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COP30: Ricarda Lang kritisiert Merz nach Klimagipfel in Belém

ARCHIV - 07.11.2025, Brasilien, Belém: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, l) trifft bei der Weltklimakonferenz COP30 Luiz Inacio Lula da Silva, Präsident von Brasilien, zu einem Gespräch. (zu dpa: «Lu ...
Bundeskanzler Friedrich Merz und Brasiliens Präsident Lula da Silva.Bild: dpa / Kay Nietfeld
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Ricarda Lang kritisiert Merz für Brasilien-Aussage: Aber Klimaversagen hat System

Beim Weltklimagipfel in Brasilien lässt Friedrich Merz einen abfälligen Satz über das Gastgeberland fallen – und löst damit nicht nur Empörung in Belém aus. Hinter dem Eklat steckt mehr als nur ein Ausrutscher: Er offenbart ein Muster in der deutschen Klimapolitik.
19.11.2025, 14:5919.11.2025, 14:59

Bundeskanzler Friedrich Merz liebt Deutschland. So sehr, dass natürlich kein anderes Land darüber geht. Insofern macht er seinem Stolz auf den Geburtszufall viel Raum, trotz gelegentlich aufblitzender Unzufriedenheit – mit dem Stadtbild, dem Arbeitswillen, dem mangelnden Einsatz junger Menschen etwa. Nationalpathos trifft Gestaltungswillen, ein klassisch konservativer Bundeskanzler.

Nur muss nicht jeder seine Liebe zu seinem Heimatland teilen. Brasilianer:innen zum Beispiel. Die waren sichtlich empört, als Merz nach seiner Reise zum Weltklimagipfel im brasilianischen Belém sagte, sein journalistischer Anhang sei froh, "dass wir vor allem Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind."

Brasilien: Ricarda Lang kritisiert Merz

Nationalstolz ist ein dankbares Thema, entsprechend griffen brasilianische Mediendienste und Politiker:innen den Merz'schen Spott auf. Dieser sei "arrogant und voreingenommen", sagte Beléms Bürgermeister; "Es ist merkwürdig, dass diejenigen, die zur Erwärmung des Planeten beigetragen haben, die Hitze des Amazonas seltsam finden", der Gouverneur des Bundesstaates Helder Barbalho.

Doch auch die Grünen nehmen den Ausrutscher des Kanzlers als Anlass für Kritik. Ricarda Lang schreibt in einem Post auf Instagram:

"Statt jetzt wieder 3 Tage über einen offensichtlich onkelig-dummen Satz von Merz zu diskutieren, könnten wir auch darüber sprechen, dass er als deutscher Bundeskanzler klimapolitisch blank zur Weltklimakonferenz gefahren ist, wo gerade über den globalen Ausstieg aus fossilen Energien verhandelt wird."

Die Kritik wirkt nicht nur emotional. Sie trifft auch einen geopolitisch wunden Punkt, der sich in Daten übersetzen lässt.

Einerseits sorgt die CO₂-Bilanz industrieller Großmächte wie Deutschland für einen globalen Temperaturanstieg, welcher zum Austrocknen des Regenwalds führt, auch "Savanisierung" genannt. Andererseits tragen Rohstoff- und Agrarimporte aus Brasilien zur allmählichen Entwaldung bei – wodurch ein wichtiges Klimaschutzinstrument an Wirkmacht verliert.

Dem steht eine unambitionierte Klimapolitik Deutschlands gegenüber. Die wiederum führte auch zu einem deutlichen Abstieg beim Klimaschutz-Ranking der Organisationen Germanwatch und Climate Action Network sowie dem NewClimate Institute. Die nationale Klimapolitik wird in dem beiliegenden Bericht als "schlecht" bewertet, schreibt die "Wirtschaftswoche". Gründe dafür sind der Fokus auf Gas und halbgare Maßnahmen zur Emissionssenkung in den Sektoren Verkehr und Gebäude.

Klimapolitik hinkt schon länger größeren Zielen hinterher

Mit Blick darauf ist greift aber die Kritik von Lang ebenso zu kurz, denn auch die Grünen haben in der Vergangenheit wenig ambitionierte Klimapolitik betrieben. Während ihrer Ampel-Zeit stimmte die Partei für Milliardeninvestitionen in Aufrüstung (nicht wirklich klimafreundlich), umschiffte eine klare Linie beim Gasausstieg und machte sich für die Räumung eines Klimaprotest-Camps in Lützerath zwecks Kohleabbau mitverantwortlich.

Zudem waren es die Grünen unter Habeck, die Klimaschutzmaßnahmen nur dann umsetzen wollen, wenn sie wirtschaftlich und wettbewerblich nicht schädlich sind. Merz hat also kein Patent auf ambitionslose Klimapolitik. Er, wie alle anderen regierungsfähigen Parteien, haben stets ihr heißgeliebtes Deutschland im Blick, sprich dessen Wettbewerbsfähigkeit.

Merz’ abwertender Spruch ist deshalb weniger ein Ausrutscher als ein Symptom. Nationalstaatliche Selbstbezogenheit prägt die Klimapolitik aller großen Parteien. Manchmal klingt sie nach Stolz, manchmal nach Abwertung anderer Länder – und oft nach politischen Entscheidungen, die das Problem verschärfen.

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