Donald Trump könnte diesmal auf eine Frau für das Amt des Vize-Präsidenten setzen. Bild: AP / Matt Rourke
USA
Mit den Vorwahlen in Iowa ist der Startschuss für den langen Wahl-Marathon in den USA gefallen. Einer zeigt sich schon siegessicher: Ex-Präsident Donald Trump. Der 77-Jährige will für die Republikaner zurück ins Weiße Haus. Nach seiner haltlosen Auffassung stahl man ihm die Wahl 2020, sein damaliger Gegner Joe Biden und dessen Demokraten seien alle Kriminelle.
Bisher sieht es danach aus, dass sich die zwei politischen Schwergewichte Trump und Biden erneut ein Duell liefern werden, sollte die republikanische Partei den Ex-Präsidenten aufstellen. Die parteiinterne Herausforderin Nikki Haley könnte bei den Vorwahlen durchaus noch für eine Überraschung sorgen.
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Dennoch ist bereits die Diskussion darüber entfacht, wen Trump als Vize-Präsident:in küren wird. Mit seinem vorherigen Running Mate Mike Pence steht Trump mittlerweile auf Kriegsfuß. Nach Trumps Ansicht ist Pence ein Verräter, weil er damals den angeblichen "Wahlbetrug" der Demokraten unterstützte. Er hetzte regelrecht seine Anhängerschaft gegen Pence auf.
Donald Trump setzt diesmal auf absolute Loyalität
Die Bilder vom Sturm auf das Kapitol 2021 verfolgen Pence wohl bis heute. Er und seine Familie befanden sich in Lebensgefahr. So ungefährlich ist die Position des oder der Vize-Präsident:in an Trumps Seite offenbar nicht. Dennoch gibt es bereits einige Republikaner, die den Job mit Kusshand übernehmen würden.
Nach der Erfahrung mit Pence wird für Trump diesmal die absolute Loyalität ihm gegenüber ausschlaggebend sein, sagt Thomas Greven auf watson-Anfrage. Er ist Privatdozent für Politikwissenschaft am Kennedy-Institut der FU Berlin.
"Angesichts der laufenden Bemühungen, möglichst den ganzen Staatsapparat auf Trump-Linie zubringen, wird nur jemand ausgewählt, auf den oder die Trump glaubt, sich vollständig verlassen zu können", sagt er. Eine Annahme, die auch USA-Experte Dominik Tolksdorf von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik teilt.
Ihm zufolge stehen jene besser da, die sich bei den Vorwahlen nicht zu sehr von Trump distanziert haben. "Daneben könnte sich Trump für eine Frau entscheiden, in der Hoffnung, dass er damit wieder mehr Frauen in den Swing States ansprechen kann", führt Tolksdorf gegenüber watson aus.
Donald Trump gibt sich schon während der Vorwahlen siegessicher.Bild: AP / Andrew Harnik
"Ich weiß, wer es sein wird", verkündete Trump Anfang Januar bei dem konservativen US-Sender Fox News. Auf die Frage, wer diese Person sei, antwortet Trump: "Das kann ich Ihnen nicht sagen". Doch im September 2023 ließ er einen Hinweis durchsickern: Ihm gefalle das Konzept einer Vize-Präsidentin. Ende 2023 sorgte aber vor allem ein männlicher Kandidat für Furore: der rechtspopulistische Moderator Tucker Carlson.
Was an diesem Gerücht dran ist und welche fünf möglichen Republikanerinnen als Vize infrage kämen, fasst watson für euch zusammen.
Die "Trash-Queen" – Marjorie Taylor Greene
Gilt als absolut loyal gegenüber Trump: Marjorie Taylor Greene.Bild: AP / Seth Wenig
Pöbeln, Ellenbogen-Taktik, Zickenkrieg mit Kolleginnen – die umstrittene Abgeordnete aus dem US-Bundesstaat Georgia Marjorie Taylor Greene trägt bei ihren Gegnern den Titel "White-Trash-Queen".
Die rechtsradikale Verschwörungstheoretikerin schmeißt mit Falschmeldungen um sich und ruft auf Social Media zur "nationalen Scheidung" des Landes auf. Die USA sollen unter den Republikanern und Demokraten aufgeteilt werden.
Für Trump wäre Greene als Polit-Neuling leicht kontrollierbar, zudem ist sie ihm absolut untergeben. Allerdings schießt sie oft übers Ziel hinaus.
So weit, dass es selbst den ultrakonservativen Republikanern zu wild wurde. Im Sommer 2023 kickten sie Greene aus ihrer Vereinigung "Freedom Caucus". Dabei handelt es sich um eine Gruppe von rechtsextremen Abgeordnet:innen innerhalb der republikanischen Fraktion im Repräsentantenhaus.
Laut eines Berichts des "Rolling Stones" warnen Trumps Verbündete, dass Greene eine "dumme" Entscheidung wäre. Trump aber habe wiederholt von ihr als seiner Nummer zwei gesprochen – dabei sei allerdings auch der Name Kari Lake gefallen.
Die Wahlverliererin – Kari Lake
Von Fernsehjournalistin zur Politikerin: Kari Lake will hoch hinaus an der Seite von Donald Trump.Bild: AP / Ross D. Franklin
Die Republikanerin greift wohl selbst zur Waffe, um Trump zu beschützen. Jedenfalls schwang sie große Reden, als Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida durchsucht wurde. "Wir werden nicht zulassen, dass sie Präsident Trump auch nur ein Haar krümmen. Jetzt ist die Zeit, um uns an unsere Waffen und unsere Religion zu klammern", verkündete sie.
2022 kämpfte sie um das Gouverneursamt im US-Bundesstaat Arizona und verlor. Eine Niederlage, die sie bis heute nicht anerkennt – ganz nach Trumps Playbook. Dazu gehört auch, pikante und haltlose Dinge von sich zu geben, die es in die Schlagzeilen schaffen. Doch ihre Strategie geht wohl nicht auf.
Laut "Rolling Stones" gebe es Sorgen unter den Republikanern, dass Lake und Greene unabhängige und gemäßigte Wählende vergraulen könnten. Hier kommt Nikki Haley ins Spiel.
Die Herausforderin – Nikki Haley
Während seiner Regierungszeit machte Trump Nikki Haley 2016 zur UN-Botschafterin.Bild: imago stock&people / white house
Noch kämpfen beide um den Platz des Chefpostens im Weißen Haus, dabei könnten sie auch als Duo einziehen. Die republikanische Vorwahlkandidatin bewerbe sich nicht mehr um das Amt des nächsten Präsidenten, sie wolle nun Trumps Kandidatin werden, schreibt "The Atlantic".
Sie wäre eine gute Wahl, denn Haley könnte Trump Wählergruppen erschließen, die er allein nicht gut erreicht: die gemäßigteren Wähler:innen, insbesondere solche mit höherem Bildungsabschluss und höherem Einkommen.
USA-Experte Greven rechnet Haley Chancen als Vize-Präsidentin an Trumps Seite zu, allerdings "nur, wenn sie bereit wäre, zu Kreuze zu kriechen und seinen Ring zu küssen". Republikanerin Kristi Noem warnt Trump hingegen: Haley sei keine gute Idee, er solle lieber jemanden anderes wählen, am besten sie.
Die Unbekannte – Kristi Noem
Äußert sich stets positiv über Trump: Kristi Noem.Bild: AP / Susan Walsh
Die Gouverneurin von South Dakota Kristi Noem würde "sofort" Trumps Kandidatin sein. "Er ist einfach ein normaler Mensch, der die Wahrheit sagt und jeden Tag aufsteht, um für die Menschen zu kämpfen", zitiert "The Hill" die Republikanerin. Sie wirbt vor allem für die Werte der Familie und die Ideale der traditionellen Ehe. 2023 kam ans Licht, dass sie wohl eine Affäre mit Trumps Berater Corey Lewandowski hatte.
Aber was soll's: Die 52-Jährige gilt als konservativ, liebt Waffen und hält bedingungslos zu Trump. Noem entschied sich dagegen, 2024 für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, ist aber weiterhin in der Öffentlichkeit präsent. Die US-Zeitung "Politico" fragte in Iowa unter Trump-Anhänger:innen, wen sie sich an seiner Seite wünschen: Ihr Name fiel oft – aber auch der von Elise Stefanik.
Die Wandelbare – Elise Stefanik
Früher Demokratin, heute eine loyale Anhängerin Trumps: Elise Stefanik.Bild: imago stock&people / Tiffany Mitchell
"Ich würde mich geehrt fühlen, in irgendeiner Funktion in einer Trump-Regierung zu dienen", sagte Stefanik gegenüber dem US-Sender NBC News.
Stefanik zeigt sich ambitioniert. 2021 kickte sie die bekannte Trump-Kritikerin Liz Cheney aus dem Führungsgremium. Mit ihrer Position in der republikanischen Partei dürfte wohl auch sie eine mögliche Kandidatin als Vize sein – dabei war die 39-Jährige früher Demokratin.
Einst galt sie als gemäßigte New Yorkerin, doch in den vergangenen Jahren hat sich die Harvard-Absolventin zu einer überzeugten Anhängerin Trumps gewandelt.
Der falsche Freund – Tucker Carlson
Tucker Carlson zeigt sich stets als großer Trump-Fan, aber hinter geschlossenen Türen sieht das wohl anders aus.Bild: AP / Seth Wenig
Dieser potenzielle Kandidat sorgt für Schmunzeln: Tucker Carlson. Trump sei angeblich nicht abgeneigt von ihm als Running Mate. Laut US-Medien heißt vor allem eine Person diese Kombination gut: Melania Trump. Laut ihr wäre Carlson der perfekte Mann für den Job, heißt es.
Doch dieses Duo wird es wohl nicht geben, meint Greven. "Trump hat sich durchaus gemerkt, was Carlson tatsächlich über ihn denkt. Er bedient auch keine zusätzliche Klientel, sondern ist auf den Trump-Zug aufgesprungen, eben weil er von dessen Klientel profitieren will."
Zur Erinnerung: 2023 zeigten geleakte private Textnachrichten von Carlson, was er wirklich über den Ex-Präsidenten denkt. Er sei fertig mit Trump und seinen unbegründeten Behauptungen über eine manipulierte Wahl. "Ich hasse ihn leidenschaftlich", schrieb er.