Die Umstellung von Sommerzeit auf Winterzeit ist eine komplizierte Angelegenheit. Die meisten können sich nicht einmal so recht merken, wann die Zeiger eine Stunde zurückgedreht werden (zum Winter) und wann eine Stunde vor (zum Sommer). Und was bedeutet das dann eigentlich? Wird es nach der Umstellung früher dunkel? Später hell?
All diese Fragen sollen nächstes Jahr der Vergangenheit angehören. 2019 soll Schluss sein mit der Umstellung. Das wurde auf EU-Ebene beschlossen. Eine Abstimmung unter EU-Bürgern hat dazu beigetragen, die EU dachte aber bereits seit einigen Jahren darüber nach, wie sie selbst sagt. Ob wir die Winter- oder die Sommerzeit behalten, ist aber noch nicht klar. Darauf müssen sich die EU-Staaten noch einigen.
Eingeführt wurde die Umstellung zur Sommerzeit nach der Ölkrise in den 70er Jahren in der Hoffnung auf Energieersparnis. In Deutschland gibt es sie in der heutigen Form seit 1980. Seit 1996 stellen die Menschen in allen EU-Ländern die Uhren einheitlich die Uhren um. Übrigens: Zeitumstellung ist eigentlich der falsche Begriff. Schließlich stellen wir nicht die Zeit um, sondern lediglich die Uhrzeit.
Schon jetzt sind sich die Länder uneinig. Finnland, Dänemark und die Niederlande wollen zum Beispiel die Winterzeit behalten, Portugel, Zypern, Polen und auch Deutschland sind für die Sommerzeit. Welche Vor- und Nachteile hätte es, bei der Sommerzeit zu bleiben? Was würde das mit unserem Tagesablauf machen? 9 Fakten zur Sommerzeit.
Würden wir im Oktober nicht mehr die Uhren auf Winterzeit umstellen, also eine Stunde zurückdrehen, würden sich die Tageszeit-Intervalle zwischen Oktober und März folgendermaßen verändern:
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In Berlin beispielsweise geht im Dezember und Januar die Sonne am frühsten unter. Zur Winterzeit so gegen 16 Uhr. Wenn wir bei der Sommerzeit bleiben, verschiebt sich der winterliche Sonnenuntergang auf 17 Uhr.
An den längsten Sommertagen, also ungefähr Mitte Juni, bliebe uns die Sonne am Abend so lange wie bisher erhalten – in Berlin bis ungefähr 21.30 Uhr. Würden wir bei der Winterzeit bleiben, ginge die Sonne im Sommer schon um 20.30 Uhr unter.
Für die düstersten Tage des Jahres im Dezember und Januar würde dies bedeuten, dass sich etwa in Berlin erst um 9.15 Uhr die Sonne blicken lassen würde. Die meisten von uns müssten also in der Finsternis zur Arbeit, zur Uni oder in die Schule.
Städte, die weiter westlich liegen, träfe es noch härter: In Aachen ginge im tiefsten Winter erst gegen 9.35 Uhr die Sonne auf.
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Durch die Sommerzeit werden wir müder
Wer zum Beispiel um 9 Uhr im Büro sitzen muss, hat es im Winter nicht leicht. Da die Sonne erst gegen halb zehn aufgeht, für viele der Tag aber schon um sieben beginnt, kommen wir morgens schlechter in Fahrt.
Ein "sozialer Jetlag" kann sich einstellen (Deutsches Ärzteblatt). So nennt es sich, wenn man aus gesellschaftlichen Gründen wie Arbeit, Uni oder Schule, zu anderen Zeiten wach ist, als die innere Uhr vorschreibt.
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Die Konsequenz zeigte sich in Russland zwischen 2011 und 2014. In diesen Jahren galt dort durchgehend die Sommerzeit. Forscher stellten in einer Untersuchung an 8000 Jugendlichen fest, dass mehr Probanden während der dauerhaften Sommerzeit schlecht schliefen, müde waren und teils sogar Symptome einer Winterdepression zeigten (Biological Rhythm Research).
Wir kriegen schlechte Laune und nehmen zu
Die Dunkelheit macht uns antriebslos und drückt auf die Stimmung. Wir haben mitunter mehr Hunger.
Schuld daran ist ein Hormon namens Melatonin. Es gilt als Schlafhormon und macht uns müde. Unter anderem Licht reguliert seine Ausschüttung. Fällt Licht ins Auge, wird das Netzhaut-Pigment Melanopsin aktiviert. Das hemmt die Produktion des Neurohormons Melatonin.
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Bleibt es dunkel, bleibt auch Melanopsin inaktiv und der Melatonin-Ausschüttung wird kein Einhalt geboten (Zeit Online). Sehr wahrscheinlich geraten noch weitere Hormone aus dem Gleichgewicht und verstärken die Niedergeschlagenheit durch die Dunkelheit zusätzlich.
Die Rush Hour und die Tierwanderung überschneiden sich
Je später die Sonne aufgeht, desto mehr Menschen fahren in der Morgendämmerung zur Arbeit. Genau dann wandern aber auch viele Wildtiere. Es passieren mehr Unfälle.
Wie schon oben beschrieben, gibt es einige Länder, die sich gegen die Sommerzeit wehren. Die Befürchtung ist, dass sich die Staaten nicht einigen können und am Ende ein Zeitzonen-Flickenteppich in der EU herrscht. Wer etwa aus Dänemark über Deutschland in die Niederlande reist, müsste dann zweimal die Uhr umstellen.
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Es gibt bereits drei Zeitzonen in der EU
In Deutschland und 16 weiteren Staaten herrscht die gleiche Uhrzeit: die Mitteleuropäische Zeit, genannt MEZ. Darunter sind die Niederlande, Belgien, Österreich, Dänemark, Frankreich, Italien, Kroatien, Polen und Spanien. Acht Länder – Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Litauen, Rumänien und Zypern – sind eine Stunde voraus: dort gilt die Osteuropäische Zeit oder OEZ. Drei Staaten sind eine Stunde zurück, nämlich Irland, Portugal und Großbritannien, wo die Westeuropäische Zeit gilt, die WEZ.
Die mit der Winterzeit sind im Vorteil
Jedes Land, das die Sommerzeit nicht dauerhaft einführe, sagt der Chronobiologe Till Roenneberg, werde "uns akademisch überholen". Und man erhöhe "die Wahrscheinlichkeit für Diabetes, Depressionen, Schlaf- und Lernprobleme – das heißt, wir Europäer werden dicker, dümmer und grantiger." (watson.ch)
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Rausgehen hilft
Ob wir nun mit der Sommerzeit oder der Winterzeit enden, wem die Dunkelheit zusetzt, der kann gegensteuern: Am besten arbeitet man direkt gegen den Lichtmangel an. Dazu einfach vor die Tür gehen und so viel natürliches Tageslicht wie möglich tanken. Selbst wenn die Sonne nicht scheint, ist die Lichteinstrahlung immer noch bedeutend höher als im Büro.
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Immerhin hätte die Umstellung ein Ende – gut für unsere Gesundheit
Wenn es mit der Uhrenumstellerei erstmal vorbei ist, dürfte das unserer Gesundheit zugute kommen. Denn die regelmäßige Umstellung birgt Risiken:
Forscher haben herausgefunden, dass in den ersten Tagen nach der Umstellung mehr Männer Herzinfarkte bekommen.
Es gibt auch Hinweise, dass in dieser Phase mehr Menschen mit Schlaganfällen ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Auch Schwangerschaften können beeinflusst werden, zumindest solche, die durch künstliche Befruchtung entstanden sind.
Eine Studie aus dem vergangenen Jahr erweckt den Verdacht, dass Frauen mehr Fehlgeburten hatten, wenn sie sich in den ersten drei Wochen nach der Einpflanzung der befruchteten Eizelle an eine neue Uhrzeit gewöhnen mussten.
Diese Folgen durch die regelmäßige Umstellung müssten nun eigentlich abnehmen. Und nicht zu vergessen: Wir müssten uns nicht mehr das Gehirn verrenken, um zu checken, in welche Richtung die Uhren diesmal gedreht werden müssen.
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