Klimawandel, Waffengewalt, LGBTQ- und Abtreibungsrechte – die Liste, was junge Menschen in den USA momentan umtreibt, ist lang. Es sind jene Themen, die vor allem die erzkonservativen, teils rechten Republikaner attackieren.
Mit der Trump-Ära ist die MAGA-Bewegung in Gang gekommen. MAGA steht für "Make America Great Again" – der Wahlspruch, mit dem es Donald Trump 2017 ins Weiße Haus schaffte. Auch bei der Präsidentschaftswahl 2024 will er erneut antreten. Zum Grauen für wohl viele junge Menschen im Land.
Etwa 77 Prozent der Wähler:innen der Generation Z (geboren nach 1996) lehnten die Präsidentschaft von Trump 2020 ab. Das ergab eine Umfrage des "Pew Research Center". Grund: Trump und seine republikanischen Verbündeten attackieren genau die Themen, die junge Menschen in den USA betreffen. Das meint Politikwissenschaftlerin Katja Muñoz von der "Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik".
Themen, wie etwa strengere Waffengesetze: Kinder werden in einer Grundschule in Nashville erschossen, bei einem 16. Geburtstag verlieren vier Partygäste in einem Kugelhagel ihr Leben. Es gab schon mehr Massenschießereien in den USA als Tage in diesem Jahr. Insgesamt 173 verzeichnet das "Gun Violence Archive" am 24. April. "Das ist halt Amerika. Und darauf haben die jungen Menschen keine Lust mehr", sagt Muñoz.
Junge Menschen fühlen sich laut ihr nicht genügend in der Politik vertreten – etwa im US-Repräsentantenhaus, wo das Durchschnittsalter bei 58 Jahren liegt. Der einzige Repräsentant für Gen Z ist derzeit der 26-jährige Maxwell Frost aus Florida. "In vielen Dingen, die in den USA geschehen, fühlen sich die jungen Menschen ohnmächtig. Sprich, keiner repräsentiert ihre Anliegen", meint Muñoz.
Demnach wolle die Jugend US-Amerikas gehört werden und gehe dazu verstärkt auf die Straße, sagt Muñoz. "Es hat sich regelrecht ein neuer Aktivismus unter den jungen Menschen entwickelt", erklärt sie weiter. Dahingegen meinten im Jahr 2020 laut den Umfragen vom "Pew Research Center" etwa 48 Prozent der Babyboomer (geboren 1945 – 1964), dass Trump als Präsident einen guten Job macht.
Dieser Aktivismus der Jugend macht auch nicht vor der Wahlurne Halt – das bekommen wohl vor allem die Republikaner zu spüren. Denn Gen Z wählt laut der US-amerikanischen Nachrichtenwebsite "FiveThirtyEight" vorrangig demokratisch.
Muñoz sagt dazu:
Aber auch die rassistische Politik der erzkonservativen MAGA-Anhängerschaft schlage der Gen Z offenbar auf den Magen. Muñoz spricht hier von "White Supremacy", der in den USA im Aufwind ist. Ein Sammelbegriff für rassistische Ideologien und gesellschaftliche Strukturen. Dabei spiegelt Gen Z die wachsende ethnische Vielfalt der US-Wählerschaft wider.
Laut "Pew Research Center" sind 75 Prozent der Babyboomer weiß, bei Gen Z sind es 55 Prozent. Zudem zählen 22 Prozent zu den Hispanics, bei den Babyboomern sind es 9 Prozent (Stand 2020). "Mit Blick nach vorne werde sich die US-Gesellschaft immer mehr verändern und noch vielfältiger werden. Es ist eben ein Einwanderungsland", erklärt Muñoz. Aber einigen macht das offenbar Angst.
Vor allem die erzkonservativen Republikaner wirken auf diesen Wandel negativ und schüren Ängste bei ihren älteren Wähler:innen. "Das Land verändert sich. Das weckt bei weißen Amerikanern das Gefühl, sie seien kein Teil mehr davon", erklärt die Religionsprofessorin Anthea Butler in einem früheren Gespräch mit watson. Sie fürchten, dass Migrant:innen aus Asien, Südamerika und Osteuropa die Oberhand gewinnen.
Und das wohl auch bei zukünftigen Wahlen. Schließlich erlangen immer mehr junge Menschen das Wahlalter von 18 Jahren und rebellieren an der Urne gegen die erzkonservative Agenda der Republikaner, meint Muñoz. Darunter etwa auch junge Immigrant:innen, die wütend darüber seien, wie übel ihre Eltern teils behandelt wurden. "Da ist eine Menge Wut am Start", führt die Expertin aus.
Mehr als die Hälfte der US-Amerikaner:innen sind Millennials oder jünger, und sie können damit zukünftige Präsidentschaftswahlen, wie etwa 2024 und 2028, beeinflussen. Schon bei den Midterms im November strömten Student:innen am Campus zu den Wahlurnen, worauf sich lange Warteschlangen bildeten.
GenZ-Aktivist Victor Shi postete dazu zahlreiche Videos auf seinem Twitter-Account. Jüngst nahmen Studierende an der University of Wisconsin erneut lange Wartezeiten in Kauf, um ihre Stimme bei der Wahl zum Obersten Gerichtshof abzugeben. Die hohe Wahlbeteiligung habe Shi umgehauen.
Er schreibt auf Twitter: Die Wahlbeteiligung der Jugendlichen an der University of Wisconsin Madison sei seit den letzten Parlamentswahlen im Frühjahr 2019 um 240 Prozent gestiegen. "Wieder einmal zeigt sich, dass es der Jugend nicht gut geht – sie will uns retten", meint Shi.
Laut Muñoz sei es wie ein Wettlauf mit der Zeit, daher sei jede Wahl gerade auch so hart umkämpft. Nach der Devise: Es geht um die Demokratie, es geht um die Zukunft. Viele Themen werden in den USA sofort politisiert.
Die Expertin sagt:
Anscheinend wird es auch den Trump-Republikanern klar, dass dieser Frust ihnen künftige Stimmen kosten könnte. Daher wollen sie wohl jetzt das Wählen junger US-Bürger:innen erschweren.
"Die Republikaner haben einen Plan ausgearbeitet, um die Stimmabgabe an Hochschulen und die Briefwahl einzuschränken", schreibt Shi auf Twitter. Die Quintessenz sei: "Die Republikaner haben Angst vor der Generation Z und ihre Antwort ist, unsere Stimme zu unterdrücken." Doch laut Shi legen sie sich mit der falschen Generation an.
Die republikanische Rechtsstrategin und enge Trump-Verbündetete Cleta Mitchell sagt laut "Washington Post", dass sich die Konservativen zusammenschließen müssen, um jungen Wähler:innen Steine in den Weg zu legen. Unter anderem soll die Stimmabgabe auf dem Uni-Campus begrenzt werden.
US-Journalist Brian Tyler Cohen postet die Aufnahme von Mitchell auf Twitter. Laut ihm behauptet sie, dass die Wahlbeteiligung von College-Studierenden "ein großes Problem" sei. Sie fordere dazu auf, das Wahlrecht der Gen Z zu "bekämpfen".
"So etwas kann man sich nicht ausdenken", führt Shi auf Twitter fort. "Anstatt uns zuzuhören und sich mit uns auseinanderzusetzen, erschweren sie uns das Wählen. Das ist beschämend und wird nicht funktionieren."
Der junge Demokrat Harry Sisson ist sich sicher: "Die Republikaner haben eine Heidenangst vor der Generation Z". Auf Twitter schreibt er: