Awdijiwka: Ukrainische Soldaten feuern eine französische Panzerhaubitze vom Typ CAESAR auf russische Stellungen. Bild: AP / Libkos
Russland
Die Fronten im Ukraine-Krieg haben sich größtenteils festgefahren. Weder die Truppen Russlands noch die der Ukraine verzeichnen derzeit nennenswerte Fortschritte. Im Nordwesten von Awdijiwka, bei Stepowe, sowie im Industriegebiet im Nordosten der Stadt sollen die russischen Truppen zwar aktuell etwas vorrücken. Nach ukrainischen Angaben erfolgen die ständigen Angriffe aber unter hohen Verlusten. Unabhängig überprüfen lassen sich die genauen Veränderungen der Frontabschnitte kaum in Echtzeit.
Klar ist jedoch: Die Verluste bleiben hoch, die Fortschritte gering. Wie dramatisch die Lage bei Awdijiwka derzeit ist, zeigt ein Video, das offenbar einen Soldaten der russischen Armee aufgenommen hat. Erst seit sieben Tagen sei der Mann in diesem Frontabschnitt im Einsatz. Doch die Frustration sei groß.
In dem verwackelten Video spricht der Soldat über die Lage an der Front im Ukraine-Krieg.Bild: screenshot x, ehemals twitter
Russland-Soldat zeigt erschreckende Szenen an Front: "Sie zerstören uns"
Auf dem verwackelten Video, das auf der Plattform X – ehemals Twitter – kursiert, zeigt sich das Ausmaß der Katastrophe an der Front bei Awdijiwka: Eine tot aussehende Einöde mit verkohlten Bäumen. Verwüstung. Schlammiger Boden. Nach Angaben des Soldaten sei die Landschaft hier noch ein gesunder Wald gewesen, als sie vor etwa einer Woche in dem Abschnitt ankamen.
Nur noch wenige der Soldaten sind demnach übrig geblieben: "Wir sind mit 75 Kameraden gekommen, jetzt sind nur noch 14 übrig", sagt der Mann in dem Clip. Der Rest sei entweder verwundet oder tot. Er und die Überlebenden seien nur noch hier, weil sie einen "ausgeprägten Überlebenswillen" hätten. "Wir kämpfen hier jeden Abend, Nacht, Morgen, Tag." Der Soldat hoffe, das zu überstehen und bald in den Urlaub fahren zu können. Er klagt: "Sie zerstören uns einfach."
Im Video ist ein verwüsteter Waldabschnitt zu sehen.Bild: Screenshot x, ehemals Twitter
Stellungskrieg in der Ukraine: heftige Kämpfe und Verluste
Das Ausmaß der Gefahr und Zerstörung für die Soldat:innen zeigt sich umso deutlicher in den folgenden Videosequenzen: Plötzlich sind Detonationen, wahrscheinlich durch Raketenbeschuss, zu hören. Der Soldat, der das Video wohl mit seinem Smartphone gedreht hat, sucht Deckung im Schützengraben. "Es scheint, dass ich entdeckt worden bin", sagt er. Wenige Sekunden später endet das Video.
Der Frontabschnitt bei Awdijiwka ist derzeit besonders stark umkämpft. Russland versucht seit Wochen, die Donezker Stadt einzunehmen, das Gebiet einzukesseln. Kreml-Machthaber nimmt hierfür eine immense Anzahl an Toten und Verwundeten in Kauf. Auf Kosten seiner Landsleute. Aktuell sind die Verluste nach Schätzungen des US-Kriegsinstituts ISW höher als je zuvor im Ukraine-Krieg.
Nach Ansicht von Militärexperten verliert die russische Armee an der Front in der Ukraine so viele Soldaten, dass sie wahrscheinlich Schwierigkeiten hat, genügend neue zu rekrutieren. Auf beiden Seiten gibt zudem die Kampfkraft laut Nachrichtenplattform Ukrinform nach.
Mehreren Quellen zufolge hat sich die Russland-Offensive jederzeit an den meisten Frontabschnitten festgefahren. So auch laut dem "Institute for the Study of War", das eine Karte mit den Frontabschnitten laufend aktualisiert.
Wie so viele Informationen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine lässt sich auch dieses Video sowie der Zeitpunkt der Aufnahme nicht eindeutig verifizieren. Gepostet hat es jüngst der Berater der ukrainischen Regierung für innere Angelegenheiten, Anton Gerashchenko. Es hat bereits Hunderttausende Aufrufe.
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Russland ändert Taktik: Drohnen sollen Druck auf Ukraine ausüben
Ist das Video echt, gibt es einen Einblick in den Schrecken des Krieges und lässt erahnen, was der Stellungskrieg für die Soldat:innen auf beiden Seiten bedeutet. Dem Mann zufolge sind die verfeindeten Truppen bei Awdijiwka teils nur 450 Meter voneinander entfernt. Ständig gebe es Angriffe. Während sich die Russland-Soldaten dem Video zufolge in Schützengräben in der Erde verschanzen, fänden die ukrainischen Männer Schutz in Betonbunkern.
Nun will Russland mit einer Änderung der Taktik vorwärtskommen, wie das US-Magazin "Forbes" berichtet. Statt auf Panzer und Infanterie will man hier demnach ab jetzt vermehrt auf mit Nachtsichtgeräten ausgestattete Drohnen setzen. Das Ziel: Der Rückzug der ukrainischen Truppen durch Abschneiden der Versorgungswege und mehr Druck.
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