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Neues Enthüllungsbuch zeigt: So bewertet Donald Trump die Bundeskanzlerin

Verstehen sich wohl doch besser als gedacht: Donald Trump (l.) und Angela Merkel (r.).
Verstehen sich wohl doch besser als gedacht: Donald Trump (l.) und Angela Merkel (r.).Bild: Getty Images Europe / Pool
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Neues Enthüllungsbuch zeigt: So denkt Donald Trump über Angela Merkel

John Bolton rechnet in seinem kürzlich erschienenen Enthüllungsbuch "The Room Where It Happened" mit Donald Trump ab. watson hat die spannendsten Teile des Buches für euch zusammengefasst. Teil 1 der Serie – was Trump über Bundeskanzlerin Angela Merkel denkt.
24.06.2020, 11:3201.07.2020, 16:18
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Das Verhältnis zwischen Angela Merkel und Donald Trump wird generell als eher frostig bezeichnet. Insbesondere US-Präsident Trump hat der Bundeskanzlerin regelmäßig unterstellt, keine besonders gute Politikerin zu sein. War das Verhältnis zwischen Trumps Vorgänger Barack Obama und Merkel noch ein sehr herzliches, scheint seit 2016 Eiszeit zwischen Deutschland und den USA zu herrschen.

Die watson-Serie "Inside Trump" zum Enthüllungsbuch "The Room Where It Happened" – Teil 1.
Die watson-Serie "Inside Trump" zum Enthüllungsbuch "The Room Where It Happened" – Teil 1.Bild: Kevin Lamarque /reuters / Kevin Lamarque /reuters

Auch bei seinem jüngsten Wahlkampf-Auftakt in Oklahoma stichelte der US-Präsident gegen die Bundeskanzlerin. Zum Zwei-Prozent-Ziel der Nato sagte Trump, Merkel habe ihm versprochen, es "bis 2030 oder vielleicht 2032" zu erfüllen. Trump habe laut eigener Aussage geantwortet: "Nein, Angela, das funktioniert nicht." Und fügte noch einige Beschwerden über den Bündnispartner hinzu.

Auch Angela Merkel lässt hin und wieder durchblicken, dass sie nicht besonders gut auf den US-Präsidenten zu sprechen ist. Erst jüngst sagte sie ihren Besuch beim G7-Gipfel in Washington ab. Offiziell wegen der Gefahr durch die Corona-Pandemie. Donald Trump hatte wohl trotz vieler Toter in den USA weniger Bedenken.

Das neueste Enthüllungsbuch "The Room Where It Happened" über Donald Trump vom ehemaligen Sicherheitsberater John Bolton zeigt nun eine andere Seite des US-Präsidenten und offenbart einige eher unbekannte Details über das Verhältnis der beiden Regierungschefs.

WASHINGTON, DC - JULY 18: White House National Security Advisor John Bolton (R) listens to U.S. President Donald Trump as he and Dutch Prime Minister Mark Rutte talk to reporters in the Oval Office at ...
War von 2018 bis 2019 Sicherheitsberater des US-Präsidenten und berichtet nun von seinen Erlebnissen: John Bolton (rechts).Bild: Getty Images North America / Chip Somodevilla

"Great respect"

Bolton berichtet über die Treffen zwischen den beiden, bei denen er selbst als Sicherheitsberater anwesend war. Meistens ging es dabei in erster Linie um das Zwei-Prozent-Ziel der Nato und um Donald Trumps Beschwerden darüber, dass Deutschland nach wie vor zu wenig für Rüstung ausgebe. Trotz der inhaltlichen Differenzen zeigt Trump allerdings auch Sympathien für die Kanzlerin.

Ex-Sicherheitsberater Bolton zufolge begrüßte Trump die Kanzlerin beim Nato-Gipfel 2018 mit den Worten, dass er großen Respekt für sie habe, auch weil sein eigener Vater Deutscher war.

Chancellor of Germany Angela Merkel, Belgian Prime Minister Charles Michel, NATO Secretary General Jens Stoltenberg and US President Donald Trump pictured during the opening ceremony of the summit of  ...
Donald Trump (rechts) und Angela Merkel (links) während der Eröffnungszeremonie des Nato-Gipfels 2018.Bild: imago stock&people / Belga

"I love Angela"

Beim Abschluss des Gipfels in Brüssel soll Trump noch weiter gegangen und sich sogar zu einer Liebesbekundung vor aller Augen durchgerungen haben. Nach Merkels Abschlussrede soll Trump auf die Bühne gegangen sein, statt eines Handschlags ihre beiden Wangen geküsst und sie mit den Worten "I love Angela" verabschiedet haben, was mit stehenden Ovationen der eingeladenen Gäste gefeiert wurde.

Wer allerdings verfolgt, wen Donald Trump so alles "great" findet und wie schnell sich das ändern kann, weiß, dass man darauf wenig geben kann. John Bolton selbst wurde 2018 unter vielen Lobeshymnen Trumps nationaler Sicherheitsberater. Nur, um im vergangenen September vom US-Präsident aufgrund inhaltlicher Differenzen zum Rücktritt aufgefordert zu werden. Inzwischen ist der vierte nationale Sicherheitsberater unter Trump im Amt.

Trump lästerte auch über Merkel

So schildert Bolton in seinem Buch auch Szenen, in denen sich Trump abfällig über Angela Merkel geäußert hat. Unter anderem bezeichnet der US-Präsident Angela Merkel als "eine der größten Stepptänzerinnen der Nato". Immer wieder ärgert er sich darüber, dass Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel bei den Rüstungsausgaben nicht erreicht und laut dem US-Präsidenten indirekt den Russen durch die Nord-Stream-2-Pipeline geholfen habe.

So soll sich Trump am Telefon beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron über den "furchtbaren Nato-Partner" Deutschland beklagt und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gedroht haben, die USA würden ihre Leistungen für das Verteidigungsbündnis auf das deutsche Niveau senken.

"The Room Where It Happened" von John Bolton ist am 23. Juni 2020 im Verlag Simon & Schuster erschienen.
"The Room Where It Happened" von John Bolton ist am 23. Juni 2020 im Verlag Simon & Schuster erschienen. Bild: simon & schuster

Gegenüber dem ukrainischen Präsidenten Selensky beschwerte sich Trump darüber, dass Merkel und Macron sich nicht ernsthaft für die Ukraine einsetzen würden: "Wir tun eine Menge für die Ukraine. Viel mehr als die Europäer, die mehr tun sollten. Wenn ich mit Angela Merkel spreche, dann redet sie nur über die Ukraine, aber tut nichts", zitiert ihn Bolton in seinem Buch.

Angela Merkel wird vom Buch-Autor Bolton allerdings auch nicht verschont. Gerade in Gesprächen über die Zwei-Prozent-Ziele der Nato sei sie sehr geschickt vorgegangen und habe Trump immer wieder mit einem verschmitzten, gespielt unschuldigem Lächeln auf 2030 vertröstet, was sogar die deutsche Delegation zum Lächeln gebracht habe.

Fazit: Trumps Merkel-Schwärmerei ist mit Vorsicht zu genießen

Zusammengefasst bleibt nach der Lektüre des Buches der Eindruck: Das Verhältnis von Donald Trump und Angela Merkel ist kompliziert. Vor allem der Streit um die deutschen Verteidigungsausgaben belastet das Verhältnis der beiden nachhaltig. Doch während man sich kaum vorstellen kann, dass die kühl abwägende Naturwissenschaftlerin Merkel innerlich auch Sympathien für den impulsiv-aggressiven US-Präsidenten hegt, gab es umgekehrt durchaus Momente, in denen Donald Trump in höchsten Tönen von der Bundeskanzlerin schwärmte. Aber wie ernst seine Worte wirklich zu nehmen sind – das weiß bei Donald Trump stets nur er selbst.

19-jähriger Demokrat: "Eines Tages werde ich Präsident der Vereinigten Staaten sein"
Mit nur 19 Jahren ist Manuel Fernandez einer der jüngsten und beharrlichsten Demokraten in Florida. Als treuer Anhänger von Kamala Harris und Joe Biden und Vorsitzender der Demokraten am Miami Dade College hat er keine Scheu, seine Überzeugungen in einem Staat kundzutun, der weitgehend für die Sache Trumps eintritt. Ein Porträt.

Manuel, "Manny", hat sich mit uns in einem Starbucks in der Nähe verabredet. Man erkennt ihn schon von weitem, den 19-jährigen Mann mit der schlanken Figur und dem schmalen Gesicht, das unter einer hellblauen Cap verloren wirkt.

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