Kamala Harris "IS brat"?Bild: AP / Julia Nikhinson
Analyse
"Well, what we really need is a femininomenon" – zu Deutsch: "Was wir wirklich brauchen ist ein Femininomenon". Diese Zeile ertönt dieser Tage verstärkt auf Tiktok. Sie stammt aus einem Song des Popstars Chappell Roan. "Ein was?", schreit eine Stimme in dem Lied. "Ein Femininomenon". Es ist ein erfundenes Wort der Sängerin – zusammengesetzt aus feminin und Phänomen.
Ein Video mit Bildern des Ex-US-Präsidenten Donald Trump und Harris wurde von der Harris-Kampagne auf Tiktok geteilt. Es stellt sie im krassen Gegensatz zum konservativen Donald Trump dar.
Die Aufmerksamkeit der jungen Tiktok-Nutzer:innen war Harris mit diesem Video sicher – fast 47 Millionen Aufrufe generierte es binnen drei Tagen.
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Zwar hatte Roan noch keine:n Präsidentschaftskandidat:in zuvor unterstützt, doch ihre Musik dürfte Harris bereits helfen, die junge Zielgruppe als potenzielle Wählerschaft zu erreichen. Inzwischen ist Kamala Harris auch selbst auf Tiktok vertreten. Ein erstes Video erreichte 5,1 Millionen Aufrufe innerhalb weniger Stunden.
Längst werden die üblichen Social-Media-Plattformen von Politiker:innen zum Wahlkampf intensiv genutzt – wie allen voran X und Instagram, seit Trump von Meta eingeschränkt wurde, auch dessen eigene Plattform Truth Social. Es sieht jedoch so aus, als spielte Tiktok in diesem Wahlkampf eine noch größere Rolle als die vergangenen Jahre.
USA: Kamala Harris erhält Unterstützung von Popstars
Keine Prominentengruppe ist für die Kandidat:innen der US-Präsidentschaftswahlen wichtiger als Superstars, die ihren Einfluss und ihre Reichweite für politische Statements nutzen. Auf Tiktok können sie speziell junge Menschen dazu bringen, eine bestimmte Person zu wählen – oder überhaupt wählen zu gehen.
Knapp 63 Prozent der Wahlberechtigten gingen zur Präsidentschaftswahl 2020 wählen.
Mit diesem Einfluss auf Erstwähler:innen haben Popstars wie Chappell Roan A-Promis wie Barbra Streisand oder George Clooney längst abgehängt. Die beiden unterstützen Harris ebenfalls.
Ein demokratischer Stratege sagte dem Sender CNN etwa über den Wahlkampf zwischen Joe Biden und Trump: "Beide Kampagnen hatten Mühe, die Generation Z zu erreichen, weil beide Kandidaten älter waren als ihre Großeltern."
Und weiter: "Kamala hat eine wirklich gute Chance, bei der Generation Z durchzubrechen. (...) Sie ist näher am Alter ihrer Eltern, was greifbarer ist."
Harris' Kampagne hat neben Chappell Roan auch frühzeitig Unterstützung von anderen jungen, sehr einflussreichen Superstars bekommen, Ariana Grande, Demi Lovato oder Kesha und Charli XCX. Grande zählt mit 378 Millionen Instagram-Follower:innen zu den meistgefolgten Personen dieses Planeten.
Charli XCX hat Harris wiederum mit ihrem "Kamala IS Brat"-Post mehr Aufmerksamkeit beschert, als sich jede Kampagne jemals erträumen könnte. Der Post wurde von dem Social-Media-Team der Vize-Präsidentin schnell auf allen Plattformen geteilt.
Auch Beyoncé trägt inzwischen zum Kamala-Harris-Hype bei: Sie hatte der als wahrscheinlich gehandelten Präsidentschaftskandidatin der Demokraten kürzlich erlaubt, ihren Song "Freedom" für ihre Kampagne zu verwenden.
Doch auch Trump nutzt Tiktok für seine Kampagne. Zwar hat er mehr Follower:innen (9,2 Millionen) als Harris (1,4 Millionen) – die Seite von Harris' Kampagne hat allerdings mit 15,8 Millionen Likes mehr Engagement als Trump, der trotz seiner viel größeren Gefolgschaft nur 22,2 Millionen Likes vorzuweisen hat.
Popstars, die die Generation Z in den USA zum Handeln bewegen können
Charli XCX: Ihr sechstes Studioalbum "Brat" inspirierte sogar einen eigenen Modetrend und eine Farbbezeichnung (ein grellgrün). Auf Tiktok erklärte die Sängerin, dass sie sich die Ästhetik dessen so vorstellt: eine "Packung Zigaretten, ein Bic-Feuerzeug und ein weißes Top mit Trägern ohne BH". "Du bist einfach das Mädchen, das manchmal chaotisch ist, gerne Party macht und vielleicht dumme Sachen sagt. (...) Du bist eine Göre."
Kamala Harris wurde dadurch ebenfalls zur "Göre". Auf dem offiziellen X-Account ihrer Kampagne prangte daher auch kurzzeitig die "Gören"-Farbe in Anspielung auf Charli XCX.
Charli XCX verschafft der Harris-Kampagne derzeit einen Push.Bild: Invision / Evan Agostini
Olivia Rodrigo: Die 21-jährige Sängerin teilte am Dienstag in ihrer Instagram-Story ein Video von einem Wahlkampfauftritt von Harris und platzierte lobende Emojis darunter. In dem Video schwor Harris, die reproduktiven Rechte zu schützen. Rodrigo setzt sich ebenfalls für das Thema ein, verteilte bei einigen ihrer Konzerte während ihrer "Guts"-Tour etwa im Rahmen einer Initiative kostenlose Notfallverhütungsmittel.
Bereits 2021 traf sich die Grammy-Preisträgerin im Weißen Haus mit Biden und dem US-amerikanischen Immunologen Anthony Fauci, um sich für die Corona-Impfkampagne der Regierung einzusetzen.
Olivia Rodrigo könnte ihren Einfluss erneut zugunsten von Harris nutzen.Bild: imago images / Ritzau Scanpix
Chappell Roan: Vor allem unter der Gen Z ist die 26-jährige Sängerin sehr bekannt. Sie wurde in diesem Sommer so richtig bekannt, ihr Debütalbum brachte sie 2023 raus (derzeit auf Platz 5 der Billboard 200-Albumcharts). Roan identifiziert sich selbst als queer, wird wegen ihrer sexpositiven Texte mit Madonna verglichen. Vergangenes Jahr lehnte sie die Anfrage des Weißen Hauses ab, bei Pride aufzutreten, mit den Worten: "Wir wollen Freiheit, Gerechtigkeit und Unabhängigkeit für alle. Wenn Sie das tun, werde ich kommen."
Chappell Roan hat sich bisher noch nicht offiziell zur Unterstützung von Harris bekannt.Bild: Invision / Amy Harris
Diese Woche machten News auf Social Media die Runde, dass die Superstars Taylor Swift und Beyoncé gemeinsam mit anderen Stars ein Konzert spielen wollen, mit dem Geld für Harris Kampagne gesammelt werden soll.
Doch zumindest bislang sieht es danach aus, als wären dies nur Gerüchte. Bestätigt wurde nichts.
Fest steht jedoch: Sollte Taylor Swift zur Wahl von Harris aufrufen, sofern diese nominiert wird, könnte das den Ausgang der Präsidentschaftswahl entscheidend beeinflussen.
Mit einer in der Nacht gestarteten Bodenoffensive Israels gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon hat die Lage in Nahost eine neue Eskalationsstufe erreicht. Die israelische Armee sprach von "begrenzten" Angriffen auf Ziele in Grenznähe und nannte diese eine unmittelbare Bedrohung für Gemeinden in Nordisrael. Israels Luftwaffe bombardierte am späten Abend zudem erneut Ziele nahe der libanesischen Hauptstadt Beirut.