Ein junger Mann lächelt in die Kamera. Er hält den Daumen nach oben, mit der anderen Hand zeigt er auf ein Poster an der Wand. Es ist ein Foto, mit dem sich CSU-Chef Markus Söder als Fan einer politischen Berühmtheit outet.
"Das war das Poster über meinem Bett in der Jugendzeit", schreibt Söder auf Instagram zu dem Foto, das er wohl aus einem verstaubten Fotoalbum herausgesucht hat. Der Anlass: Heute wäre sein Idol 108 Jahre alt geworden. Zitate wie: "Dem Volk aufs Maul schauen, aber nicht nach dem Mund reden", seien für Söder ein "Leitbild" gewesen.
Seinetwegen sei Söder damals in die CSU eingetreten.
Der 56-Jährige spricht von dem CSU-Politiker Franz Josef Strauß. Wie Söder war auch er Ministerpräsident von Bayern – 1978 bis 1988. Zudem übte er in verschiedenen Ministerposten auf Bundesebene über Jahre hinweg großen Einfluss auf die bundesdeutsche Politik aus. Seine Karriere begann 1949 als Abgeordneter im Bundestag, später wurde Strauß Atomminister, Verteidigungsminister und war maßgeblich am Aufbau der Bundeswehr beteiligt, schreibt das "Lebendige Museum Online".
Im medialen und gesellschaftlichen Fokus stand Strauß dann durch die "Spiegel-Affäre". Ausgelöst 1962 durch den Artikel "Bedingt abwehrbereit" des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Der Inhalt führte zur Verhaftung von Redakteuren und galt damit als ein Angriff auf die Pressefreiheit. Strauß erholte sich offenbar von dem Skandal und landete in der Großen Koalition 1966 als Finanzminister. 1980 trat er als Kanzlerkandidat an, verlor aber.
Später erlitt Strauß bei einem Jagdausflug einen Zusammenbruch, von dem er sich nicht wieder erholte. Er verstarb am 3. Oktober 1988.
"Er bleibt unvergessen als politischer Visionär, rhetorisches Kraftwerk und Mitbegründer des modernen Bayern", schreibt Söder. Er selbst steht momentan im Fokus aufgrund der Flugblatt-Affäre um den bayrischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). In seiner Jugend soll der wohl etwas mit einem antisemitischen Flugblatt an seiner Schule zu tun gehabt haben. Söder sieht aber offenbar keinen Anlass, Konsequenzen zu ziehen.
Auch rückt der bayrische Ministerpräsident oft aufgrund seiner populistischen Aussagen in den Fokus, vor allem schießt er gern gegen die Grünen. Klar ist nun, welch "rhetorisches Kraftwerk" Söder inspiriert.