Josh Shapiro ist Gouverneur des Swing States Pennsylvania. Und wird als möglicher "Running Mate" von Vize Kamala Harris gehandelt.Bild: imago images / Lev Radin
International
03.08.2024, 11:5007.08.2024, 12:13
Kamala Harris sorgt für eine große Überraschung im Wahlkampf 2024. US-Präsident Joe Biden gab dem enormen Druck von den US-Medien und aus den eigenen Reihen nach, den Weg für seine jüngere Kollegin freizumachen.
Nun kommt es höchstwahrscheinlich zu einem Duell zwischen der 59-jährigen Anwältin und dem verurteilten Straftäter Donald Trump. Dieser wurde bereits auf dem Parteitag zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner ernannt. Als "Running Mate" holt er sich J.D. Vance zur Seite. Das Duo der Republikaner ist damit komplett.
Bei den Demokraten fallen jedoch nochmal die Würfel neu, schließlich sollte eigentlich Harris als Vize-Präsidentin mit Biden den Wahlkampf bestreiten. Nun ist sie selbst auf der Suche nach ihrem passenden Partner, um das Weiße Haus zu erobern.
Die Auswahl wird immer enger und fällt vor allem auf männliche Kandidaten. Einer davon ist der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro. Doch wer ist der Demokrat und warum wird er auch "Völkermord-Josh" genannt?
Josh Shapiro: Kindheit und Karriere
Josh Shapiro wurde am 20. Juni 1973 in Missouri geboren, wuchs aber in einem Vorort von Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania auf. Sein Vater arbeitete als Kinderarzt und seine Mutter war Erzieherin.
Der junge Shapiro beobachtete, wie sich seine Eltern in den Dienst der Gemeinschaft stellten – sein Vater diente für die USA auch in der Marine. Sie seien sein Vorbild und hätten ihn dazu inspiriert, in den öffentlichen Dienst zu gehen.
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Shapiro erwarb einen Abschluss in Politikwissenschaften an der University of Rochester und einen Abschluss in Rechtswissenschaften an der Georgetown University. Von da an ging es für den Demokraten auf der politischen Karriereleiter steil hinauf – bis zum Posten des Gouverneurs in Pennsylvania. Das Amt übt er seit dem 17. Januar 2023 aus.
Als Gouverneur rückte er etwa in den Fokus, als er erfolgreich das Wahlrecht verteidigte, die reproduktive Freiheit schützte, mächtige Unternehmen – wie Opioidhersteller – zur Rechenschaft zog und die bahnbrechende Untersuchung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche beaufsichtigte.
US-Gouverneur Shapiro: Seine Frau und Kinder
Shapiro ist seit 1997 mit seiner Highschool-Liebe Lori verheiratet. Das Paar hat vier gemeinsame Kinder: Sophia (22), Jonah (19), Max (15) und Reuben (13).
Josh Shapiro mit seiner Fau Lori und den vier gemeinsamen Kindern.Bild: imago images / Kirby Lee
Lori und Josh lernten sich in der 9. Klasse ihrer Schule in Montgomery County kennen. Nach ihrem Abschluss an der Colgate University arbeitete Lori für ein Beratungsunternehmen im Bereich Informationstechnologie, während sie abends ihren Hochschulabschluss machte. Lori erwarb einen Master-Abschluss in Wissenschaft, Technologie und öffentlicher Politik an der George Washington University.
Lori sattelte dann aber nochmals um und ließ sich zur Erziehungsberaterin ausbilden. Heute nutzt sie ihre Fähigkeiten, um neuen Eltern auf ihrem Weg zu helfen. Zudem unterstützt Lori heute als "Pennsylvania's First Lady" oft Organisationen, die sich für die Bekämpfung von Hunger und Armut einsetzen.
Laut eigener Angabe ist Lori zudem eine Tierliebhaberin (die Shapiros haben zwei Hunde – Bo und Bentley), eine Hobby-Bäckerin, eine angehende Laufenthusiastin und ein begeisterter Philly-Sportfan.
Warum Josh Shapiro für Harris wichtig ist
US-Expert:innen sind sich einig: Entscheidend für den Wahlausgang werden die Swing States in den USA sein. Auf Deutsch "Wackelstaaten" oder "Schaukelstaaten", wo ein klarer Sieg der Demokraten oder Republikaner unvorhersehbar ist.
Dazu gehört der US-Bundesstaat Pennsylvania – und ausgerechnet hier ist noch Aufholbedarf für Harris.
Eine Bloomberg-Umfrage vom 24. bis 28. Juli zeigt, dass Harris in sechs von sieben Swing States vor Trump führt. Nur in Pennsylvania und North Carolina hält sich der 78-jährige Republikaner an der Spitze. In Georgia liegen sie gleichauf.
Shapiro gilt als gemäßigter Demokrat, der unabhängige Wählende anspricht und die Unterstützung für Harris in einem kritischen Wahlkreis, den die Demokraten 2020 knapp für sich entscheiden konnten, verstärken kann.
Sprich, mit Shapiro an Harris' Seite könnte sich das Blatt zum Gunsten der Demokraten bis zu den Wahlen im November wenden. Zudem sollte es wohl auch kein Zufall sein, dass Harris ihren "Running Mate" ausgerechnet bei einer Wahlkampfkundgebung in Philadelphia im Swing State Pennsylvania bekannt gibt.
Heftige Kritik an Shapiro: "Völkermord-Josh"
Bei näherem Hinsehen fällt aber auf, dass eine Kandidatur des 51-jährigen Shapiros für Harris durchaus mit Risiken verbunden ist. CNN-Moderator John King fasst es kurz und knapp zusammen: "Er ist Jude, also könnte es riskant sein, ihn auf die Wahlliste zu setzen." Shapiro wäre nach Joe Liebermann im Jahr 2000 erst der zweite Kandidat jüdischen Glaubens, der Vize-Präsident der USA werden will.
Gerade der Nahostkrieg löst eine hitzige Debatte in den USA aus. Biden hat bereits aufgrund seiner uneingeschränkten Unterstützung für Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu den Zuspruch unter jungen sowie muslimischen US-Wählenden eingebüßt.
Bei Wahlkampfterminen musste sich Biden bereits von Linken auch als "Völkermord-Joe" bezeichnen lassen. Eine Kritik, die nun auch auf Josh Shapiro überschwappt.
Denn ihm wird wiederholt vorgeworfen, er würde sich nicht genug um die zivilen Opfer in Gaza kümmern. Es existiert sogar eine Website mit der Domain "NoGenocideJosh.com" – die unmissverständliche Forderung: Harris solle auf "Völkermord-Josh" verzichten.
Eine Übertreibung. Schließlich hatte sich Shapiro deutlicher gegen die Netanjahu-Regierung gestellt, als es Biden oder Harris je getan haben. So machte der 51-Jährige bereits im Januar deutlich, dass er Netanjahu für einen der "schlechtesten Staatschefs aller Zeiten" hält. Er drängte zudem auf eine "sofortige Zweistaatenlösung", die Netanjahu strikt ablehnt.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Ganz anders als sein Chef, Bundeskanzler Olaf Scholz. Der will trotzdem Kanzlerkandidat seiner Partei werden.