Seit über 20 Jahren leitet Wladimir Putin die Geschicke Russlands.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Sergei Guneyev
International
Seit 1999 steht Wladimir Putin an der Spitze von Russland. Mal als Präsident, mal als Ministerpräsident. Im kommenden Jahr stehen im Hoheitsgebiet der russischen Föderation wieder Wahlen an – und wie es aussieht, wird der ewige Machthaber nun herausgefordert. Ekaterina Dunzova heißt die Frau, die es auf das Amt an der Spitze des Staates abgesehen hat.
Ein mutiger Schritt. Schließlich haben Oppositionelle in Russland kein leichtes Leben. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit – all das gibt es unter der Regentschaft Wladimir Putins nicht. Trotzdem und gerade deswegen will Dunzova antreten; und hat schon die erste Shit-Kampagne der Staatsmedien hinter sich. Wer ist die Frau, die es mit Putin aufnehmen will?
Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich
hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden?
Hier findest du unseren Broadcast-Channel.
Ekaterina Dunzova will Putin im Kreml ablösen
Im Gespräch mit "Bild" stellt Dunzova klar: Sie will sich nicht einschüchtern lassen. Bei manchen Themen bleibt die 40-jährige Lokalpolitikerin dennoch still. So will sie sich zum Beispiel nicht zum Krieg gegen die Ukraine äußern. In Russland läuft der Angriffskrieg noch immer unter dem Namen "Spezialoperation". Wer anderweitiges behauptet oder gar die russische Führung dafür kritisiert, muss mit harten Strafen rechnen.
Ekaterina Dunzova will es mit Putin aufnehmen.Bild: screenshot telegram / @Duntsova
Im Gespräch mit der Zeitung erklärt Dunzova, sie hätte natürlich Angst. Es habe die erste negative Berichterstattung im Staatsfernsehen gegeben, kaum dass sie ihre Unterlagen eingereicht hatte. Dabei sei sie als Projekt des russischen Oligarchen und Putin-Gegners Michail Borissowitsch Chodorkowski bezeichnet worden. "Aber das stimmt nicht", stellt Dunzova klar.
Sie mache sich allerdings große Sorgen wegen ihrer Kinder, räumt sie ein. "Ich habe mit ihnen besprochen, dass sie nicht allein unterwegs sein sollten, nicht mit unbekannten Menschen reden oder die Tür öffnen sollten", zitiert "Bild" die Politikerin. In Russland sei oft nicht klar, warum Menschen ins Gefängnis müssen, daher sei das freie Wort oft gefährlich.
Im Wahlkampf setzt Dunzova auf "Mund-zu-Mund-Propaganda", wie sie es ausdrückt. Denn das Staatsfernsehen würde, wenn überhaupt, nur negativ über sie berichten. Viele Menschen folgen ihr allerdings auf ihrem Telegram-Kanal, wo sie über News und Pläne ihrer Kandidatur informiert. Die Russ:innen, meint Dunzova im Gespräch mit der Zeitung, hätten keine große Wahl, was die Kandidat:innen angehe, die eine Demokratie haben wollen – oder Frieden.
Dunzova sagt: "Menschen, die offen über Frieden redeten, werden verfolgt oder mussten das Land verlassen." Sollte sie die Wahl gewinnen; was mit Blick auf Putins Machtapparat extrem unwahrscheinlich ist, will sie sofortige Amnestie für politische Gefangene durchsetzen und die Verfolgung sexueller Minderheiten stoppen.
In ihrem Wahlkampf setzt die 40-Jährige vor allem auf Social Media.Bild: screenshot telegram / @Duntsova
Auch wenn die Kandidatur wenig aussichtsreich ist, verfolgt Dunzova das Ziel zu gewinnen. Es gehe aber um mehr als diesen Sieg. Sie wolle jenen eine Stimme geben, deren Wertvorstellungen und Meinungen in Russland aktuell kein Gehör finden. Auf ihrem Telegram-Channel schreibt sie einen Tag, nachdem sie ihre Wahlunterlagen abgegeben hat, dass der Kreml schon jetzt versuche, die Kandidatur zu torpedieren.
So sei Druck auf den Notar ausgeübt worden, die Unterschriftenliste der Unterstützer:innen-Gruppe beglaubigt hatte. Zudem seien Mitarbeitende des Justizministeriums zu einer außerplanmäßigen Inspektion vorbeigekommen. Dunzova schreibt: "Ich befürchte, dass die Behörden auf diese Weise versuchen, die gestern bei der KEK eingereichten Unterlagen zu meiner Nominierung zu diskreditieren."
Mehr als zweieinhalb Jahre nach Wladimir Putins Ankündigung, Kiew innerhalb weniger Tage einzunehmen, setzt sich das Töten, Sterben und Verwunden an der ukrainischen Front ungebremst fort. Den gefährlichen Kampfeinsatz versüßt der russische Machthaber seinen Soldaten mit stetig steigenden Solden.