Dunkle Erinnerung an den Mord an George Floyd werden wach. Der Afroamerikaner verlor sein Leben 2020 durch die gewaltsame Festnahme der Polizei. "I can't breath", sagte er, während ein Polizist ihn brutal zu Boden drückte. "Ich kann nicht atmen", Worte, die kurz darauf auf etlichen Plakaten standen. Der Tod von Floyd rief eine der größten Protestbewegungen der US-amerikanischen Geschichte ins Leben.
"Black Lives Matter" (BLM) – die Leben von Afroamerikaner:innen zählen. Nun erschüttert ein neuer Fall von Polizeigewalt an einem afroamerikanischen US-Bürger die Nation. Der Umstand seines Todes ist tragisch: Es geschah in einer Psychiatrie.
Der 28-jährige Irvo Otieno war den Angaben zufolge wegen mentaler Probleme vom Gefängnis in eine Psychiatrie-Klinik im US-Bundesstaat Virginia verlegt worden. Dort sollen ihn sieben Polizist:innen an Händen sowie Füßen gefesselt und elf Minuten lang zu Boden gedrückt haben. Er erstickte. Das zeigt die spätere Autopsie – und das Überwachungsvideo.
Die Staatsanwaltschaft besitzt nach eigenen Angaben ein Video von dem Vorfall, das sie aber zunächst nicht veröffentlichen wolle. Es wurde aber der Familie des Mannes gezeigt. Deren Anwalt behauptet, die Beamten hätten Otieno zwölf Minuten lang niedergedrückt. Seine Familie reagiert entsetzt und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Täter.
"Mein Sohn wurde wie ein Hund behandelt, schlimmer als ein Hund", zitieren US-Medien die Mutter des Opfers, Caroline Ouko. "Mein Sohn wurde gefoltert." Der Schock sitzt offenbar auch bei Bürgerrechtsanwalt Ben Crump tief. So hatte er damals bereits die Familie des getöteten Floyd rechtlich unterstützt. Auf Twitter schreibt er:
Das Video zeige, wie unmenschlich Strafverfolgungsbeamte Menschen, die eine psychische Krise haben, behandeln würden, sagt Crump gegenüber dem Nachrichtensender "CNN". Otieno habe keine Bedrohung dargestellt. "Er ist ihnen gegenüber nicht gewalttätig oder aggressiv." Man könne sehen, wie er bewusstlos wirkte, aber dennoch "brutal mit einem Knie an seinem Hals", fixiert werde.
"Wir brauchen Gerechtigkeit", fordert Crump. Psychische Erkrankungen dürfen kein Todesurteil sein, schreibt er und postet einen Videoausschnitt von Otienos Mutter Ouko. Mit schwerem Atem drückt sie ihre Gedanken zu dem tragischen Mord ihres Sohnes aus. Er hatte ein großes Herz und für jede:n ein offenes Ohr.
Ouko sagt, ihr Sohn, der Hip-Hop-Musiker werden wollte, sei psychisch krank gewesen. Er habe auch psychische Probleme gehabt, als er am 3. März in Gewahrsam genommen worden sei – wegen eines mutmaßlichen Einbruchs. Drei Tage später sei er in die Klinik eingeliefert worden. Dort sei er Polizeiangaben zufolge "kämpferisch" geworden und sei zurückgehalten worden.
Das Video beschreibt sie als "Horror". Er brauchte Hilfe, doch erfuhr Gewalt – jetzt ist er tot. "Warum?", fragt sie. Sie will Antworten.
Die sieben Polizist:innen sowie drei Mitarbeiter:innen des Krankenhauses wurden nun wegen Totschlags angeklagt. Das teilt die Staatsanwaltschaft mit. In den USA kommt es regelmäßig zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art.
(mit Material der dpa)