Bachmut wird seit Monaten umkämpft.Bild: AP / Libkos
International
02.03.2023, 16:1903.03.2023, 14:50
Über ein Jahr dauert der Krieg in der Ukraine nun schon an. Während Russland weiter keine Möglichkeit für Frieden sieht, arbeitet Kiew an einer Friedenskonferenz und möchte alle Gebiete zurückerobern, einschließlich der Krim.
Unterdessen gehen die heftigen Kampfhandlungen weiter. Besonders brutal sind diese derzeit im Osten des Landes und rund um die Stadt Bachmut. Die Stadt gilt als strategisch wichtig für den weiteren Verlauf des Kriegs in der gesamten Region Donbass.
In unserem News-Blog liest du alle wichtigen Ereignisse zum Jahrestag sowie zu den Entwicklungen im Ukraine-Krieg.
3. März
11.46 Uhr: Unklare Lage in Bachmut: Söldnerchef spricht von Einkesselung
Die Lage in der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut ist kritisch. Die russischen Angreifer verstärkten zuletzt den Druck auf die im Osten der Ukraine liegende Stadt. Nun hat sich der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner geäußert. Jewgeni Prigoschin sagte, dass seine Kämpfer die Stadt fast vollständig eingekesselt hätten: "Es gibt nur noch eine Straße (hinaus)", behauptete er in einer Videobotschaft am Freitag.
Die Angaben sind nicht unabhängig prüfbar. Doch in dem Video zeigte er angebliche ukrainische Gefangene, zwei junge Männer und einen alten Mann. Bachmut werde nur noch von "Alten und Kindern" verteidigt, sagte er. "Ihr Leben in Bachmut ist kurz – ein oder zwei Tage."
Er forderte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf, den Verteidigenden einen Abzug zu erlauben. Doch laut Angaben der Ukraine stellt sich die Lage anders dar. "Ja, es ist schwierig und hart, aber wir wissen, wie wir weiter vorgehen", sagte der Sekretär des Sicherheitsrates, Oleksij Danilow, dem Portal RBK-Ukraina. Einer mit Drohnen arbeitenden ukrainischen Aufklärungseinheit wurde unterdessen befohlen, sich zurückzuziehen, wie ein Kommandeur verlauten ließ.
0.01 Uhr: Hoffnung auf einen Sieg 2023 – doch Bachmut könnte fallen
Es besteht die Möglichkeit, dass die Ukraine den russischen Angriffskrieg noch in diesem Jahr gewinnt. Das sieht zumindest der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow so: "Ich bin ein Optimist, ich sehe die Situation auf dem Schlachtfeld, ich sehe die Entwicklung der Unterstützung und ich sehe wirklich, dass es eine Chance gibt, diesen Krieg in diesem Jahr mit unserem Sieg zu beenden", sagte er gegenüber der "Bild"-Zeitung.
Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow zeigt sich optimistisch.Bild: dpa / Kay Nietfeld
Was ein Sieg bedeutet? Er spricht in diesem Zusammenhang von einer Befreiung aller "unserer zeitweilig besetzten Gebiete bis zu unseren international anerkannten Grenzen von 1991". Damit meint er also auch die Krim.
Trotz Optimismus: Resnikow ging auch auf die schwierige Lage in der heftig umkämpften Stadt Bachmut ein. Dabei schloss er nicht aus, dass diese an Russland fallen könnte. Dies sei jedoch nur ein kleiner Sieg für die Russen
Bachmut ist derzeit die am heftigsten umkämpfte Stadt.Bild: AP / Yevhen Titov
Bachmut ist der Hauptteil der nach der russischen Eroberung von Sjewjerodonezk und Lyssytschansk etablierten Verteidigungslinie zwischen den Städten Siwersk und Bachmut im Donezker Gebiet. Falls die Stadt fällt, eröffnet sich für die russischen Truppen der Weg zu den Großstädten Slowjansk und Kramatorsk. Damit rückt eine vollständige Eroberung des Donezker Gebiets näher.
2. März
21.53 Uhr: Selenskyj kündigt Reaktion nach Angriff auf Saporischschja an
Nach dem russischen Raketenangriff auf die Stadt Saporischschja mit mindestens zwei Toten hat Präsident Wolodymyr Selenskyj Vergeltung angekündigt. "Auf den heutigen brutalen russischen Raketenangriff auf Saporischschja werden wir militärisch und rechtlich reagieren", sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner allabendlichen Videoansprache. "Der Besatzer wird unweigerlich unsere Stärke spüren, die Kraft der Gerechtigkeit im wahrsten Sinne des Wortes."
Bei dem russischen Luftangriff in der Nacht zum Donnerstag war ein mehrstöckiges Wohngebäude in der südukrainischen Stadt von einer Rakete getroffen worden. Zwei Bewohner wurden getötet, acht Menschen wurden verletzt. Zehn Bewohner wurden am Donnerstagabend nach offiziellen Angaben noch vermisst.
14.06 Uhr: Putin wirft Ukraine Beschuss von Zivilisten in Russland vor
Der russische Präsident Wladimir Putin behauptet, ukrainische Sabotagetrupps hätten in der südwestrussischen Region Brjansk einen "Terroranschlag" verübt. Angaben Russlands zufolge wurde ein Autofahrer getötet und ein zehnjähriges Kind durch ukrainischen Beschuss verletzt. "Sie sind ins Grenzgebiet eingedrungen, wo sie das Feuer auf Zivilisten eröffnet haben. Sie haben gesehen, dass es sich um ein Zivilfahrzeug handelte, dass dort Zivilisten und Kinder drin saßen", sagte Putin.
Wladimir Putin wird wegen eines vermeintlichen ukrainischen "Terroranschlag" am Freitag den Nationalen Sicherheitsrat zusammenrufen. Bild: Pool Sputnik Kremlin / Mikhail Metzel
Infolge der angeblichen Ereignisse an der Grenze zur Ukraine plant der Kremlchef, am Freitag den Nationalen Sicherheitsrat einzuberufen. Das bestätigte Präsidentensprecher Dmitri Peskow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Kiew bestreitet die russischen Anschuldigungen.
13.22 Uhr: Russland und China werfen Westen laut Moskau "Erpressung und Drohungen" vor
Moskau hat die westlichen Sorgen vor dem beunruhigenden Szenario einer russisch-chinesischen Allianz im Ukraine-Krieg weiter befeuert. Infolge eines Gesprächs zwischen dem russischen Außenminister und seinem chinesischen Amtskollegen am Rande des G20-Außenministertreffens in Neu-Delhi hat das russische Außenministerium verkündet, beide Länder würden "einhellig" Versuche des Westens ablehnen, "sich in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einzumischen und (...) Ansätze durch Erpressung und Drohungen durchzusetzen."
Die Chefdiplomaten von Russland und China haben sich beim G20-Treffen in Neu-Delhi über den Krieg in der Ukraine abgestimmt.Bild: Pool AFP/AP / Alexander Nemenov
Bezüglich des Treffens zwischen Sergej Lawrow und Qin Gang ließ das russische Außenministerium zudem ausrichten, es gebe ein "hohes Maß an Übereinstimmung" bezüglich der russischen Militäroffensive in der Ukraine.
7.15 Uhr: Baerbock bei G20-Treffen zu Lawrow: "Stoppen Sie diesen Krieg"
Beim G20-Treffen von Wirtschaftsmächten in Indiens Hauptstadt Neu Delhi war auch der Krieg in der Ukraine ein Thema. Außenministerin Annalena Berbock hat sich dort mit einem Appell an den russischen Außenminister Sergej Lawrow gewandt. Nach Angaben aus Delegationskreisen sagte sie an ihn gerichtet: "Stoppen Sie diesen Krieg. Stoppen Sie die Verletzung unserer internationalen Ordnung. Stoppen Sie die Bombardierung ukrainischer Städte und Zivilisten."
Es sei gut, dass er (Lawrow) im Saal sei, um zuzuhören. "Stoppen Sie den Krieg. Nicht in einem Monat oder einem Jahr, sondern heute." Sie fügte hinzu: "Denn jede Familie, die einen Vater, einen Bruder, eine Mutter, ein Kind verliert, verliert eine ganze Welt." Außerdem stellte Baerbock klar: Es gibt kein Recht des Stärkeren, seinen kleinen Nachbarn zu überfallen.
Außenministerin Annalena Baerbock will in Neu-Delhi den diplomatischen Druck auf Russland erhöhen.Bild: imago/phototek
1. März
17.23 Uhr: Baerbock ruft zu Schulterschluss gegen Russland auf
Beim Treffen der G20-Außenminister in Indien hat Außenministerin Annalena Baerbock zu einem Schulterschluss gegen Russland aufgerufen. Gemeinsam müsse die Staatengruppe die "globalen Herausforderungen" meistern.
"Dazu gehört auch, dass wir dem zynischen Spiel Russlands entgegentreten, das versucht einen Keil in die Weltgemeinschaft zu treiben." Russlands Angriffskrieg treffe nicht nur unschuldige Menschen in der Ukraine, er gefährde "auch die Nahrungs- und Energiesicherheit vieler hundert Millionen Menschen weltweit".
10.40 Uhr: Selenskyj bittet Unternehmen ins Kriegsland
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ruft in Hinblick auf den Wiederaufbau Unternehmen dazu auf, ins vom Krieg heimgesuchte Land zu kommen. "Wir rufen gerade jetzt alle Unternehmen auf, in die Ukraine zu kommen und den russischen Markt zu verlassen", sagte Selenskyj in seiner Rede auf der Frühjahrstagung des Vorstands der National Association of Manufacturers.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ruft in Hinblick auf den Wiederaufbau Unternehmen dazu auf, ins vom Krieg heimgesuchte Land zu kommen.Bild: Ukrainian Presidential Press Off / Uncredited
Geht es nach der Meinung des Präsidenten, verschaffe dies den Unternehmen nach dem Krieg einen "außerordentlichen moralischen Vorteil". Internationale Unternehmen hätten dadurch zudem die Möglichkeit, beim Wiederaufbau der ukrainischen Wirtschaft und Infrastruktur eine führende Rolle zu übernehmen.
0.13 Uhr: Intensität der Kämpfe um Bachmut "nimmt nur noch zu"
Die Lage in Bachmut verschlimmert sich offenbar weiter. Wie bereits am Vortag berichtete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von den Kämpfen rund um das Gebiet: Demnach zähle Russland "seine Männer überhaupt nicht und schickt sie in den Kampf, um beständig unsere Stellungen anzugreifen", sagte Selenskyj am Dienstagabend. Und: "Die Intensität der Kämpfe nimmt nur noch zu."
Ukrainische Soldaten feuern mit Artillerie auf russische Stellungen in der Nähe von Bachmut. (Symbolbild)Bild: AP / Libkos
Der Kampf um die Stadt Bachmut ist die am längsten andauernde Schlacht seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Und das, obwohl der Ort Analysten zufolge von geringer strategischer Bedeutung ist. Unbedeutend ist sie dennoch nicht. Für Russland hat sie vor allem symbolischen Wert, wie die "dpa" schreibt. Dafür setzt Russland die besten Truppen, unter anderem die gefürchtete Wagner-Gruppe ein.
28. Februar
17.34 Uhr: Russland schließt Frieden aus und pocht auf seine Kriegsziele
Russland stuft Friedensverhandlungen mit der Ukraine als unmöglich ein und hält an seinen Forderungen fest, das überfallene Nachbarland müsse die russisch besetzten Regionen im Osten an Moskau abtreten. Das Erreichen dieser Ziele habe "absolute Priorität", erklärte der Kreml in Person von Präsidentensprecher Dmitri Peskow am Dienstag.
Die von Kremlsprecher Dmitri Peskow erneut vorgetragenen russischen Kriegsziele sind für die Ukraine unmöglich zu akzeptieren. Bild: AP / Alexei Nikolsky
Die Ukraine solle anerkennen, dass die vier Provinzen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson in der russischen Verfassung als Teile Russlands verankerten seien. Russland hat die vier ostukrainischen Gebiete im Vorjahr völkerrechtswidrig annektiert und hat sie auch nach wie vor militärisch nicht voll unter Kontrolle.
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat als Bedingung für Friedensgespräche gesetzt, dass Russland seine Truppen komplett aus der Ukraine abzieht.
13.50 Uhr: Russland meldet Abschuss ukrainischer Drohne nahe Moskau
Nach Angaben russischer Behörden wurden am Dienstag erneut mehrere ukrainische Kampfdrohnen über dem eigenen Staatsgebiet gemeldet und abgeschossen. Eine davon soll sich demnach nahe der Hauptstadt Moskau befunden haben.
Wie das Verteidigungsministerium in Moskau behauptet, waren die "ukrainischen Drohnen" dafür gemacht, "Einrichtungen ziviler Infrastruktur" anzugreifen. Die Drohnen wurden über vier südrussischen Regionen an der Grenze zur Ukraine sowie in Gubastowo, 100 Kilometer östlich von Moskau, gemeldet.
Sowohl Russland als auch die Ukraine setzen auf Spionagedrohnen, um sich im zähen Stellungskrieg einen Vorteil zu verschaffen. Bild: AP / Evgeniy Maloletka
10.41 Uhr: Stoltenberg stellt Ukraine langfristig Nato-Mitgliedschaft in Aussicht
Die Ukraine soll langfristig Mitglied der Nato sein. Das sagte Jens Stoltenberg, der Generalsekretär des Militärbündnisses, am Dienstag in Helsinki. "Die Nato-Verbündeten haben sich darauf geeinigt, dass die Ukraine Mitglied des Bündnisses werden wird", erklärte Stoltenberg. Die Perspektive auf einen Beitritt sei jedoch eine langfristige, zunächst ginge es darum, der Ukraine zu helfen, den russischen Überfall abzuwehren.
Wenn der Krieg vorbei sei, "müssen wir sicherstellen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt", betonte der Nato-Generalsekretär. Der russische Präsident Wladimir Putin dürfe das Nachbarland nicht weiter angreifen.
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0.02 Uhr: Lage in Bachmut wird laut Selenskyj immer komplizierter
Die Lage in der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut wird immer dramatischer. Und auch komplizierter, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montagabend verlauten ließ. "Der Feind zerstört ständig alles, was zur Verteidigung unserer Stellungen, zu ihrer Befestigung und Verteidigung dienen kann", sagte er. Umso mehr feiert er die ukrainischen Soldaten, die in der Stadt die Stellung halten und bezeichnet sie als "wahre Helden".
Die Armee des angegriffenen Landes verteidigt die Stadt in einer Abnutzungsschlacht. Diese dient dazu, den Feind nicht gezielt zu besiegen, sondern ihn auf einer bestimmten Linie zu halten und ihm so viel wie möglich Verluste zuzufügen. Doch die russischen Truppen greifen derzeit nicht nur von Osten her an, sondern auch vom Norden und Süden der Stadt. Für einen Rückzug der Ukrainer bleibt also nur noch eine freie Straße übrig. Wegen der zahlreichen Angriffe bittet Selenskyj in seiner Ansprache erneut um Kampfjets. "Die Luftverteidigung wird erst dann vollständig sein, wenn sie durch Flugzeuge unterstützt wird", sagte er. Bisher hat die internationale Gemeinschaft diese Bitte abgelehnt.
In Bachmut stemmen sich die ukrainischen Verteidiger weiter gegen die russische Übermacht. Bild: AP / Evgeniy Maloletka
Ältere Nachrichten zum Krieg in der Ukraine findest du hier.
(Mit Material von dpa/AFP)