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USA: Fox News trennt sich von Trump-Demagogen Carlson – das steckt dahinter

Rep. Marjorie Taylor Greene, left, R-Ga.; political commentator Tucker Carlson, center; and former President Donald Trump talk while watching golfers on the 16th tee during the final round of the LIV  ...
Tucker Carlson hat auf Fox News die Falschbehauptungen von Donald Trump weitergetragen – obwohl er wohl selbst nicht dran geglaubt hat. Jetzt ist er weg vom Fenster.Bild: AP / Seth Wenig
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USA: Fox News trennt sich von Trump Demagogen Carlson – das steckt dahinter

25.04.2023, 13:19
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Er ist der wohl bekannteste Moderator beim US-TV-Sender Fox News. Oder genauer gesagt: Er war. Die Rede ist von Tucker Carlson. Der Mann, der in seiner "Tucker Carlson Tonight"-Show regelmäßig Hass, Hetze und Fakenews vor einem Millionenpublikum verbreitet hatte wurde von seinem Sender abgesägt.

Kritiker:innen nannten die Sendung von Carlson die "rassistischste Show in der Geschichte der Kabelnews". Und von heute auf morgen, so zumindest macht es den Eindruck, wurde der Mann mit der reichweitenstärksten Show des Senders zur Geschichte. Ein Beben im US-Fernsehen.

Was steckt dahinter? Und wie reagieren die USA darauf? Die wichtigsten Fragen klärt watson für euch.

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Wer ist Tucker Carlson?

Tucker Carlson kam zwar bereits 2009 zu Fox News, wurde aber erst mit seiner Abendsendung, die seit 2017 läuft, zum Star. Seither stachelte er sein rechtes Publikum jeden Abend weiter an. Hass auf PoC und die LGBTIQ+-Community, Verschwörungserzählungen und Falschinformationen, Trump-Propaganda – so lässt sich die Programmatik Carlsons zusammenfassen.

In seiner Show rechtfertigte er regelmäßig die Taten von Rechtsextremen und verharmloste den Sturm aufs Kapitol, er unterstützte Trump bei seiner Lüge zur gestohlenen Wahl und lobte Wladimir Putin. Sein Showkonzept: Ein gefährliches Gemisch an Unwahrheiten und Propaganda also. Rund drei Millionen Menschen brachte er damit Abend für Abend vor die Fernseher.

Was ist über den Rauswurf bekannt?

Die Verantwortlichen bei Fox News wollten im Zusammenhang mit ihrer Entscheidung nicht allzu viele Worte verlieren. Man gehe nun getrennte Wege und danke Carlson für seine Arbeit, hieß es vonseiten des Senders. Mehr nicht.

Die Trennung ist besonders vor dem Hintergrund brisant, dass sich der Medienkonzern Fox gerade erst im Zuge einer Klage des Wahlmaschinenherstellers Dominion außergerichtlich auf eine Schadenersatzzahlung in Millionenhöhe geeinigt hatte.

Auch Carlson war in seiner Sendung als Unterstützer des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump aufgetreten, der die Lüge vom Wahlbetrug bis heute weiter verbreitet und seine Niederlage nicht eingesteht. Den Sturm aufs Kapitol stellte er als friedlichen Spaziergang dar.

In den vergangenen Monaten wurden schließlich Textnachrichten des Moderators Carlson öffentlich. Er soll einem Mitarbeiter zwei Monate nach der Präsidentenwahl 2020 geschrieben haben: "Wir sind sehr, sehr nahe dran, Trump an den meisten Abenden zu ignorieren. Ich kann es wirklich kaum erwarten. Ich hasse ihn leidenschaftlich."

Die Enthüllungen zogen die Glaubwürdigkeit des Moderators Carlson weiter in Zweifel: Denn in seiner Sendung befeuerte er selbst die Verschwörungstheorie vom Wahlbetrug. Carlson soll sich in den Textnachrichten auch immer wieder kritisch über das Management des Senders geäußert.

Am Ende war Carlson für den Sender wohl einfach nicht mehr tragbar. Ohne Ankündigung zog das Management offensichtlich die Reißleine. Und Carlson selbst wusste anscheinend nichts davon.

In seiner letzten Show am Freitag, 21. April, bestellte er noch genüsslich Pizza in seine Sendung und verabschiedete sich ins Wochenende.

Am Montag dann soll er während der Vorbereitungen für den Abendtalk mitgeteilt bekommen haben, dass dieser nicht stattfinden wird. Nie wieder.

Wie geht es nun weiter?

Der Rauswurf des Chef-Hetzers von Fox News kommt einem Erdbeben gleich. Ex-Präsident Donald Trump erklärt in einem Interview, er sei schockiert und überrascht. "Tucker" sei ein guter Mensch – und habe großartige Arbeit geleistet.

Auch andere Republikaner:innen zeigen sich schockiert. So schreibt beispielsweise Lauren Boebert, Abgeordnete aus Colorado, auf Twitter: "Wohin Tucker Carlson auch geht, Amerika wird folgen." Und weiter: "Vielen Dank, dass Sie eine der größten und mächtigsten Stimmen in der konservativen Bewegung waren."

Auf Twitter geht nun das Gerücht herum, dass Carlson eine Rolle im Präsidentschaftswahlkampfs Trumps spielen könnte.

Für Aufsehen sorgte der Fall Carlson auch in Moskau. Der kremltreue Propagandist Wladimir Solowjow bot Carlson sogar einen Job im russischen Staatsfernsehen an. "Sie sind jederzeit in Russland und Moskau willkommen", hieß es in einem Schreiben, das Solowjow am Montagabend auf Telegram veröffentlichte.

"Wir bieten Ihnen gerne einen Job an, falls Sie als Moderator oder Host weitermachen wollen", erklärte das Team des 59 Jahre alten Russen, der unter anderem für seine Hetze gegen Ukrainer und den Westen bekannt ist.

(Mit Material der dpa)

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