Jewgeni Prigoschin könnte aktuell auf wackligen Beinen stehen.Bild: AP / Uncredited/Prigozhin Press Servi
Russland
Jewgeni Prigoschin ist den meisten mittlerweile fast so bekannt wie Russlands Präsident Wladimir Putin. Er ist der Chef der blutrünstigen Söldner-Truppe Wagner, die für Russlands schmutzigere Geschäfte zuständig ist.
Er gilt unter anderem als "Putins Koch", einer, der dem Staatsoberhaupt gern mal einen Gefallen tut. Doch in den vergangenen Monaten machte er der Führung im Kreml im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine immer wieder schwere Vorwürfe. Sie sei für den Tod zahlreicher seiner Söldner verantwortlich, lieferte keine Munition, keine neuen Soldaten.
Doch mit ähnlichen Problemen hat auch die Armee Russlands zu kämpfen. Genau wie die Schattenarmee startete die Militärführung in Russland bereits entsprechende Kampagnen, um neue Soldaten zu akquirieren.
Prigoschin hörte dennoch nicht auf mit den Vorwürfen, marschierte sogar im Juni kurzerhand mit seinen Söldnern Richtung Moskau. Ein Aufstand. Manche meinen, es war ein versuchter Putsch.
Ein bekanntes Bild dieser Tage: Prigoschin posierte mit Söldnern in der ukrainischen Stadt Bachmut.Bild: Telegram / Jewgeni Prigoschin
Doch so weit kam es dann doch nicht: Putins Freund und belarussischer Machthaber Alexander Lukaschenko fädelte Berichten zufolge einen Deal zwischen Prigoschin und Putin ein. Daraufhin erhielten die Söldner und ihr Chef Sicherheitsgarantien in Belarus.
Dann mehrten sich jedoch die Berichte darüber, dass Prigoschin wohl wieder in St. Petersburg oder Moskau sei. Seitdem kursieren unterschiedlichste Spekulationen darüber, was nun mit Prigoschin passiert.
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Spekulationen um Aufenthaltsort der Wagner-Söldner
Am Donnerstag tauchten in russischen Medien Berichte und Videos darüber auf, dass die Wagner-Söldner ihr Exil in Belarus verlassen haben sollen. Mehr noch: Sie sollen angeblich sogar von der russischen Polizei per Eskorte Richtung Moskau begleitet worden sein.
Laut dem US-amerikanischen Thinktank Institute for the Study of War sei zumindest Prigoschin bereits seit dem 6. Juli nicht mehr in Belarus und demnach am Morgen des 6. Juli Richtung St. Petersburg oder Moskau geflogen. Wo seine Söldner sich aufhielten, konnte nur spekuliert werden.
Wie lange sich Prigoschin nun schon wieder in Russland aufhielt, kann nicht unabhängig überprüft werden. Fest steht jedoch, dass er am 29. Juni, nur vier Tage nach dem Aufstand, bei einer Kreml-Veranstaltung anwesend war – zusammen mit 35 anderen Wagner-Kommandeuren.
Putin verrät Details zu Treffen mit Prigoschin
In einem Interview mit der russischen Zeitung "Kommersant" verriet Putin nun erstmals, was auf dieser Veranstaltung geschah und wie die Situation um Prigoschin bestellt ist.
Wladimir Putin sägt aktuell offenbar an den Stuhlbeinen Prigoschins.Bild: imago images / ITAR-TASS
"Einerseits habe ich bei dem Treffen eine Einschätzung darüber abgegeben, was sie auf dem Schlachtfeld (in der Ukraine) getan haben, und andererseits, was sie während der Ereignisse vom 24. Juni getan haben. Drittens habe ich ihnen mögliche Optionen für ihren weiteren Dienst aufgezeigt, einschließlich der Nutzung ihrer Kampferfahrung. Das war's", sagte Putin demnach.
Ob er Wagner als Kampfeinheit behalten würde, wurde Putin dann gefragt. Daraufhin antwortete er überraschend: "Na ja, Wagner PMC gibt es nicht!" Und weiter: "Wir haben kein Gesetz für private Militärorganisationen! Es existiert einfach nicht!" Dann präzisiert er allerdings nochmal: "Es gibt keine solche juristische Person. Die Gruppe existiert, aber rechtlich existiert sie nicht."
Den 35 Kommandeuren habe er mehrere Beschäftigungsmöglichkeiten geboten. Darunter auch: Unter ihrem eigentlichen direkten Befehlshaber Seroy zu arbeiten, unter dem die Söldner die vergangenen 16 Monate gekämpft hatten. Eine Degradierung Prigoschins?
Prigoschin könnte bald von seinen Söldnern getrennt werden
Laut Putin hätten viele der Kommandeure zustimmend genickt. Das hätte Prigoschin allerdings wohl nicht gesehen, da er vor der Gruppe saß, berichtet "Kommersant". "Nein, die Jungs sind mit dieser Entscheidung nicht einverstanden", habe Prigoschin laut Putins Ausführungen in dem Interview gesagt.
Der Bericht gibt keinen Aufschluss darüber, wie sich das Treffen im Anschluss entwickelt hat. Allerdings deutet der "Kommersant"-Bericht darauf hin, dass Putin offenbar Prigoschin schwächen und von seinen Söldnern trennen will, ohne die Erfolge der Kämpfer zu untergraben, die – wenn auch nur noch geringfügig – weiterhin Russlands "Spezialoperation" in der Ukraine durchführen.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die skandinavischen Staaten dazu gebracht, ihre Neutralität aufzugeben. Finnland trat im April 2023 der Nato bei. Im März 2024 folgte dann Schweden.