Im Angriffskrieg gegen die Ukraine scheint es im einen Moment, als hätte Russland die Oberhand, einige Tage oder Wochen später, die Ukraine. Allerdings mehren sich die Berichte über sich zurückziehende ukrainische Truppen aus Städten und Dörfern an der Front, vor allem nahe Charkiw. Russlands Soldaten greifen derzeit an mehreren Orten in der Nähe gleichzeitig an.
Zuletzt mutmaßten Expert:innen, dass Russland die ukrainische Ressourcen- und Personalnot nutzen möchte, um die Front zu erweitern. So müsse die Ukraine ihre Truppen ständig hin- und herschieben.
Sowohl die Ukraine als auch Russland muss zudem seit Monaten mit einer dünnen Personaldecke auskommen. Seit einigen Wochen ist etwa bekannt, dass Menschen aus Nepal und Indien an der russischen Front gegen die Ukraine kämpfen. Nun wird klar, dass deren Eingliederung nicht nur durch dubiose Anwerbungspraktiken zustande gekommen ist, sondern auch von Komplikationen begleitet ist. Es herrschen offenbar gefährliche Kommunikationsprobleme zwischen den südasiatischen Unterstützern und den russischen Soldaten.
Der Experte und ehemalige Berater der ukrainischen Regierung für innere Angelegenheiten, Anton Gerashchenko, hat auf X ein Video veröffentlicht, das ein Aufeinandertreffen der russischen Soldaten und nepalesischer Söldner zeigt. Gerashchenko hat die Aufnahmen mit Untertiteln versehen, welche die Überforderung beider Gruppen beim Versuch gegenseitiger Verständigung verdeutlichen.
Die Nepalesen brauchen offensichtlich eine Einführung ins Gelände und wollen wissen, in welcher Richtung ihr Feind liegt – normalerweise wäre das leicht erklärt. Es stellt sich jedoch als Problem heraus, dass die zugestoßenen Söldner kein Russisch sprechen – und die russischen Soldaten kaum Englisch. So entsteht eine bizarre Situation.
Auf einer Erhöhung im Schützengraben versuchen die russischen Soldaten ihren Unterstützern auf Sand aufzuzeichnen, in welcher Himmelsrichtung die Ukraine liegt. Während sie in den Norden zeigen, sagt einer von ihnen auf Russisch: "Ukraine!" Anschließend tippen sie Richtung Süden und erklären: "Russland!"
Anschließend: "Weißt du, wo die Sonne aufgeht? Schieß nicht dahin." Das fragt einer von ihnen auf Russisch, obwohl die nepalesischen Unterstützer auch diesen Satz wahrscheinlich nicht verstehen.
Die Art und Weise, wie Russlands Armee Nepalesen und Inder angeworben hat, stößt auf viel Kritik. Anscheinend gab es falsche Versprechungen: Gelockt wurde etwa mit hohen Gehältern, der russischen Staatsbürgerschaft oder falschen Jobbeschreibungen. "Militärische Helfer" sollten sie werden, keine Soldaten an der Front.
Zuletzt hat die "taz" berichtet, dass nun auch die indischen Behörden gegen eine in Delhi ansässige Visa-Beratungsfirma vorgehen. Diese habe "rund 180 Inder nach Russland geschickt". Zudem habe die indische Polizei vier Personen aus Südindien festgenommen, "die junge Landsleute unter Vortäuschung falscher Tatsachen zur Teilnahme am Krieg in der Ukraine nach Russland vermittelt haben sollen."
Auch das indische Außenministerium hat sich demnach eingeschaltet und erklärt, die Angelegenheit "nachdrücklich" mit Russland besprochen zu haben.