "in diesem Krieg gezielt Jagd auf Sanitäter". Demnach hätten Sanitäter:innen "prozentual die höchste Gefallenenzahl in der ukrainischen Armee derzeit" und die "höchste Rate an Verlusten".

10.09.2023, Ukraine, Bachmut: Ukrainische Sanitäter der 3. Angriffsbrigade evakuieren verwundete Soldaten in der Nähe von Bachmut. Foto: Mstyslav Chernov/AP +++ dpa-Bildfunk +++
Ukrainische Sanitäter:innen werden wohl gezielt von russischen Soldaten angegriffen.Bild: AP / Mstyslav Chernov

Die russischen Soldaten würden das Feuer auf sie konzentrieren, sobald sie Bergungstrupps auf dem Schlachtfeld erkennen. Der Grund: "Um die Moral auf der ukrainischen Seite zu untergraben."

Dies erschwere die Bergung ukrainischer Verletzter. Daher sei die geplante Sendung von 100 Schützenpanzern der USA an die Ukraine wichtig. Diese könnten Verletzte mit bestem Schutz und bester Mobilität bergen und angreifende Gegner mit einer eigenen Maschinenkanone fernhalten.

Charkiw wohl schwer für russische Armee einzunehmen

Erobern wird Russland Charkiw trotz der harten Angriffe wohl erstmal nicht. Nico Lange, ebenfalls Sicherheitsexperte, sagte zuletzt gegenüber tagesschau24, dass ein Sturm auf die Stadt nicht drohe. Aufgrund der zusammengezogenen ukrainischen Soldat:innen und des flachen Gebiets, erleiden Angreifer dort hohe Verluste.

Russlands Offensive ziele darauf ab, die ukrainische Armee zu destabilisieren und die Kräfte zu binden. Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte vor einigen Tagen, Russland versuche, die ukrainischen Soldaten auseinanderzuziehen und die Moral zu untergraben.

Gaza: Zustimmung zu Hamas-Massaker am 7. Oktober stark gesunken

Die Lage im Krieg zwischen Israel und der Hamas bleibt auch acht Monate nach Beginn kritisch. Eines hat sich jedoch geändert: Ende 2023 lag die internationale Solidarität noch klarer auf Seiten der angegriffenen Israelis. Die Hamas war am 7. Oktober in Israel eingefallen und hatte dabei mehr als 1000 Menschen getötet, zudem weitere verletzt, gequält, vergewaltigt oder verschleppt und als Geiseln genommen.

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