Justizminister Marco Buschmann weht nach einem Tweet kräftiger Gegenwind ins Gesicht. In dem Beitrag auf X begründete der FDP-Politiker, warum eine Vermögenssteuer dem Fiskus in seinen Augen keine nennenswerten Einnahmen bringen würden. Nutzer:innen des Kurznachrichtendienstes bombardierten daraufhin die Kommentarspalte mit jeder Menge Gegenargumente, Entrüstung und offener Häme.
Laut Buschmann sei eine mögliche Vermögenssteuer in der Praxis nicht effektiv, weil die Feststellung von Vermögenswerten einen "komplexen Bewertungsaufwand" erfordere. Und das, obwohl sich in einer Forsa-Umfrage 62 Prozent der Deutschen für die Einführung der zuletzt 1997 erhobenen Steuer aussprechen.
Als unüberwindbare Hindernisse führte Buschmann Kunstgegenstände und Antiquitäten heran. Weil das kompliziert sei, hätten viele Länder die Vermögenssteuer wieder abgeschafft.
Daraufhin machten zahlreiche X-Nutzer:innen ihrem Zorn Luft. "Vermögen bei Reichen festzustellen, ist unmöglich. Weil zu aufwändig. Cents zählen bei Bedürftigen lohnt sich richtig, da ist jeder Aufwand gerechtfertigt", schrieb ein Nutzer.
Ein anderer nahm das Argument der schwer erfassbaren Werte von Kunstgegenständen auf die Schippe und fragten, "wie schaffen es Versicherungen, rechtssicher die Werte all dieser Dinge zu bestimmen?" Den Tenor brachte eine weitere Nutzerin auf den Punkt: "Hier versucht Marco Buschmann uns alle für dumm zu verkaufen."
Mit der kategorischen Absage entgehen dem Staat mögliche Einnahmen von mehr als 90 Milliarden Euro pro Jahr. Das kalkulierte die "Wirtschaftswoche" auf Grundlage des niederländischen Steuermodells. In Zeiten von Verteilungskämpfen um den Bundeshaushalt eigentlich eine lukrative Einnahmequelle.
Dabei handelt es sich nicht um eine Abgabe auf das Vermögen an sich. Stattdessen werden vermögensbedingte Gewinne, etwa durch Aktiendividenden und Erträge infolge günstiger Kredite, besteuert.
Kritiker warfen Justizminister Buschmann deshalb vor, seine eigentlichen Absichten mit fadenscheinigen Argumenten zu kaschieren. Stattdessen vertrete Buschmann die Parteilinie der FDP und damit Partikularinteressen der wohlhabenden Schicht. Die FDP setzt damit ihr Wahlversprechen gegen den Willen der Koalitionspartner SPD und Grüne um, Steuererhöhungen zu verhindern.
Bei der Vermögensabgabe, die mitunter als Reichensteuer bezeichnet wird, würde nur eine sehr kleine Bevölkerungsschicht zur Kasse gebeten. Das zeigt der Blick auf vergleichbare Industriestaaten wie Frankreich. Hierzulande befindet sich laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) die Hälfte des Vermögens in den Händen der reichsten zehn Prozent.