Als erster US-Präsident überhaupt traf sich Donald Trump im Sommer 2018 mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un. Das Gipfeltreffen in Singapur sollte von Donald Trump als großer außenpolitischer Erfolg verkauft werden. Vielen Beobachtern war aber schon damals klar, dass außer schönen Bildern wenig herumkommen würde. Die neuesten Eskalationen zwischen Nord- und Südkorea bestätigen diesen Eindruck.
Auch Außenpolitik-Experte Christian Hacke erklärte bei watson: "Was Donald Trump getan hat, war 'Fake Diplomacy'. So führt man keine Verhandlungen mit einem Diktator." Ihm zufolge waren die Treffen nicht nur ergebnislos, sondern sogar kontraproduktiv und halfen nur Kim Jong-un. "Es war für den nordkoreanischen Diktator auch schon ein Prestigeerfolg, dass Donald Trump sich überhaupt mit ihm auf Gipfelebene getroffen hat. Das hat sein Regime enorm aufgewertet."
Das neue Enthüllungsbuch von Ex-Sicherheitsberater John Bolton zeigt nun: Selbst Trumps engste Berater waren nicht von der Sinnhaftigkeit des Singapur-Gipfels zwischen Trump und Kim Jong-un überzeugt. Das Buch erzeugt den Eindruck, dass vor allem einer unbedingt dieses Treffen mit Kim Jong-un wollte: Donald Trump.
Für John Bolton war das Hick-Hack im Vorfeld des Singapur-Gipfels 2018 und Trumps Nordkorea-Diplomatie als Ganzes mitverantwortlich für sein Aus als Sicherheitsberater des Präsidenten. Durch das Buch wird nun klar, warum er dieser Ansicht ist: Bolton hatte dem Präsidenten von Anfang an davon abgeraten, sich überhaupt mit Kim Jong-un zu treffen.
Für Bolton war Trumps Treffen mit Kim Jong-un ein Punktesieg für den nordkoreanischen Machthaber:
Zumal Bolton Trump zuvor bereits vor einem Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator gewarnt hatte. Noch bei seinem Bewerbungsgespräch als Sicherheitsberater des Präsidenten hatte er sich mit Trump über Nordkorea unterhalten und versucht, ihm klar zu machen, dass Kim Jong-un aktuell in einer kritischen Phase seines Nuklearprojekts sei und nichts effektiver wäre, als militärischer Druck, um ihn zum Einlenken zu bewegen, schildert Bolton in dem Buch eindrücklich.
Bolton war sich nach dem Gespräch allerdings nicht ganz sicher, ob Donald Trump sein Argument verstanden hatte. Wie sich zeigen sollte zurecht.
Als der Gipfel dann schließlich stattfand, war Donald Trump laut Bolton deutlich fixierter darauf, sich über Kim Jong-un lustig zu machen, als wirkliche Diplomatie zu betreiben. Während des Treffens nannte er ihn "little rocket man", angelehnt an den gleichnamigen Elton John Song. Kim Jong-un verstand die unterschwellige Beleidigung wohl nicht und fühlte sich laut Boltons Beobachtung sogar geschmeichelt: "Er dachte, 'rocket man' sei ein Kompliment."
Inhaltlich waren die Vereinbarungen während des Singapur-Gipfels laut Bolton einigermaßen bedeutungslos. Donald Trump war es demnach wichtiger, "ein inhaltsloses Kommuniqué zu unterschreiben, um einen Sieg zu vermelden und sich dann aus dem Staub zu machen."
In der Folge versuchte Donald Trump immer wieder, Mike Pompeo dazu zu bringen, Kim Jong-un eine CD von Elton Johns legendärem Hit mitzubringen, ohne zu verstehen, dass der amerikanische Außenminister sich gar nicht persönlich mit dem nordkoreanischen Diktator traf: "Kim Jong-un diese CD mitzubringen hatte eine hohe Priorität in den kommenden Wochen." Trump fand seine Idee, Kim die CD mit seinem neuen Spitznamen zu schenken, einfach zu witzig, als dass er davon ablassen konnte.
Blöd nur: Dass das eigentliche Ziel, Nordkorea zur Beendigung des eigenen Atomprogramms zu bewegen, immer weiter in die Ferne rückte, verlor Trump währenddessen aus den Augen. Während der US-Präsident sich im Wahlkampf für die Kongresswahlen engagierte, verlor Nordkorea laut Bolton keine Zeit, um die eigenen Testgelände, Atomwaffen und Raketen in neue und sicherere Anlagen zu bringen.
Bolton vergleicht die fehlgeleitete Nordkorea-Diplomatie Donald Trumps mit der Appeasement-Politik Großbritanniens mit Hitler-Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg. Ihm zufolge hat Trump durch den Gipfel wichtige Zeit vergeudet und Nordkorea deutlich mehr Zugeständnisse gemacht, als er an Erfolgen verzeichnen konnte. Eine insgesamt vernichtende Analyse von Trumps Nordkorea-Politik, die er mit Experten wie Christian Hacke teilt: