Wenn es nach den Bürger:innen geht, müsste Christine Lambrecht ihren Posten als Verteidigungsministerin räumen.Bild: dpa / Michael Kappeler
Exklusiv
06.01.2023, 11:3006.01.2023, 12:03
Sie ist wohl die Ministerin, die zurzeit am heftigsten kritisiert wird: Christine Lambrecht (SPD). Immer wieder fällt die Verteidigungsministerin mit Aktionen und Aussagen aus dem Rahmen. Lambrecht ist schon mit einem Fauxpas ins Amt gestartet: Sie hat ihre Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nicht zur Amtsübergabe eingeladen – und viele der Mitarbeitenden durch ihren eigenen Stab ausgetauscht.
Im ersten Amtsjahr der Verteidigungsministerin wurde es dann nicht ruhiger: Die Affäre um die 5000 Helme für die Ukraine, die Lambrecht vor allem Spott und Häme eingebracht hat. Der private Flug mit dem Regierungshubschrauber samt Sohnemann auf die Ferieninsel Sylt. Und an Silvester hat Lambrecht der Kritik womöglich die Krone aufgesetzt.
Die Verteidigungsministerin hält eine Neujahrsansprache. Hinter ihr kracht und knallt es. Raketen und Böller explodieren. Die Ministerin ist schlecht zu verstehen. Trotz des schlechten Tones lässt sich heraushören: Lambrecht spricht vom Krieg in Europa – und im gleichen Atemzug von tollen Begegnungen, für die sie sich bedankt.
Für die Aufnahme hagelt es Kritik. Vonseiten der Opposition, aus der Zivilgesellschaft, von den Medien.
Im Auftrag von watson hat das Meinungsforschungsinstitut Civey eine Umfrage durchgeführt und gefragt: Ist Christine Lambrecht als Verteidigungsministerin noch tragbar? Und ist die Kritik an ihrer Video-Neujahrsansprache berechtigt?
82 Prozent der Deutschen halten Lambrecht für nicht länger tragbar
Das Votum der Befragten ist vernichtend: 82 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Verteidigungsministerin für nicht länger tragbar halten. Nur 9 Prozent der Befragten hingegen, hielten an Lambrecht fest.
Bild: civey / watson
Besonders wohlwollend gegenüber der Verteidigungsministerin, so macht es den Anschein, ist die Gruppe der Studierenden. Hier sprachen sich immerhin noch 30 Prozent der Befragten dafür aus, dass Lambrecht nach wie vor die Richtige für den Posten ist. Wohingegen 58 Prozent der Studierenden Lambrecht für nicht länger tragbar halten.
Bild: civey / watson
Weniger abweichend stellt sich die Auswertung nach Altersgruppen dar: Sowohl die 18-29-Jährigen, als auch die 30-39-Jährigen, die 40-49-Jährigen, 50-64-Jährigen und über 65-Jährigen halten Lambrecht mit großer Mehrheit für nicht länger tragbar. Besonders auffällig: In der Gruppe der 30-39-Jährigen hat keine:r der Befragten angegeben, die Verteidigungsministerin noch für die richtige für den Posten zu halten.
Auch bei der Auswertung nach den unterschiedlichen Parteizugehörigkeiten zeigt sich ein ähnliches Bild: Wählende der Union (91 Prozent), der FDP (87 Prozent), der AfD (96 Prozent) und der Linken (80 Prozent) sind sich einig darin, dass Lambrecht weg muss. Die Wählenden der Grünen (75 Prozent) und der SPD (58 Prozent) gehen im Vergleich mit der Ministerin weniger hart ins Gericht.
Bild: civey / watson
Neujahrsansprache: Junge Menschen gehen mit Lambrecht hart ins Gericht
Die Mehrheit der Befragten hält die Kritik an der Verteidigungsministerin wegen des Neujahrs-Videos für berechtigt. Insgesamt antworteten 77 Prozent der Teilnehmenden auf die Frage mit "Ja, auf jeden Fall" oder "Eher ja". Nur 18 Prozent der Befragten gaben an, die Kritik nicht für unberechtigt zu halten.
Besonders streng gehen junge Menschen mit der Video-Ansprache ins Gericht. Bei der Gruppe der 18-29-Jährigen gaben 83 Prozent der Befragten an, die Kritik als berechtigt anzusehen. Bei den 30-39-Jährigen waren es 75 Prozent. Am wenigsten streng votierte die Gruppe der 40-49-Jährigen. Hier gaben 73 Prozent an, die Kritik an dem Video für gerechtfertigt zu halten.
Bild: civey / watson
Wie auch bei der Frage, ob Lambrecht noch die richtige für den Posten der Verteidigungsministerin sei, lassen auch bei der Frage der Kritik die Wählenden der SPD besondere Milde walten. Während die Anhänger:innen von Union (89 Prozent), Grünen (76 Prozent), FDP (84 Prozent), Linken (70 Prozent und AfD (86 Prozent) die Kritik für absolut gerechtfertigt halten, tun sich Anhänger:innen mit ihrem Urteil schwerer.
Hier gaben 57 Prozent an, dass aus ihrer Sicht die Kritik berechtigt sei. 37 Prozent allerdings, hielten die Kritik für ungerechtfertigt.
Zwischen dem 3. und 5. Januar wurden insgesamt 5000 Bürger:innen über 18 Jahre befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ.
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