USA: Kamala Harris will US-Präsidentin werden – ihre möglichen Vize-Kandidaten

Kamala Harris ist wahrscheinlich die US-Präsidentschaftskandidatin für die Demokraten.Bild: imago images / Mediapunch / Ting Shen

USA: Kamala Harris will US-Präsidentin werden – wer wäre ihr Vize?

Anna Von Stefenelli

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Mit der Unterstützung von Präsident Joe Biden und zahlreichen prominenten Demokrat:innen hat sich Kamala Harris als Spitzenkandidatin für die Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin der Partei etabliert. Viele führende Parteimitglieder äußerten sich bereits positiv zu einer Kandidatur von Harris. Sie übernimmt nun die Wahlkampfmittel der Biden-Kampagne. Dass sie Bidens Gelder übernehmen kann, ist ein enormer Vorteil von Harris.

Die Kampagne reichte bereits geänderte Unterlagen bei der Bundeswahlkommission ein, um das Hauptkomitee umzubenennen und Harris als Präsidentschaftskandidatin zu erklären.

Kamala Harris ist die Spitzenkandidatin für die Nominierung zur Präsidentschaftskandidatin.Bild: imago images / Zuma Wire / Lawrence Jackson / White House

Mit nur 28 Tagen bis zum Beginn des Demokratischen Nationalkonvents in Chicago hat die Suche nach einem "Running Mate" an ihrer Seite begonnen. Dort wird voraussichtlich sie sowie ein:e Vize-Präsidentschaftskandidat:in offiziell ernannt. Doch wer könnte das sein?

Der Politikwissenschaftler und USA-Experte Thomas Greven gibt im Gespräch mit watson seine Einschätzung ab: "Als Vize für Harris kommen eigentlich nur jüngere weiße Männer infrage, idealerweise aus dem Süden oder Mittleren Westen." Etwa Pete Buttigieg, wobei er eher auf "einen Gouverneur wie Andy Beshear" tippt. So könnte ein Gegengewicht zur weiblichen Kamala Harris geschaffen werden.

Der Politologe Thomas Gärtner glaubt hingegen, dass die Demokraten nicht nur darauf setzen sollten: "Donald Trump wird unter anderem wieder einen Basiswahlkampf führen und auf Einwanderungs- und Abtreibungsgegner sowie weiße Männer sowie die Arbeiterschaft im gefährdeten Rust-Belt [Anm. d. Red. die älteste und größte Industrieregion der USA] setzen. Ein Vize-Kandidat oder -Kandidatin kann diese Schichten nicht zurückholen", sagt er zu watson. Es gehe deshalb darum, liberale Wähler:innen, vor allem aus den Swing States, an die Urnen zu bringen.

Hier ein Überblick über die wahrscheinlichsten Vize-Kandidat:innen für die US-Präsidentschaftswahl an der Seite von Harris:

Andy Beshear

Andy Beshear ist der Gouverneur von Kentucky, er wurde als Demokrat in einem tiefroten Staat wiedergewählt. "Rote Staaten" sind in den USA Hochburgen der Konkurrenz-Partei, der Republikaner.

Beshear ist bekannt für seine Führungsstärke während der Covid-19-Pandemie und ist einer der beliebtesten Gouverneure der USA. Er hat sich etwa durch seine Reaktion auf tödliche Tornados im Jahr 2021 und verheerende Überschwemmungen im Jahr 2022 einen Namen gemacht. Beshear setzte sich während seiner Amtszeit mit der republikanisch geführten Legislative seines Staates auseinander und erzielte wichtige politische Erfolge in den Bereichen Bildung, öffentliche Unterstützung und Steuerpolitik.

Andy Beshear ist einer der beliebtesten Gouverneure der USA.Bild: FR43398 AP / Timothy D. Easley

Beshear hat Harris unterstützt und zeigte sich offen für eine mögliche Vizepräsidentschaft. Er sagte dazu laut "CNN": "Wenn jemand anruft, hört man zumindest zu."

Josh Shapiro

Der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, wurde 2022 mit einem Erdrutschsieg gewählt und besiegte dabei einen weit rechts stehenden Staatssenator, der die Ergebnisse der Wahl 2020 leugnete. Zuvor war Shapiro Generalstaatsanwalt von Pennsylvania und wurde von Demokraten als potenzieller Präsidentschaftskandidat ins Spiel gebracht. Bei einem Besuch in Philadelphia nannte Harris Shapiro einen "großartigen Partner für den Präsidenten und mich".

Shapiro ist ein Verfechter der Bürgerrechte und hat sich in seiner Amtszeit stark für die Rechte der Wähler:innen und gegen Diskriminierung eingesetzt. CNN berichtete, dass der ehemalige Präsident Barack Obama Shapiro persönlich sagte, dass er zu den Demokraten der Generation 2022 gehöre, die eine Stimme für die Zukunft der Partei haben müssen. Shapiro hat Harris unterstützt und nannte sie eine "Patriotin, die unsere Unterstützung verdient".

Harris nannte Shapiro einen "großartigen Partner für den Präsidenten und mich".Bild: AP / Marc Levy

Shapiro geriet kürzlich ins Rampenlicht durch seine Reaktion auf den Mordanschlag auf den ehemaligen Präsidenten Donald Trump in Butler, Pennsylvania. Besonders wurde seine Ansprache zum Tod des Trump-Anhängers Corey Comperatore gewürdigt.

Pete Buttigieg

Pete Buttigieg ist der US-Verkehrsminister und präsentierte sich 2020 als zentristischer Präsidentschaftskandidat. Er ist laut des Politikwissenschaftlers Greven ein potenzieller Kandidat, wie er im Gespräch mit watson hervorhebt.

Buttigieg war zuvor Bürgermeister von South Bend, Indiana, und diente im Afghanistan-Krieg. Seine Präsidentschaftskampagne im Jahr 2020 war historisch, da er der erste offen schwule Kandidat war, der Primärdelegierte für eine große Parteipräsidentschaftsnominierung erhielt. Als Verkehrsminister wurde er für die langsame Reaktion der Bundesregierung auf das Zugunglück in East Palestine, Ohio, kritisiert. Zudem trat er oft als Kritiker der Fluggesellschaften bei Verspätungen und anderen Missgeschicken auf.

Er hat Harris offen unterstützt und würde als Vizepräsidentschaftskandidat effektiv gegen die Republikaner kämpfen.

Pete Buttigieg hat Harris offen unterstützt.Bild: imago images / imago images

Mark Kelly

Der Senator von Arizona, Mark Kelly, hat nationale Bekanntheit erlangt als ehemaliger Astronaut und Ehemann der früheren Abgeordneten Gabby Giffords, die 2011 bei einem Attentat schwer verletzt wurde. Kelly wurde 2020 in den Senat gewählt – in einem Staat, den Biden nur knapp mit 10.457 Stimmen Vorsprung gewann.

Er hat sich als verlässlicher Unterstützer der Parteiziele gezeigt, aber auch bewiesen, dass er unabhängig handeln kann – wie 2023, als er den Zustrom von undokumentierten Migrant:innen an der Südgrenze als "Krise" bezeichnete.

Der Senator Mark Kelly ist national auch als Astronaut bekannt.Bild: imago images / Antranik Tavitian

Seine Unterstützung für Harris kam prompt nach ihrer Kandidaturankündigung, wie CNN berichtet. Sollte Kelly zum Vizepräsidenten gewählt werden, würde die demokratische Gouverneurin Katie Hobbs seinen Nachfolger ernennen. So könnte sein Sitz in demokratischer Hand bleibt.

Gavin Newsom

Gavin Newsom ist der Gouverneur von Kalifornien. Er wurde für seine Covid-19-Politik kritisiert und überstand 2021 ein Amtsenthebungsverfahren. Newsom unterstützt Harris und fordert die Demokraten auf, Einigkeit gegen die Republikaner-Politik zu zeigen. Newsom müsste jedoch seine offizielle Residenz ändern, um den 12. Verfassungszusatz zu umgehen, falls er als Vizepräsidentschaftskandidat antreten würde.

Newsom wurde 2018 erstmals gewählt und hat sich als entschiedener Gegner der republikanischen Politik gezeigt, insbesondere in Bezug auf Abtreibungsbeschränkungen, Buchverbote und den Schutz der LGBTQ-Community. Als Bürgermeister von San Francisco von 2004 bis 2011 setzte er sich für progressive Werte ein.

Newsom unterstützt Harris und fordert die Demokraten auf, offensiver gegen die Republikaner-Politik vorzugehen.Bild: imago images / TERRY SCHMITT

J.B. Pritzker

Der Gouverneur von Illinois, J.B. Pritzker, wurde 2018 erstmals gewählt und 2022 wiedergewählt. Pritzker unterstützt Harris und hat sich für Themen wie Waffenkontrolle und reproduktive Rechte eingesetzt. Er hat ein umfassendes Verbot von Feuerwaffen und Hochkapazitätsmagazinen unterzeichnet und war an vorderster Front bei der Bewältigung der Migrantenkrise. Letzteres ist eines der wichtigsten Wahlkampfthemen in den USA.

Pritzker hat sich für Themen wie Waffenkontrolle und reproduktive Rechte eingesetzt.Bild: AP / Evan Vucci

Pritzker ist Erbe des Hyatt-Hotel-Vermögens und hat seine finanzielle Stärke genutzt, um bedeutende politische Initiativen zu unterstützen. Er hat auch wegweisende Gesetze unterzeichnet, die Buchverbote in Illinois verhindern. Seine Führung bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie und seine Bemühungen um den Schutz der Abtreibungsrechte in einer Zeit nach Roe v. Wade haben ihm Anerkennung eingebracht.

(Mit Material von dpa)