Wladimir Putin gab dem russischen Sender Rossija-1 ein Interview.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Gavriil Grigorov
International
Dass Russlands Präsident Wladimir Putin enge Kontakte zum Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder pflegt, ist bekannt. Schröder steht deshalb spätestens seit Putin seine Soldaten brutal in die Ukraine einmarschieren ließ, massiv in der Kritik.
Deshalb gab es auch Anträge, Schröder aus seiner Partei, der SPD, auszuschließen. Doch Anfang des Jahres wurde dann klar: Schröder darf bleiben. Was erneute Kritik auslöste.
In einem Interview für die Sendung "Moskau. Kreml. Putin" des Fernsehsenders Rossija-1 ging Putin nun auf Aussagen Schröders bei einem Interview mit der "Berliner Zeitung" ein – sogar auf Deutsch.
Aus dem Interview mit Putin zitierte der Journalist Pawel Zarubin in seinem Telegram-Kanal auszugsweise.
Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich
hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden?
Hier findest du unseren Broadcast-Channel.
Schröder gibt USA die Schuld für gescheiterte Friedensverhandlungen
Gerhard Schröder gab im Interview mit der "Berliner Zeitung" den USA die Schuld für die gescheiterten Friedensverhandlungen in Istanbul 2022. Er sagte: Die ukrainischen Verhandlungspartner hätten bei den Gesprächen den Frieden nicht besiegeln können, weil sie vonseiten der USA "nicht durften".
Russland behauptete nach den Verhandlungen, eben diese seien gescheitert, weil es eine nicht umgesetzte Einigung gegeben habe und die Ukraine auf Drängen der USA den Erfolg der Verhandlungen vereitelt habe.
Gerhard Schröder sollte aus der SPD ausgeschlossen werden. Ein entsprechendes Verfahren scheiterte allerdings.Bild: Pool AP / Gregor Fischer
Kiew wiederum begründete den Gesprächsabbruch unter anderem mit den aufgedeckten Kriegsverbrechen in Butscha. Schröder selbst reiste offiziell ohne Rücksprache mit der Bundesregierung nach Moskau im März 2022, um mit Putin zu sprechen.
Im Interview mit der "Berliner Zeitung" erzählte Schröder, 2022 von der Ukraine gebeten worden zu sein, zwischen der Ukraine und Russland zu vermitteln. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kriegsverbrechen Russlands in Butscha noch nicht bekannt.
Die Reaktionen auf Schröders Interview: erneut kritisch.
Putin zieht Nazi-Vergleich – auf Deutsch
Putin zeigt sich im Interview mit Rossija-1 emotional gegenüber den Reaktionen auf Schröders Aussagen. Anschließend zieht der russische Präsident einen Vergleich zum kanadischen Parlaments-Chef Anthony Rota. Dieser lud während eines Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj einen SS-Veteranen zur Ehrung ein, den er als Helden würdigte.
Im September gab er dem öffentlichen Druck nach und trat zurück.
Anthony Rota begrüßte Ende September Selenskyj in Ottawa.Bild: The Canadian Press/AP / Sean Kilpatrick
Putin sagte im Interview: "Je weiter man sich von Schröder entfernt, desto näher ist man Anthony Rota, dem Chef des kanadischen Parlaments und Nazi-Sympathisant". Unterstrichen hat Putin seine Aussage mit energischen Gesten.
Anschließend wiederholte er seine Worte mit Nachdruck auf Deutsch: "Je weiter weg man von Schröder ist, desto näher ist man den Sympathisanten des Nazismus".
Ein gutes Beispiel eines Staatsmannes, der die "Interessen seines Landes verfolgt" sei hingegen sein Freund Victor Orbán, betonte Putin. "Unsere Ansichten stimmen zwar nicht immer überein (...). Das hält uns aber nicht davon ab, zu reden und nach Lösungen zu suchen".
Historiker ordnet Putin-Interview ein
Der Historiker und Forscher am Hanna-Arendt-Institut, Matthäus Wehowski, schreibt auf X, ehemals Twitter, dazu: "Putin verfolgt sehr gewissenhaft den Diskurs in Deutschland. Er ist genuin davon enttäuscht, dass die Bundesregierung sich nicht mit Gas/Öl kaufen ließ. Er hat wohl angenommen, dass Berlin seine Invasion der Ukraine zwar pflichtgemäß kritisieren, sonst aber "buisness as usual" machen würde – wie bei der Krim 2014". Und weiter:
"Die Propaganda des Kreml behauptet zwar, dass Russland als 'souveräner Staat' niemanden als sich selbst braucht – doch Putin lechzt nach Anerkennung im Westen und lobt Orbán überschwänglich. Er glaubt, langfristig überall im Westen einen 'Orbán' installieren zu können, den er durch Korruption kontrollieren kann und der seine antiliberale Ideologie teilt."
Schon seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat die Diskussion um die Wehrpflicht wieder Fahrt aufgenommen. Die Ampel änderte während ihrer Regierungszeit nichts am aktuellen System. Durch die Neuwahlen könnten aber bald schon wieder junge Menschen verpflichtet werden.