Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk wettert gegen eine Gruppe von Intellektuellen. Bild: dpa / Michael Kappeler
International
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk wütet wieder auf Twitter. Diesmal nimmt er eine Gruppe von Prominenten und Intellektuellen ins Visier. Der Grund: Ein Appell der 21 bekannten Personen in der Wochenzeitung "Zeit".
"Nicht schon wieder", twittert Andrij Melnyk als Reaktion auf einen "Zeit"-Beitrag mit dem Titel "Waffenstillstand jetzt!". So beginnt er den Tweet, mit dem er die bekannten Personen scharf kritisiert.
"Pseudo-intellektuelle Loser"
Andrij Melnyk über die Verfasser des Appells
Was die Unterzeichnenden in ihrem Appell fordern
21 Personen, Prominente wie bekannte Wissenschaftler und Philosophen, üben mit ihrem Appell scharfe Kritik am Vorgehen der Bundesregierung in Sachen Ukraine-Politik: Je länger die bisher getroffenen Maßnahmen andauerten, desto unklarer werde das damit verbundene Kriegsziel, schreibt die Autoren-Gruppe.
Die Unterzeichnenden untermauern ihre Aussage mit einem Hinweis auf die Einschätzungen einiger "Militärexperten": "Ein Sieg der Ukraine mit der Rückeroberung aller besetzten Gebiete einschließlich der Oblaste Donezk und Luhansk und der Krim gilt unter Militärexperten als unrealistisch (...)", heißt es in dem Beitrag.
Die Schriftstellerin Juli Zeh ist eine der Verfasserinnen.Bild: rtn - radio tele nord / rtn, ulrike blitzner
Die Gruppe fordert deshalb ein Überdenken der Ukraine-Politik: "Die westlichen Länder, die die Ukraine militärisch unterstützen, müssen sich fragen, welches Ziel sie genau verfolgen und ob (und wie lange) Waffenlieferungen weiterhin der richtige Weg sind." Die Fortführung des Krieges mit einem vollständigen Sieg der Ukraine über Russland bedeute tausende weitere Kriegsopfer, "die für ein Ziel sterben, das nicht realistisch zu sein scheint."
Des Weiteren seien die Kriegsfolgen nicht mehr nur auf die Ukraine begrenzt, sondern er verursache massive humanitäre, ökonomische und ökologische Notlagen auf der ganzen Welt, schreiben die Unterzeichnenden.
Die Autoren-Gruppe fordert ein Ende des Krieges durch weitere Verhandlungen.
Andrij Melnyk wettert gegen Verfasser
Eine Meinung, die der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk nicht teilt. Er kann den Artikel, den unter anderem bekannte Gesichter wie die Schriftstellerin Juli Zeh, der Philosoph Richard David Precht oder der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar verfasst haben, nicht nachvollziehen.
Er greift in seinem Tweet zu einer scharfen Wortwahl und Bezeichnet die Gruppe der Autorinnen und Autoren gar als "Pseudo-intellektuelle Loser".
"Ihr alle Varwicks, Vads, Kluges, Prechts, Yogeshwars, Zehs & Co. sollt euch endlich mit euren defätistischen „Ratschlägen“ zum Teufel scheren."
Andrij Melnyk
In seinem Tweet richtet er sich direkt an sie, nennt einige namentlich. "Ihr alle Varwicks, Vads, Kluges, Prechts, Yogeshwars, Zehs & Co. sollt euch endlich mit euren defätistischen „Ratschlägen“ zum Teufel scheren. Tschüß", wütet er.
Reaktionen auf den Brief in der "Zeit"
Andrij Melnyk ist nicht der einzige, der sich auf Twitter zu dem Brief äußert.
Es gibt Stimmen, die den Verfassern des Artikels zustimmen, wie zum Beispiel Luigi Pantisano oder Sevim Dağdelen, beide von der Partei "Die Linke". Pasitano schreibt: "Ein richtiger und wichtiger Appell. Nur ein Waffenstillstand und ernsthafte Friedensverhandlungen werden in der Ukraine zum Frieden führen."
Andere wiederum widersprechen den Forderungen in dem Appell und üben Kritik daran. Ein User bezeichnet die Forderung etwa als "falsch und fatal". Eine Frau interpretiert ihn auf Twitter als Ratschlag an die Ukraine "sich lieber nicht zu verteidigen".
Reaktionen auf den Tweet von Melnyk
Auch unter dem Tweet von Andrij Melnyk selbst häufen sich die Kommentare. Zwar stimmen ihm Menschen teilweise zu, aber auch kritische Stimmen bleiben nicht aus. Insbesondere seine Wortwahl fällt vielen Usern negativ auf.
Ein User bezieht sich zum Beispiel auf die Äußerung Melnyks, dass sich die Verfassenden "zum Teufel scheren" sollen. Der Twitter-User schreibt: "(...) In Deutschland darf jeder seine Meinung sagen und hier wird auch keiner zum Teufel geschert. Das nennt man Meinungsfreiheit. Wenn Sie damit ein Problem haben, dann treten Sie zurück."
Melnyk schon vorher mit wütenden Äußerungen aufgefallen
Dass Melnyk sich durch seine scharfe Wortwahl auffällt, ist nicht das erste Mal. Erst vor Kurzem machte er eine umstrittene Aussage über Bundeskanzler Olaf Scholz. Ihn bezeichnete er als "Leberwurst", entschuldigte sich wenig später aber dafür.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass nach der Kritik an den Waffenlieferungen durch eine Gruppe von Leuten eine heftige Debatte entbrannte: Im Mai hatten bekannte Persönlichkeiten um Alice Schwarzer in dem Magazin "Emma" einen Brief veröffentlicht, in dem sie die Waffenlieferungen heftig kritisierten.
Auch dazu äußerte sich Andrij Melnyk damals. Auf Twitter schrieb er: "(...) Nichts aus der Geschichte gelernt. Traurig."
(and)
In der SPD tobt derzeit die K-Frage, die Diskussion über den nächsten Kanzlerkandidaten. Kanzler Olaf Scholz zeigt sich entschlossen, erneut anzutreten. Doch die Umfragen sprechen eine andere Sprache, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.