Bei ihrem Besuch in der Ukraine tauscht sich Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auch mit Kindern aus. Bild: imago images / Dominik Butzmann
International
12.09.2023, 10:1113.09.2023, 12:54
Es ist kein typisches Foto für das Social-Media-Profil einer Außenministerin. Drei Hochhäuser fallen ins Auge, auf einem weht die ukrainische Flagge. Am Himmel sind Sterne zu sehen, Flugzeuge und etwas, das einer Rakete ähnelt.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) teilt diese Zeichnung eines Kindes mit ihren Followern auf X, ehemals Twitter. Dazu macht sie eine Ankündigung – und die klingt beinahe wie ein Versprechen an die Kinder in der Ukraine.
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Krieg in der Ukraine trifft Kinder schwer
Mit der Invasion der Russen veränderte sich auch das Leben vieler ukrainischer Kinder. Erstklässler beginnen das Schuljahr in einem fensterlosen unterirdischen Gang in der Metro-Station, der als Klassenzimmer herhalten muss. Das andauernde Jaulen der Sirenen wird zum ständigen Begleiter – sowie auch die Angst um den Vater, den Bruder oder Onkel, die an der Front kämpfen.
Viele Kinder mussten ihre Heimat verlassen, einen geliebten Menschen bereits verabschieden – der Tod wurde für die Kleinsten in der Ukraine plötzlich allgegenwärtig. Eine Zahl sorgte weltweit für Entsetzen: Etwa 700.000 ukrainische Kinder wurden seit Beginn der Invasion nach Russland gebracht, verkündet die russische Kinderbeauftragte Maria Lvova-Belova.
Mehr als 20.000 Kinder soll Russland verschleppt haben, sagt das ukrainische Verteidigungsministerium am Ende eines emotionalen Videos, welches das Schicksal dieser Kinder verdeutlichen soll.
Am 17. März erließ der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Antwort auf die Deportation der Kinder. Denn: Laut internationalem Recht ist das ein Kriegsverbrechen.
"Erzählt unsere Geschichten – Helft uns, damit Putin diesen Krieg nicht gewinnt" habe eine 16-jährige in einer Kiewer Einrichtung zu Baerbock gesagt. Auch die Grünen-Politikerin weist darauf hin, dass Russland tausende Kinder verschleppt, isoliert und traumatisiert habe. "Nur ein Bruchteil konnte bisher gefunden werden", schreibt sie.
Baerbock verspricht Unterstützung, um jedes einzelne Kind zu finden
Für Baerbock steht fest: Der erste Schritt zum Frieden ist die Rückkehr dieser Kinder. "Wir werden die Ukraine überall dort, wo wir können, weiter unterstützen, jedes einzelne Kind zu finden", verkündet sie. Man werde jedem Hinweis nachgehen. Solange suchen, bis alle Kinder wieder dort sind, wo sie hingehören: zu Hause, lautet ihr Appell.
Die Außenministerin besucht zum vierten Mal die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar vergangenen Jahres. "Wir stehen an Eurer Seite, solange Ihr uns braucht an jedem einzelnen Tag, no matter how long it takes", sagt sie. "Wir in Europa wissen: Ihr verteidigt hier auch unsere europäische Freiheit. Dafür sind wir den Ukrainerinnen und Ukrainern auf ewig dankbar."
Eine Mutter auf der Flucht mit ihren zwei Kindern von der Ukraine nach Polen.Bild: imago images / Beata Zawrzel
Bei einem Thema bleibt die 42-Jährige allerdings schmallippig: zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern.
Ukrainischer Außenminister Kuleba spricht von Zeitverschwendung
Die Ukraine hätte "bereits mehr erreichen können und mehr Leben von ukrainischen Soldaten und Zivilisten retten können, wenn wir Taurus bereits hätten", sagt der ukrainischer Außenminister Dmytro Kuleba. "Wir respektieren Ihre Debatten, wir respektieren Ihre Verfahren", fährt er fort. Es gebe aber kein objektives Gegenargument.
Außenminister Dmytro Kuleba kritisiert das deutsche Zögern bei der Lieferung von Taurus-Marschflugkörper.Bild: dpa / Oliver Weiken
Die Ukraine drängt Deutschland seit längerem dazu, die Marschflugkörper mit großer Reichweite und Zerstörungskraft zu liefern. Großbritannien und Frankreich stellten der Ukraine bereits Marschflugkörper mit einer geringeren Reichweite als Taurus zur Verfügung.
"Uns ist die Situation mehr als bewusst", sagt Baerbock. Sie verweist jedoch auf offene Fragen: "Wie bei den anderen Lieferungen, die wir geleistet haben, müssen alle Fragen geklärt werden."
(Mit Material der afp)
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Ganz anders als sein Chef, Bundeskanzler Olaf Scholz. Der will trotzdem Kanzlerkandidat seiner Partei werden.