Der deutsche Botschafter in China, Jan Hecker, ist tot.Bild: dpa / Michael Kappeler
Deutschland
Vor nicht einmal zwei Wochen trat Angela Merkels früherer außenpolitischer Berater Jan Hecker formell seinen Botschafterposten in Peking an. Der Vertraute der Kanzlerin sollte für Kontinuität im schwierigen Verhältnis zu China sorgen. Nun ist er tot.
Kurz nach dem Antritt seines Postens in Peking
ist der neue deutsche Botschafter in China, Jan Hecker, überraschend
gestorben. Das teilte das Auswärtige Amt in Berlin am Montagmorgen
mit. Der 54-Jährige war vor der Übernahme des wichtigen
diplomatischen Postens in der chinesischen Hauptstadt als
außenpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
tätig gewesen. Die Umstände seines Todes blieben zunächst unklar.
"Mit tiefer Trauer und Bestürzung haben wir von dem plötzlichen Tod
des deutschen Botschafters in China, Prof. Dr. Jan Hecker, erfahren",
hieß es in der Mitteilung des Auswärtigen Amts. "Unsere Gedanken sind
in diesem Moment bei seiner Familie und den Menschen, die ihm
nahestanden." Der gebürtige Kieler war verheiratet und hinterlässt
drei Kinder. Er hatte den Posten erst im August übernommen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich bestürzt geäußert über den überraschenden Tod des neuen deutschen Botschafters in China, eines früheren Mitarbeiters von ihr im Kanzleramt. "Der Tod Jan Heckers erschüttert mich zutiefst", sagte sie am Montagmorgen in einer in Berlin verbreiteten Erklärung. "Ich trauere um einen hochgeschätzten langjährigen Berater von tiefer Menschlichkeit und herausragender Fachkenntnis. Ich denke voller Dankbarkeit an unsere Zusammenarbeit und bin froh, mit ihm über Jahre so eng verbunden gewesen zu sein." Sie fügte hinzu: "Mein tiefstes Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen Kindern und den anderen Angehörigen in ihrem unermesslichen Schmerz."
Hecker kam erst im August in China an
Nach der Ankunft in Peking hatte der Spitzendiplomat mit seiner
Familie zunächst die in China übliche Quarantäne wegen der
Corona-Pandemie durchlaufen. Danach übergab Hecker Ende August in
Peking sein Beglaubigungsschreiben und nahm die reguläre Arbeit auf.
"Was für traurige und schockierende Nachrichten", reagierte ein hoher
Beamter des chinesische Außenministeriums auf den Tod des neuen
Botschafters. Ein führender deutscher Unternehmensvertreter, der
gerade erst mit ihm zusammengetroffen war, sagte: "Tragisch. Er war
ein solch schlauer und zurückhaltender Mann. Ein guter Zuhörer."
Vor seiner Entsendung nach China war Hecker im Bundeskanzleramt seit
2017 Leiter der Abteilung Außen-, Sicherheits- und
Entwicklungspolitik und damit ein enger Vertrauter der Kanzlerin. Er
begleitete Merkel auf ihren Reisen.
Von 2011 bis 2015 war der Rechts- und Politikwissenschaftler als
Richter am Bundesverwaltungsgericht tätig, nachdem er von 1999 bis
2011 im Bundesinnenministerium gearbeitet hatte.
Hecker war in Flüchtlingskrise maßgeblich für Umsetzung von Merkels Versprechen verantwortlich
Hecker wurde 2015 Leiter des damals neu geschaffenen
Koordinierungsstabes Flüchtlingspolitik, und er war in der
Flüchtlingskrise maßgeblich mitverantwortlich dafür, das von der
Kanzlerin ausgegebene Versprechen "Wir schaffen das" in die Tat
umzusetzen. Damit rückte Hecker ins Zentrum der Regierungspolitik an
Merkels Seite auf.
Er war der erste außenpolitische Berater der Kanzlerin, der nicht die
klassische Diplomatenkarriere durchlaufen hatte, und er galt als
herausragender außenpolitischer Aufsteiger. Nach der Bundestagswahl
und dem Ende der Kanzlerschaft Merkels sollte Hecker nach
Einschätzung von Beobachtern für Kontinuität im schwierigen
Verhältnis zur aufstrebenden Großmacht China sorgen.
Vertreter des chinesischen Außenministeriums hatten seine Ernennung
ausdrücklich begrüßt und auf seine Nähe zur Kanzlerin verwiesen, die
in den zunehmenden Spannungen Europas mit China einen eher
zurückhaltenden Kurs vertritt.
Deutsche Diplomaten in Peking wollten sich nicht zu den Umständen des
Todes äußern und verwiesen nur auf das Auswärtige Amt. Heckers
bisheriger Vertreter, der Gesandte Frank Rückert, übernimmt jetzt
vorläufig die Botschafteraufgaben.
(dpa/jab)
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