Es ist schon später Abend, als eine alte Freundin sich auf dem Handy unseres Autoren Max meldet. Die Nachricht kommt aus den Tiefen des Saarlandes nach Berlin: Der Europapark brennt. Das Internet zeigt schon die ersten Bilder des Grauens.
Auch unserem Marius geht es am anderen Ende der Stadt ähnlich. Schrecksekunden, unsere Autoren verfallen in Schnappatmung. Wochenende im Arsch.
Der Europapark hat, so stellte sich Stück für Stück heraus, eine seiner ältesten und schönsten Bahnen verloren. Warum die "Piraten von Batavia" Feuer fingen, ist noch nicht klar.
Uns, wie so vielen anderen, blutet umso mehr das Freizeitpark-Herz. Wir erinnern uns, an unsere nahezu perfekten Reisen.
Ein prototypischer Tag im Europa-Park für Max und Marius hatte ungefähr diese 11 Punkte. Garantiert nicht neutral, garantiert mit Fanboy-Charakter:
Wir sind uns ziemlich sicher, der Erfinder des Spruchs "Vorfreude ist die schönste Freude" war gerade auf dem Weg in den Europapark.
Viele Besucher fahren über Frankreich nach Rust. Es geht einfach schneller. Auf dem Weg gibt es auch den obligatorischen Stopp bei einem dieser riesigen französischen Supermärkte. Süßigkeiten, Panaché, Sommer!
Dann taucht er in der Ferne auf, der Park, und plötzlich ist man wieder 8 Jahre alt.
Auf einem riesigen Parkplatz steigt man aus dem Auto aus, von oben trällern die Schreie von der Silverstar-Achterbahn herunter – Gänsehaut. Vorfreude. Massenhaft angereiste Franzosen. Für die ist der Park schließlich auch die größte Attraktion weit und breit ist. Wir sind Europapark!
Na gut, der Eintritt war schon immer happig (vor allem während unserer Schulzeit). Aber egal. Von drinnen dringt schon diese romantische Fantasy-Musik an unsere Ohren. Die kleine Straße, die zum Hauptpark führt, ist gesäumt mit den Maskottchen, alles leicht im Mittelalter-Stil. Liebe. Und jetzt geht's los.
Natürlich ist es wie mit allem. Zwei Profis, drei Meinungen. Man hat ja immer so seine Lieblinge. Marius rennt als erstes zum Alpenexpress, in seiner Familie wird der auch liebevoll der "Grottenblitz" genannt. Max ist Fan der Eurosat, seit er als Kind mal (gefühlt) fast aus dem Sitz in die Dunkelheit der Kugel geplumpst wäre.
Wir haben es getan. Unsere Endorphine haben Warp-Geschwindigkeit. Weiter, weiter! Einfach nochmal? Die nächstbeste Achterbahn? Die Silverstar ist nicht weit weg. Schnell, schnell! Bevor der große Ansturm an Urlaubern ankommt. Weniger denken, mehr fahren!
Der erste Panaché ist getrunken, zwei Rides hinter uns. Es wird voll. Überall Schlangen. Manchmal kommt einem der unweigerliche Gedanke: "Würde es doch bloß regnen, dann hätten wir das alles hier für uns."
Aber auch das Schlendern ist toll, in Ruhe spazieren wir durch den vertrauten Lärm, riechen das Süßzeug, sehen überall die völlig veralteten mechanischen Puppen und lauschen ihren röhrigen Sound-Sprüchen. Und einen Plan haben wir sowieso.
Die beliebten Fahrgeschäfte sind jetzt eh voll, deshalb geht der Profi direkt zum Fjord-Rafting. Und wir sind Profis. Wir haben die perfekte Bewegung raus, um nicht nass zu werden. (Das versichern wir uns jedenfalls jedes Jahr aufs Neue).
Am Ende steht allerdings auf der Brücke doch dieser eine verzogene Bengel, der mit einem roten Knopf eine Wasserfontäne direkt neben uns in die Luft jagd und uns nass macht. (Wenn wir dich erwischen, du kleiner Drecksack!)
Ok... Profis und trotzdem nass. Weiter gehts.
Jetzt beginnt der harte Schlendermodus. Es ist eh alles zu voll, um sich anzustellen. Aber Moment, da vor dem Fluch der Kassandra ist ja gar nichts los, auch nicht bei Atlantis oder der Dinobahn. Muss was für die Kenner sein. Und ihr erratet schon:
Die schwäbische Variante: mitgebrachtes Vesper und Kaffee aus der Thermoskanne bei einer gemütlichen Floßfahrt. Alle anderen (Max spricht hier für die Saarländer): Ab an die Fressstände, Grill und diese geilen Tortellini in Käsesauce. (In der ist gefühlt natürlich gar kein Käse drin). O-Ton Max: "Ei jo, so e Pils wär jetzt achemol langsam gudd."
Wir kommen wieder zu Kräften.
Der Magen: voll. Die Energie: sehr voll. Bockbarometer: Through the roof. Nach einer halben Stunde Pause schreckt uns das Schild nicht länger, auf dem steht: "Von hier ab 90 Minuten Wartezeit". Wir wollen uns jetzt richtig abschießen lassen: Sehr, sehr hoch!
Nachdem man 1,5 Stunden für eine der Hauptattraktionen angestanden hat, ist die Erwartungshaltung weg. Zeit für die schönen Dinge des Lebens:
Durch die plätschernde, verrückte Welt der Piraten von Batavia cruisen, war die perfekte Erholung vom Adrenalinrausch (jetzt wohl eine erst mal nicht mehr, weil abgebrannt: TRAUER!). Danach die Wildwasserbahn, Geisterbahn (!!) und um die Füße noch einmal etwas hochlegen und die kleinen, feinen und wirklich schönen Details des Parks zu genießen: die Märchenbahn.
Egal, was zwischen Piraten und dem traurigen Abschied aus dem Park kommt – es ist gut. Anstehen, quatschen, etwas trinken – und dann im Rausch durch blitzende Grotten oder krasse Höhen rasen. Im Europapark hat man nie das Gefühl, etwas falsch machen zu können! Wir wanken schließlich in Richtung Ausgang. Nächsten Sommer kommen wir wieder! Wenn dann alles noch steht.