Bereits am 21. September hatte Russland die erste Teilmobilisierung angekündigt. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, dass 300.000 Reservisten eingezogen werden. Damals waren Wehrpflichtige und Vollzeitstudenten laut Verteidigungsminister Sergei Schoigu von der Mobilmachung nicht betroffen, sondern ausschließlich Reservisten mit Kampf- und Diensterfahrung.
Diese Mobilmachung hatte dazu geführt, dass viele junge Russen das Land verließen, denn sie fürchteten, als reines Kanonenfutter zu dienen. Tatsächlich gehen Expert:innen davon aus, dass während der vergangenen Monate viele junge Rekruten dem Krieg zum Opfer gefallen sind.
Jetzt plant Russland laut dem ukrainischen Geheimdienst wohl die zweite Mobilisierung. Und es gibt Quellen, die vor einem Trick warnen, der eine solche Mobilisierungswelle legitimieren soll.
Quellen, die Kollaborateuren der selbsternannten "Volksrepublik Donezk" ("DVR") nahestehen, gehen offenbar davon aus, dass Russland womöglich einen "False Flag" Angriff starten könnte. Heißt: Einen Angriff auf Gebiete, die Russland für sich beansprucht, den sie aber der Ukraine in die Schuhe schieben.
In einem Bericht der zivilen Informationsplattform "InformNapalm" heißt es, es bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass mehrere orthodoxe Kirchen in Donezk und anderen bewohnten Gebieten während des Morgengottesdienstes am 7. Januar vermint und in die Luft gesprengt werden.
Dort heißt es auch:
Auf diese Weise versuche Russland, eine neue Mobilisierungswelle auszulösen, heißt es einhellig auf weiteren ukrainischen Plattformen.
"InformNapalm" ist ein Freiwilligenprojekt, das Informationen über die russische Einflussnahme und Mitwirkung in der militärischen Auseinandersetzung in der Ostukraine an ein großes Publikum verbreiten möchte. Dazu übersetzt die Plattform ihre Texte auch in unterschiedliche Sprachen. An den Start gegangen ist die Website Anfang 2014. Die Freiwillen arbeiten hauptsächlich mit Open Source Intelligence Angeboten.
Die 36-stündige Waffenruhe, die Russland wegen des orthodoxen Weihnachtsfests einseitig ausgerufen hatte, hat wohl mehr als einen religiösen Hintergrund. Der ukrainische Militärgeheimdienst (HUR) warnt vor einer sehr viel größeren Mobilisierung als noch im Herbst 2022. Wie ein HUR-Vertreter dem Nachrichtenportal "t-online" mitteilte, will die russische Regierung die neuen Pläne am 15. Januar verkünden.
Rund 500.000 Russen sollen davon betroffen sein, vor allem Menschen in Großstädten wie Moskau und St. Petersburg sowie in profitablen Industriezweigen. Das ukrainische Verteidigungsministerium äußerte sich auf Anfrage von "t-online" nicht zu den Plänen.