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Mauerfall vor 33 Jahren: Wo wir die Teilung trotz alledem bis heute sehen

Mauerspaziergang - Menschen stehen auf der Berliner Mauer kurz nach der Wende
Kurz nach dem Mauerfall spazieren Menschen auf der Berliner Mauer herum.Bild: www.imago-images.de / F. Berger
Analyse

33 Jahre Mauerfall: Wo wir die Teilung trotz alledem bis heute sehen

09.11.2022, 15:09
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Am 13. August 1961 wurde in einer Nacht und Nebelaktion mit dem Bau der Berliner Mauer begonnen. 28 Jahre sollte das Monument stehen, die Stadt teilen, Familien trennen – und die Menschen in der DDR daran hindern, in den Westen zu gehen.

Am 9. November 1989 gibt der Zentralkomitee-Sekretär für Information, Günter Schabowski, bekannt, dass die DDR ihre Grenzen geöffnet habe. Seines Wissens gelte die Reisefreiheit "ab sofort". Die Mauer war Geschichte. Und ein Jahr später auch die deutsche Teilung.

Bis heute allerdings sind die Nachwehen von Bundesrepublik und Deutsch-Demokratischer Republik vereinzelt zu erkennen. Sowohl im alltäglichen Leben als auch an Statistiken.

Drei dieser Beispiele hat watson für euch zusammengetragen.

Das Berliner ÖPNV-Netz

Berlin ist die Stadt der Teilung: Hier kamen sich DDR und BRD besonders nahe. Familien wurden getrennt, obwohl sie in der gleichen Stadt wohnten. Bis heute ist die Teilung im Stadtbild zu sehen. Die East Side Gallery oder den Checkpoint Charly kennen wohl die meisten. Ebenso die weißen Kreuze, die zum Beispiel beim Reichstagsgebäude an Menschen erinnern, die bei der Flucht getötet wurden.

Aber die Teilung macht sich auch weniger aufdringlich bemerkbar. Und zwar im Bus- und Bahnnetz der Hauptstadt.

Tram in Berlin
Straßenbahnen sind ein Zeichen dafür, dass man sich gerade wahrscheinlich im ehemaligen Ostberlin befindet.Bild: Pexels / Pixabay

Wie in vielen Großstädten gibt es auch in Berlin Straßenbahnen. Primär ist das allerdings im ehemaligen Ostberlin der Fall. Denn in Westberlin wurden die Tramlinien nach und nach abgebaut oder durch S- und U-Bahnlinien ersetzt. Das Ziel: Schienenfreie Straßen. Stattdessen fahren hier bis heute die berühmten Doppeldeckerbusse durch die Gegend.

In Ostberlin ist das anders: Hier gibt es bis heute etliche Straßenbahnlinien. Durch sie wurden beispielsweise die äußeren Stadtbezirke wie Marzahn oder auch die Alte Försterei an die Innenstadt angeschlossen. Mittlerweile werden die Tramlinien allerdings auch wieder in Richtung Westen verlängert. Zum Beispiel in den Wedding.

Wahlergebnisse und Volksparteien

Weniger alltäglich ist die ehemalige Grenze im Wahlverhalten zu erkennen. Tendenziell wird in Ostdeutschland "extremer" gewählt. Bei der Bundestagswahl 2005 teilte sich die CDU (25,3 Prozent der Stimmen) in den ostdeutschen Ländern den zweiten Platz mit der PDS (Die Vorgänger-Partei der Linken). Wahlsieger in Ostdeutschland damals: die SPD unter Gerhard Schröder mit 30,4 Prozent der Stimmen.

In Westdeutschland sah das Votum anders aus: 37,4 Prozent für Angela Merkels CDU, 35,1 Prozent für die SPD und dann folgte erstmal lange niemand. Die Linke/PDS erlangte in Westdeutschland 4,9 Prozent der Stimmen.

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In Ostdeutschland schnitt die CDU von Angela Merkel 2005 genauso gut ab, wie die Vorgängerpartei der Linken.Bild: dpa / Fabian Sommer

Merkel wurde mit ihrer Großen Koalition die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Insgesamt erreichte die Linke/PDS 8,7 Prozent der Stimmen.

In Ostdeutschland allerdings blieb die Linke bis zum Einzug der AfD in den Bundestag eine Volkspartei. Denn: Auch bei der Wahl 2009 erreichte die Partei den zweiten Platz (28,5 Prozent) in den ostdeutschen Bundesländern. Hinter der CDU (29,8 Prozent). In Westdeutschland hingegen kam die Partei nur auf 8,3 Prozent der Stimmen.

Wäre es nach dem Votum der ostdeutschen Bundesländer gegangen, hätte die AfD es bereits 2013 in den Deutschen Bundestag geschafft. Wenn auch knapp mit 5,9 Prozent der abgegebenen Stimmen. Insgesamt kam die Partei allerdings auf 4,7 Prozent und scheiterte damit an der Fünf-Prozent-Hürde. Wahlsiegerin in Ost wie West: Die CDU. In den ostdeutschen Bundesländern gefolgt von der Linken (22,7 Prozent) – die dort allerdings genauso viele Prozentpunkte einbüßte, wie die AfD erlangte.

21.09.2022, Th�ringen, Erfurt: Ein sogenannter Spaziergang der Th�ringer AfD unter dem Motto "Zuerst unser Land! Leben muss bezahlbar sein". Th�ringens Landtag ber�t am n�chsten Tag �ber m�g ...
Die AfD hat in den ostdeutschen Bundesländern die Linke als Volkspartei abgelöst.Bild: dpa / Martin Schutt

Im Jahr 2017, in dem die AfD das erste Mal den Sprung in den Bundestag schaffte, löst sie die Linke als Volkspartei in den ostdeutschen Bundesländern ab. Siegerin bleibt dennoch die Union – in Ost wie West. Gefolgt nun in den ostdeutschen Bundesländern von AfD (21,9 Prozent) und Linke (17,8 Prozent). Insgesamt kommen die beiden Parteien auf 12,6 Prozent (AfD) und 9,2 Prozent (Linke).

Bei der Bundestagswahl 2021 schließlich baut die AfD ihren Vorsprung vor der Linken in Ostdeutschland weiter aus: Mit 20,5 Prozent der Stimmen kletterten die Rechtspopulisten dort erneut auf Platz zwei (hinter der SPD), die Linke hingegen erlangte nur 10,4 Prozent der Stimmen. Gesamtdeutsch hätte die Partei fast den Einzug in den Bundestag verpasst – hätte sie nicht die Direktmandatsklausel gerettet.

Eigentum und Vermögen

So extrem wie bei den Wahlentscheidungen sieht es auch beim Thema Vermögen und Eigentum aus – nur andersherum. Ostdeutschland mietet häufiger als der gesamtdeutsche Durchschnitt. Einzig Brandenburg sticht hier heraus: 47,8 Prozent der Bürger:innen sind Eigentümer:in einer Wohnung, die sie selbst bewohnen.

Schlusslicht sind bei dieser Statistik: Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern neben den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Gefolgt von Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie dem westdeutschen Flächenland Nordrhein-Westfalen. Der Osten holt hier allerdings langsam auf: Der Abstand verringert sich.

Viele Menschen in den ostdeutschen Bundesländern wohnen zur Miete.
Viele Menschen in den ostdeutschen Bundesländern wohnen zur Miete. Bild: Pexels / Anthony Gideon

Dass dort so viele Menschen zur Miete wohnen, statt in Eigentum, ist auch eine Nachwehe der DDR. Damals war der Erwerb von Immobilien nur eingeschränkt möglich – gleichzeitig wurden die Mietkosten stark vom Staat subventioniert wurden.

Gravierender ist der Unterschied bei der Vermögensverteilung. Wie der Deutsche Gewerkschaftsbund in seinem Verteilungsbericht 2021 festhält. Jeweils 20,3 Prozent derer, die zur unteren Hälfte der Vermögensverteilung und zur oberen Mittelschicht gehören, sind Ostdeutsche. Während 8,1 Prozent der Wohlhabenden und 6,1 Prozent der Millionäre aus den ostdeutschen Bundesländern kommen.

Eine Idee, diese Vermögensunterschiede anzugleichen, ist das Grunderbe. In Verbindung mit höheren Erbschaftssteuern. Vor allem in der SPD hat dieser Vorschlag Anhänger:innen.

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