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Gruppe Wagner wirbt um neue Soldaten – mit Werbespots und Musikvideos

Wagner Söldner spielt Gitarre während ein Grad-Batteriesystem Munition abfeuert
Bizarr: Ein Wagner-Söldner spielt Gitarre, während ein Mehrfachraketenwerfersystem Munition abfeuert.Bild: Telegram / Gruppe Wagner
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Gruppe Wagner wirbt verzweifelt um neue Soldaten – mit Werbespots und Musikvideos

19.05.2023, 16:37
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"Wenn Sie zwischen 22 und 60 Jahre alt sind, wenn Sie ein Patriot unseres Landes sind, wenn Sie einen starken Geist haben, warten wir auf Sie" – das schreibt die Gruppe Wagner bereits am 27. April auf ihrem offiziellen Telegram Kanal. Gesucht werden Männer – nur Männer, wie es in der Stellenausschreibung eindeutig heißt, die bereit sind, für Russlands Krieg in der Ukraine zu sterben.

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Männer, die bereit sind, andere Menschen zu töten. Und das für ein Gehalt von – so steht es zumindest in der Ausschreibung – mindestens 240.000 Rubel pro Monat. Boni seien hier noch nicht mit einberechnet. Doch: "Wie die Erfahrung zeigt, in diesem Bereich in der Regel einen Bonus von einer Million." 240.000 Rubel sind umgerechnet rund 2780 Euro.

Die Gruppe Wagner hat bereits seit längerer Zeit Personalprobleme. Spätestens seit deren Chef Jewgeni Prigoschin nicht mehr in russischen Straflagern rekrutieren kann, ist die Söldnertruppe verzweifelt auf der Suche nach neuen Anwärtern.

Wagner-Gruppe wirbt in jedem Beitrag um neue Soldaten

Seit der Aufruf im April gestartet wurde, hat sich aber offenbar nicht so viel getan. Denn auf dem Telegram Account wirbt das private Militärunternehmen immer wieder um neue Leute. Man versucht, mit Emotionen zu spielen, veröffentlicht regelmäßig Werbeclips, die verdeutlichen sollen, wie stark die Gruppe angeblich ist.

Unter gefühlt jeden Beitrag schreibt die Privatarmee: "Schließt euch der stärksten Armee der Welt an, der PMC Wagner!!!"

Jetzt versucht man es mit Kunst und Musik. Epische Klänge, schöne Sängerinnen und die Liebe zu Russland sollen der Audienz im Telegramm-Channel Lust auf den Kampftrupp machen. In einem Lied wird theatralisch über die zurzeit umkämpften Stadt Bachmut gesungen – gezeigt werden Videoausschnitte von Wagner-Kämpfern und Panzern oder Mörsern, die ihre Munition abfeuern.

Künstler:innen malen heldenhafte Abbildungen von Wagner-Kämpfern, die bereits gestorben sind, mit einem Promo-Auto fährt man durch Moskau und verteilt Flyer.

Absurde Heroisierung von Wagner-Söldnern im Kampf.
Absurde Heroisierung von Wagner-Söldnern im Kampf.Bild: Telegram / Gruppe Wagner

Ukrainer:innen töten und im selben Zug vermutlich als menschlicher Schutzschild ganz vorn an der Front kämpfen. Die Gruppe Wagner versucht auf perfide und bizarre Art und Weise, an neue Rekruten heranzukommen.

Absurde Versprechungen in Sachen Arbeitnehmerschutz gibt es noch obendrauf:

"Als Arbeitnehmer erhalten Sie bezahlten Urlaub, Behandlung, Entschädigung, einen gut bezahlten Job für den Fall, dass Sie aufgrund von Verletzungen nicht auf Geschäftsreisen gehen können, und die Möglichkeit, in der ganzen Welt zu arbeiten!"

So steht es in der Stellenausschreibung.

Der Trupp russischer Söldner ist bekannt für seine Grausamkeit – ihm werden unzählige Kriegsverbrechen vorgeworfen, die er sogar schon vor dem Krieg in der Ukraine, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent, begangen haben soll. Was in dem Aufruf um neue Mitglieder allerdings nicht erwähnt wird: Den Kämpfern mangelt es massiv an Munition.

Wagner-Chef Prigoschin legt sich bereits seit Monaten immer wieder öffentlich mit dem russischen Verteidigungsminister Sergei Shoigu an. Erst kürzlich veröffentlichte er auf seinem Telegram Kanal ein Video, in dem er vor einem Berg an Leichen geradezu ausrastet. "Ihr seid Abschaum, der uns keine Munition liefert – ihr werdet in der Hölle schmoren", schreit er in die Kamera.

Russland: Putin prellt Soldaten-Familien um Geld mit perfidem Vorgehen

Die Ukraine gerät im Krieg gegen den russischen Aggressor zunehmend ins Hintertreffen. Während es vielerorts an Munition und Gerät mangelt, rückt Russland im Donbass immer weiter vor, und die Luftwaffe verbucht weitreichende Angriffe auf ukrainische Frontstellungen und Städte im gesamten Land. In einem kürzlich erschienenen Interview bei CBS sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, er erwarte eine russische Offensive im Dombass für Ende Mai oder Juni.

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