Muslimfeindlichkeit ist in Deutschland weit verbreitet, wie ein neuer Bericht aufzeigt. Bild: Imago images / Michael Gstettenbauer
Deutschland
Seit es Menschen und Religionen auf dieser Erde gibt, werden Gläubige verschiedener Glaubensrichtungen Ziel von Anfeindungen und Benachteiligungen. Zwar gilt Deutschland als liberaler als viele andere Staaten. Doch auch hierzulande gibt es weitreichende Probleme, wie ein neu vorgestellter Bericht aufzeigt.
Der unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) beschäftigte sich im Auftrag des Bundesinnenministeriums in den vergangenen Jahren mit dem Ausmaß der Muslimfeindlichkeit in Deutschland. Unter anderem ging es darum, wie sie sich auf die verschiedenen Bereiche des Lebens und Alltags von Muslim:innen auswirkt. Auch Lösungsvorschläge gibt der Expertenkreis im am Donnerstag vorgestellten Bericht unter dem Titel "Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz".
Watson hat die wichtigsten Erkenntnisse daraus zusammengetragen. Einige sind alarmierend.
Muslimfeindlichkeit ist weit verbreitet
Was ist Muslimfeindlichkeit überhaupt? Der Expertenkreis definiert sie als "die Zuschreibung pauschaler, weitestgehend unveränderbarer, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslim:innen und als muslimisch wahrgenommenen Menschen". Dadurch werde bewusst oder unbewusst eine "Fremdheit" oder sogar Feindlichkeit konstruiert.
Dabei geht es laut Bericht nicht nur um Einzelereignisse, sondern um immer wiederkehrende Erfahrungen, die durchaus belastende Auswirkungen auf das Leben von Muslim:innen haben können. Die Muslimfeindlichkeit, die sie erleben, zeigt sich etwa in Ausgrenzung, Diskriminierung, in Vorurteilen und durch Gewalt.
Muslimische Frauen werden oft als nicht selbstbestimmt wahrgenommen. Bild: imago images / Ralph Peters
Das Phänomen ist weit verbreitet, wie die Expert:innen bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstag erneut hervorhoben. Sie verwiesen auf Untersuchungen, wonach etwa jede zweite befragte Person muslimfeindlichen Aussagen zustimmt.
Muslima und Muslime gelten häufig als Anhänger:innen einer angeblich besonders "rückständigen" Glaubensrichtung, Zuwanderer würden gleich doppelt stigmatisiert. Die häufigsten Vorurteile: Viele muslimische Frauen würden als nicht selbstbestimmt wahrgenommen, Männer hingegen häufig als aggressiv und gewalttätig. Muslimfeindlichkeit wirke sich auf viele Bereiche des Lebens aus, beispielsweise die Wohnungssuche oder Karrierechancen.
Muslimische Schüler und Studierende im Nachteil
Muslimfeindlichkeit ist auch für jüngere Muslim:innen belastend. Wie der Bericht aufzeigt, werden Schüler:innen und Studierende mit muslimischen Hintergrund häufig sogar benachteiligt. Konkret heißt es in dem Bericht, der watson vorliegt, dass sie "Muslimfeindlichkeit bzw. Antimuslimischen Rassismus im Bildungsbereich auf vielfältige Art und Weise" erleben. So stehen in ihrem Alltag die muslimischen Identitätsbezüge laut Bericht unverhältnismäßig stark im Vordergrund.
Arabische und türkische Namen wirken sich auf Leistungsbewertungen aus
Mitunter werde ihr Handeln und Benehmen häufig einseitig auf den "Islam" oder die "muslimische Kultur" zurückgeführt. Offenbar geht die Diskriminierung sogar noch weiter. Muslim:innen erfahren häufiger Ausgrenzung als andere Schüler:innen und Studierende. Auch bei Leistungsbewertungen und Schulempfehlungen sind sie im Nachteil. "So werden beispielsweise Tests von Jugendlichen mit einem arabischen bzw. türkischen Namen negativer beurteilt als es ihrem Leistungsvermögen entspricht", heißt es in dem Bericht.
Auch junge Muslima und Muslime sind oftmals viel Diskriminierung in der Schule oder an der Uni ertragen. Bild: imago images / Sven Simon
Und: Offenbar werde rassistisches Wissen über Muslim:innen sogar über Bildungsmaterialien vermittelt. Die Untersuchung bundesweiter Lehrpläne und Schulbücher zeige, dass der Islam "überwiegend im Kontext von Konflikten thematisiert wird". Schüler:innen seien demnach außerdem "muslimfeindlichen Positionen und Narrativen" ausgesetzt.
Viel schlechte Presse über Islam und muslimische Menschen
Der Bericht bezieht sich außerdem auf eine repräsentative, selbst durchgeführte Studie, die die Beteiligung der großen deutschen Medien an der Muslimfeindlichkeit aufzeigt. So treten der Islam und Muslim:innen demnach in der Presse häufig in negativen Themenkomplexen in Erscheinung.
Diese Tendenz sei "bei Zeitungen stark und im Fernsehen sogar extrem stark ausgeprägt". Der Expertenkreis kommt zum Schluss, dass es an konstruktiven Themen und Einblicken in die Lebensrealität von Muslim:innen fehle. Außerdem treten sie kaum als Sprecher:innen in Erscheinung und "werden in hohem Maße objektifiziert".
In Medienberichten ist oft Rassismus und Muslimfeindlichkeit zu finden. Bild: imago images / Michael Gstettenbauer
UEM gibt konkrete Empfehlungen gegen Muslimfeindlichkeit
In seinem Bericht gibt der unabhängige Expertenrat Empfehlungen dafür, wie Deutschland mit der Muslimfeindlichkeit umgehen sollte. Demnach müsse der Staat im gesamten öffentlichen Raum den Schutz von Muslim:innen gewährleisten. Außerdem fordert er die Einrichtung eines Sachverständigenrats und die Ernennung eines Bundesbeauftragten für die Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit.
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Rassismus und Muslimfeindlichkeit gehen oft Hand in Hand
Kampagnen, Öffentlichkeitsarbeit und die Vorbildfunktion des Staates sollen dabei helfen, Nachteile für muslimische Menschen auszumerzen. Dafür sei besonders die Etablierung von rassismuskritischen, diversitäts- und religionssensiblen Fort- und Weiterbildungen für Berufsgruppen an stattlichen Einrichtungen. So soll mehr Sensibilität unter anderem an Schulen, Kitas, Sicherheitsbehörden oder in die Justiz kommen.
Zudem weist der UEM darauf hin, dass Muslimfeindlichkeit und Rassismus häufig zusammenhängen. So resultiere Muslimfeindlichkeit nicht nur aus Vorbehalten gegenüber dem Islam. Dahinter steckten oft auch rassistische Motive.
Russlands Angriffskrieg in der Ukraine war nie eine reine Angelegenheit zwischen zwei Ländern. Schon von Anfang an waren im Westen die Nato-Alliierten als Waffenlieferanten und Finanziers involviert. Dasselbe gilt für die Freunde Putins. Ohne Supermacht China sowie Paria-Staaten wie der Iran wäre die Invasion kaum denkbar.