Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist in der Nacht zum Freitag überraschend gemeinsam mit seiner Frau Olena nach Kanada gereist.Bild: Canadian Press via ZUMA Press / Justin Tang
International
22.09.2023, 17:4322.09.2023, 17:47
Wolodymyr Selenskyj steht neben seiner Frau Olena in einem großen Kuppelsaal im Nationalarchiv in Washington. Der ukrainische Präsident wie üblich im olivgrünen Militärhemd, seine Frau in heller Bluse, mit hochgesteckten Haaren. Die beiden treten abwechselnd ans Mikrofon und sprechen zu den geladenen Gästen, vor allem aber zum US-amerikanischen Volk. Ihre zentrale Botschaft: Danke.
"Es gibt keine einzige Seele in der Ukraine, die nicht Dankbarkeit empfindet gegenüber Ihnen, Amerika", sagt Selenskyj. "Gegenüber Ihnen, die uns helfen – nicht, weil Sie es müssen, sondern weil Ihr Herz es nicht anders zulässt." Der 45-Jährige schiebt nach: "Das ist Menschlichkeit." Das sei das, was Amerika und die Ukraine ausmache.
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Selenskyj befindet sich aktuell auf Auslandsreise. Zunächst nahm er an der UN-Generaldebatte in New York teil, dann wurde er von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen. Außerdem traf er in der Hauptstadt Washington mehrere Kabinettsmitglieder, darunter Verteidigungsminister Lloyd Austin, sowie Kongressabgeordnete.
Teil seiner Mission bei den bisherigen Stationen war es, kriegsmüde Skeptiker von seinem Kurs zu überzeugen und zu erklären, warum Gespräche mit Moskau zum jetzigen Zeitpunkt für ihn undenkbar sind. Nun ist er überraschend nach Kanada weitergereist.
Während Selenskyj mit warmen Worten vor das US-amerikanische Volk trat, machte am Donnerstag auf X, ehemals Twitter, ein brisantes Video die Runde: Selenskyj solle angeblich statt mit dem Slogan "Glory to Ukraine", also "Ruhm der Ukraine", mit "Glory to Urine", also "Ruhm dem Urin", in New York begrüßt worden sein.
Schreibfehler oder Reflexion? Fake-Video von Selenskyj-Begrüßung verbreitet
Auf einer Manhattener Anzeigetafel prangte angeblich zur Begrüßung Selenskyjs in der Stadt eine große digitale Ukraineflagge auf der einen Seite einer Hauswand – über Eck, auf der anderen Seite ein Bild des ukrainischen Präsidenten.
Brisant: Auf der Flagge standen nicht etwa die bekannten Worte "Glory to Ukraine", sondern "Glory to Urine". Das behaupteten zumindest zahlreiche X-User:innen. In den USA trendete dieser Slogan auf X.
Kurzzeitig wurde auch darüber berichtet, dass der Betreiber der Anzeigetafel den Fehler auf einen technischen Fauxpas geschoben hatte. Nämlich, dass eine KI Schuld gewesen sein soll und die gelbe Farbe der Flagge der Ukraine mit Urin verglich und das Wort deshalb unbemerkt ausgetauscht hatte.
Andere wollten gewusst haben, dass es an einer Reflexion gelegen haben soll. Sowohl die Flagge auf der Anzeigetafel soll sich bewegt haben als auch das Licht, dass die Anzeige auf der Tafel verfälscht haben soll.
Doch offenbar ist das Video ein kompletter Fake.
Reporter deckt Fake-Video auf
Der leitende NBC-Reporter Ben Collins fuhr kurzerhand zu besagter Straßenecke und dokumentierte, was er dort vorfand: Collins stellte fest, dass der Clip, in dem im Hintergrund New York City zu sehen ist, nicht aktuell sein kann.
Denn: Offenbar hätten sich sonst zahlreiche Bauwerke innerhalb weniger Stunden vollends verändert.
Collins lobte in einem Video scherzhaft "den Einfallsreichtum amerikanischer Bauarbeiter". Er sagte:
"Weißt du, wo heute Morgen 'Glory to Urine' stand und das ganze Gerüst da war und all das Zeug anders war? Jetzt ist einfach alles weg, und sie haben heute neue, völlig neue Geschäfte gegründet. Also wirklich gute Arbeit, Amerika. Ich bin sehr stolz auf uns."
Ein X-User zeigte, wie die Straßenecke in Wahrheit aktuell aussehen soll:
Unklar ist, wo das Fake-Video herkommt. Einige vermuten, dass es wohl zu Propaganda-Zwecken zuerst auf russischen Websites veröffentlicht worden sein könnte.
Zudem ist kurios, dass am unteren Bildrand ein Wasserzeichen des rechten US-Fernsehsenders Fox News zu sehen ist. Auf Anfrage der Seite "snopes" teilte ein Sprecher des Senders jedoch mit, dass sie das Video nicht veröffentlicht hätten.
(Mit Material der dpa)
Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine liefert Apple keine Produkte mehr nach Russland. Auch Apple Pay und Apple Maps stellte das Unternehmen dort ein. Trotzdem stand Apple schon häufiger in der Kritik, inoffiziell mit dem Kreml zu kooperieren.