Russland steht vielerorts unter Wasser.Bild: imago images / Kiril Zykov
International
Russland steht in weiten Teilen unter Wasser. Die Frühjahrsflut soll nach Zählungen der Behörden bereits 18.000 Häuser unter Wasser gesetzt haben. Vor allem in den Gebieten Orenburg im Süden des Ural-Gebirges und im sibirischen Gebiet Kurgan breitete sich demnach die Flut aus. In der gleichnamigen Gebietshauptstadt Kurgan schwoll der Fluss Tobol binnen eines Tages um fast anderthalb Meter an.
Einigen Gebieten steht das Schlimmste wohl erst noch bevor. Besorgniserregend sei die Lage auch im sibirischen Tjumen, sagte Katastrophenschutzminister Alexander Kurenkow. Dort steige der Wasserstand der Flüsse Tobol und Ischim schnell an, sodass 94 Ortschaften mit 34.000 Einwohner:innen überschwemmt zu werden drohten. Etwa 1500 Menschen wurden am Donnerstag im Gebiet Tjumen aus bedrohten Bereichen in Sicherheit gebracht.
Und die Flut ist nicht nur eine direkte Bedrohung für die Menschen. Vielmehr bahnt sich wohl eine nukleare Katastrophe an.
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Wassermassen könnten russische Uranmine erreichen
Denn in der sibirischen Region Kurgan könnten die Wassermassen bald eine Uranmine erreichen. Russland ist eines der führenden Länder in Sachen Uranabbau. Russische Umweltaktivist:innen warnen laut dem Medium "Newsweek" vor einer nuklearen Katastrophe. Das US-Medium beruft sich dabei auf Informationen der russischen Oppositionszeitung "Agentstwo". Die Unabhängigkeit der Angaben lässt sich nicht überprüfen.
Konkret geht es um die Uranmine Dobrowolnoye in der Region Kurgan. In diesem Gebiet breiten sich die Wassermassen laut der russischen Behörden weiter aus. Der Katastrophenschutzminister soll sogar vor einem historischen Höchst-Hochwasserstand in dieser Region warnen.
In der Uranmine sollen etwa 7000 Tonnen Uran lagern, so zitiert "Newsweek" die Branchenzeitung "NS Energy Business". Problematisch: Die Mine liegt direkt im Einzugsgebiet des Flusses Tobol.
Umweltschützer:innen fürchten, dass der Tobol durch das Hochwasser und die Nähe zum Uranabbaugebiet nuklear verseucht werden könnte. Die US-Zeitung berichtet von einem Video, das von Anwohner:innen aufgenommen worden sei. Darin zu sehen: Ein alter Brunnen, "aus dem seit 35 Jahren [Uran] austritt", könnte bereits unter Wasser stehen.
Dass Uran in Brunnenwasser vorkommt, ist nicht ungewöhnlich, denn das radioaktive Schwermetall kommt in Böden, Gestein und Wasser vor. Auch in Deutschland mussten bereits Brunnen vom Netz genommen werden, weil die Konzentration zu hoch war. Seit 2011 darf, laut dem Gesundheitsamt Bremen, in Deutschland kein Wasser mehr aus dem Hahn fließen, das mehr als zehn Mikrogramm Uran pro Liter enthält.
Die Sorge in Russland: Das kontaminierte Uranwasser könnte sich mit dem Flusswasser mischen und verteilen. Im schlimmsten Fall könnte es im Wasserversorgungssystem landen. Uran ist giftig für Menschen und kann die Leber und insbesondere die Nieren schädigen.
Eine Sorge, die auch Anton Gerashchenko, ein ehemaliger Berater des ukrainischen Innenministeriums, teilt. Auf X warnt er zudem vor "radioaktivem Schlamm", der in den Fluss gespült werde. Dieser Schlamm habe sich durch das Grundwasser aus undichten Brunnen, wie dem im Video erwähnten, angesammelt. Gerashchenko schreibt weiter:
"Seit Jahren drängen Ökoaktivisten in Kurgan auf ein Verbot des Uranabbaus in Dobrowolnoje, weil sie befürchten, dass radioaktive Lösung ins Grundwasser und in den Fluss Tobol gelangen könnte. Rosatom begründete die Proteste mit 'Radiophobie'."
Laut "Newsweek" soll Andrei Ozharovsky, Experte für radioaktive Abfälle, erklärt haben, dass ein Uranaustritt aus der Mine in Dobrowolnoye zu einem Anstieg von Uransalzen im Tobol führen würde.
Der Gouverneur der Region, Vadim Shumkov, habe die Menschen laut dem US-Medium bereits aufgerufen, sich in Notunterkünften oder bei Freunden in Sicherheit zu bringen. Die Überschwemmungen seien eine echte Bedrohung.
Nach einem schneereichen Winter und viel Regen fällt das Frühjahrshochwasser in Teilen Russlands ungewöhnlich heftig aus. Zehntausende Menschen haben bereits ihr Hab und Gut verloren. Bewohner der betroffenen Regionen klagen, dass die Behörden die drohende Gefahr sehr lange ignoriert hätten. Schutzmaßnahmen seien zu spät ergriffen worden.
Im benachbarten zentralasiatischen Staat Kasachstan sind die Überschwemmungen ähnlich groß. Dort wurde aber früher mit der Evakuierung bedrohter Gebiete begonnen. Mehr als 100.000 Menschen wurden vor der Flut in Sicherheit gebracht.
(mit Material der dpa)
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