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Dmitri Sytyi: Prigoschins Schatten in Afrika

Dmitri Sytyi
Dmitri Sytyi ist nach einem Bombenanschlag wieder zurück in Bangui (Zentralafrikanischen Republik).Bild: Facebook / Dmitri Sytyi
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Dmitri Sytyi, Prigoschins Schatten in Afrika

Dmitri Sytyi ist eine wichtige Figur auf dem Wagner-Schachbrett in Afrika. Nach seinem Studium in Frankreich und Spanien spielt er nun den Schattenmann in der russischen Desinformationskampagne und heizt die antiwestliche Stimmung an.
03.08.2023, 11:50
sven papaux / watson.ch/fr
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In der Zentralafrikanischen Republik ist die politische Lage derzeit besonders angespannt. Die französische Botschaft ist verwüstet worden, im Niger fliegen antifranzösische Slogans wie Kugeln durch die Luft und Emmanuel Macron hat die Evakuierung seiner Staatsbürger angeordnet. Frankreich, der Feind der Demokratie, während die russischen Flaggen sichtbar sind und im Wind einer von Jewgeni Prigoschins Handlangern inszenierten Revolte wehen.

Hinter dem positiven Bild, das in diesem Teil der Welt von Russland vorherrscht, gibt es eine Verbindung zwischen den Wagner-Söldnern und einem Mann im Schatten: Dmitri Sytyi, der als Direktor des Kulturzentrums "Russisches Haus" in Bangui waltet.

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Die westlichen Medien wurden nach einem Paketbombenanschlag im Dezember 2022 auf ihn aufmerksam. Verwundet wurde Sytyi damals ins Krankenhaus gebracht und anschließend in seine Heimat Russland zurückgebracht. Mittlerweile ist er längst wieder in Bangui angekommen, wie mehrere Medien berichteten.

Diskretion und Auslandsstudien

Der französische Philosoph Edgar Morin sagte einst: "Es ist immer das, was leuchtet, das im Schatten bleibt." Im Falle von Sytyi scheint dieser Satz durchaus zu stimmen. Der am 23. März 1989 in St. Petersburg geborene Dimitri Sytyi gehört zu einer neuen Generation von Russen, die in ganz Europa an Eliteschulen ausgebildet wurden.

Von 2006 bis 2011 besuchte er die Staatliche Universität für Wirtschaft und Finanzen in seiner Heimatstadt, bevor er von 2011 bis 2012 einen Master in Kulturmanagement an der Internationalen Universität von Katalonien in Barcelona machte. Anschließend legte er von 2014 bis 2015 einen Master in internationalem Marketing und Business Development nach, den er an der Skema Business School in Paris absolvierte.

Aufgrund dieser verschiedenen studentischen Erfahrungen beherrscht er laut seinem Lebenslauf mehrere Sprachen, darunter auch Französisch. Vor allem konnte er viel Erfahrung in den Bereichen Digitalstrategie und Marketing sammeln.

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Jewgeni Prigoschin ist der Chef der berüchtigten Wagner-Gruppe.Bild: Telegram / Prigoschin

Jewgeni Prigoschin nutzt diese Eigenschaften, um ihn in seiner Unternehmenskonstellation optimal einzusetzen. Sytyi wird bei der Internet Research Agency in der Übersetzungsabteilung als Spezialist für die Manipulation öffentlicher Meinungen eingestellt, wie die Website All eyes on Wagner berichtet.

2017: Aufbruch in die Zentralafrikanische Republik

Dimitri Sytyi landet Ende September 2017 in der Zentralafrikanischen Republik. Diese Ankunft wird durch einen Brief bestätigt, der All eyes on Wagner vorliegt und mit dem Logo der Firma M-Invest versehen ist. Das mit Jewgeni Prigoschin verbundene Unternehmen war der Einladung des zentralafrikanischen Präsidenten Faustin Archange Touadera zum Abbau von Bodenschätzen gefolgt.

Schon bald wird der neue Zögling von "Putins Koch" Prigoschin an der Seite von Valerij Sacharow, dem sehr einflussreichen Berater für innere Sicherheit von Präsident Touadéra, gesichtet. Eine immer stärkere und sichtbarere Präsenz, die den jungen Russen zu einem strategischen Element der Wagner-Gruppe bei der Vermittlung der zentralafrikanischen Präsidentschaft macht. Er wird diese Rolle weiter ausbauen, indem er Präsident Touadéra bei einigen Reisen nach Russland begleitet.

Dmitri Sytyi am internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg, 2018.
Dmitri Sytyi am internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg, 2018.Bild: All eyes on wagner

All eyes on Wagner führt weitere Details an. Sytyi wird ab dem 10. August 2018 Aktionär der zentralafrikanischen Firma Lobaye Invest SARL, die zum Imperium des Wagner-Chefs gehört. Das Unternehmen ist im Bergbau – Gold und Diamanten – tätig und kontrolliert vor allem die Einflussnahme der Wagners in der Zentralafrikanischen Republik. Neben der Finanzierung verschiedener Radiosender, Internetseiten und sogar NGOs werden auch Flugblätter in den Strassen von Bangui verteilt, um diese sicherheitspolitische Unterstützung zu untermauern.

Auf dem russischen Fernsehsender RT unterstützt Sytyi die Position der Afrikaner öffentlich: "Die Menschen haben die Arroganz des Westens und die Tatsache satt, dass sie den afrikanischen Ländern die Spielregeln aufzwingen."

Am 3. Juni 2021 erscheint Dimitri Sytyi als Generaldirektor des "Russischen Hauses", eines Kulturzentrums in der Nähe der russischen Botschaft in Bangui.

Eine Annäherung an die Macht, die afrikanische und westliche Medien dazu veranlasst, der immer stärker werdenden russischen Einmischung in der Zentralafrikanischen Republik zu misstrauen. Die Bewegung Vereinigte Herzen (MCU) von Präsident Touadéra verstärkt nur die Ängste und Zweifel der zentralafrikanischen Bürger bezüglich der nationalen Souveränität und der Unabhängigkeit ihres Heimatlandes.

Dmitri Sytyi in einem Fernsehinterview.
Dmitri Sytyi in einem Fernsehinterview.Bild: Screenshot / Vision 4 Télévision

Über die Wagner-Söldner treibt die Präsenz Russlands in Afrika eine umfassende Desinformationskampagne voran. Diese von Wagner (und Moskau) ausgeheckte Einmischung hat zum Ziel, die Verfassung zu ändern, damit ihr Verbündeter Touadéra eine dritte Amtszeit anstreben und sich potenziell lebenslang an der Macht halten kann.

Neues Ziel Niger?

Seit dem Putsch und der Inhaftierung von Präsident Bazoum am 26. Juli könnte Sytyi in Niger eine zentrale Rolle spielen – angesichts der vielen russischen Flaggen, die in der tosenden Menge wogen. Von der Bildung einer neuen Militärjunta könnten Moskau und die Wagners profitieren, wie sie es mit Burkina Faso und Mali getan haben – zwei Länder, die die französische Armee verlassen hat, weil sie unerwünscht geworden ist.

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