Putin und Kim trafen sich auf dem Weltraumbahnhof Wostotschny in Russland.Bild: Pool Sputnik Kremlin / Vladimir Smirnov
Russland
Es ist ein Treffen zweier politischer Schwergewichte. Zwei, die selten verreisen und die mediale Aufmerksamkeit aktuell auf sich ziehen, wie kaum jemand sonst: Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und Russlands Präsident Wladimir Putin.
Sein Treffen mit dem Kreml-Chef im Fernen Osten Russlands werde "als Sprungbrett dienen, um die bilateralen Beziehungen auf ein neues hohes Niveau zu heben", sagte Kim zum Auftakt der Gespräche. Er wolle die bilateralen Beziehungen zu seiner "obersten Priorität" machen, erklärte der nordkoreanische Staatschef.
Russland stelle sich derzeit "hegemonistischen Kräften entgegen", um seine Sicherheitsinteressen zu schützen. Er sei aber zuversichtlich, dass die russische Armee und das russische Volk "einen großen Sieg im gerechten Kampf gegen böse, von Ehrgeiz und Expansionsdenken getriebenen Kräfte" erringen werde, sagte Kim.
Was zudem nicht fehlen durfte: die Zusicherung seiner uneingeschränkten Unterstützung für Russland.
Putin und Kim haben sich auf dem Weltraumbahnhof Wostotschny im Fernen Osten Russlands getroffen. Die Ortswahl galt als symbolträchtig – angesichts Nordkoreas gescheiterter Versuche zum Start eines eigenen Spionagesatelliten im All. Doch nicht nur das sorgte für Spott auf Social Media.
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Kim Jong-un reist rund 20 Stunden lang nach Russland mit Sonderzug an
Diese seltene, viel beachtete Auslandsreise trat Kim Jong-un mit seinem wohl bevorzugten Verkehrsmittel, dem Zug, an. Genauer gesagt: mit einem luxuriösen, schwer gepanzerten und außergewöhnlich langsam fahrenden Zug.
Es ist ein auffällig grün-gelb lackierter Zug. Einige wenige Aufnahmen aus dem Innenbereich des Zuges zeigen glänzend weiße Innenräume, mit langen Tischen und Flachbildschirmen für Besprechungen. Oder etwa rote Ledersessel in anderen Aufnahmen.
Nur wenige Menschen sind bisher in diesem Gefährt gereist. Einer von ihnen: der russische Beamte Konstantin Pulikovsky. Er beschrieb den Luxus des Zuges in seinem Buch "Orient Express" über eine Reise mit Kim Jong-il, dem Vater von Kim Jong-uns. Demnach soll es dort ein Gourmet-Menü, junge Sängerinnen als "Schaffnerinnen" und kistenweise teure Weine sowie lebende Hummer geben.
Laut einem Bericht der südkoreanischen Zeitung "Chosun Ilbo" aus dem Jahr 2009 auf Basis von Geheimdienstinformationen soll der Zug über 90 Waggons verfügen, darunter wohl auch einige für den Autotransport.
Die langsame Geschwindigkeit des Zuges wird indes auf das hohe Gewicht zurückgeführt.
Laut dem Bericht aus 2009 finden die Reisen außerdem unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. So sollen hunderte Sicherheitsbeamte im Vorfeld die Bahnhöfe prüfen, zudem soll der Strom an den Bahnhöfen abgestellt werden, um zu verhindern, dass andere Züge weiterfahren. Durch diese ganzen Hindernisse wurde die Reisedauer des Machthabers auf rund 20 Stunden geschätzt.
Dass ein Zug im 21. Jahrhundert nicht das modernste Fortbewegungsmittel für einen Staatschef ist, haben auch X-User:innen, ehemals Twitter, festgestellt. Einer schreibt zu einem Video von Kim Jong-un auf einem Pferd: "Reitet er zum Meeting mit Putin?"
Russland-Besuch: Gewählter Treffpunkt sorgt für Belustigung
Nach einem gemeinsamen Rundgang durch die Anlage des Weltraumbahnhofs Wostotschny tauschten sich Kim und Putin laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass bei einem rund zweistündigen Gespräch aus – erst gemeinsam mit ihren Delegationen, später unter vier Augen.
Ein Account des Hacker-Kollektivs Anonymous nahm die Ortswahl des Treffens zum Anlass, sich darüber lustig zu machen. "Meanwhile in der Anstalt", schreibt der Account auf X, "zwei Psycho-Paten lassen sich von der Leitung den Yoga-Raum erklären".
Zudem machte vor einigen Tagen die Meldung die Runde, Autoreifen sollen offenbar Putins Bomber vor ukrainischen Drohnenangriffen schützen. Das nahm ein Putin-Parodie-Account zum Anlass, ebensolche auf die Limousine Putins zu photoshoppen.
Was rund um das Treffen und mediale Großereignis weltweit ebenfalls auffällt: Auch einige Medien können sich mit spitzen Bemerkungen nicht zurückhalten. So schreibt beispielsweise die britische "Dailymail" von dem "Kriegstreiber" und dem "Tyrann" und die "Sun" von der "Achse des Bösen".
Die britische "Dailymail" kann sich einen Seitenhieb in ihrer Überschrift nicht verkneifen.bild: screenshot dailymail
Auch bei der "Sun" ist ein kritischer Kommentar zu finden.bild: screenshot sun
Einen kritischen Blick auf die ausufernde Berichterstattung in Russland über das Treffen wirft der Historiker Matthäus Wehowski auf X: "Die russischen Medien feiert das Treffen zwischen Putin und dem fetten Kim so, als sei mindestens die Mischung aus Papst, Queen und US-Präsident in Russland angekommen ...".
(Mit Material der dpa)
Rolf Mützenich ist der Fraktionschef der SPD. In zahlreichen Debatten spricht er für seine Partei im Bundestag. Mützenich ist bekannt für seine Friedenspolitik, gleichzeitig half er aber auch bei der Durchsetzung des Sondervermögens für die Bundeswehr.