Seit Donnerstag findet der viertägige Parteitag der Grünen in Karlsruhe statt. Obwohl die Haushaltskrise das Treffen überschattet, ist die Ökopartei positiv gestimmt. Als Teil der regierenden Ampelkoalition erlebten die Grünen derzeit zwar "Angriffe von allen Seiten", sagt der Bundesvorsitzende der Grünen, Omid Nouripour. Doch es sei vieles erreicht worden: etwa die "unumkehrbare" Energiewende.
Immer wieder gerät die Partei in die Kritik. Aktuell schießt etwa Linken-Chefin Janine Wissler gegen die Grünen. Sie bezichtigt die Partei der Doppelmoral. Grund dafür ist ein Blick auf die Liste der Sponsoren des Parteitags.
Eigentlich ist der Kerngedanke grüner Politik die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. So zieht sich der Umweltschutzgedanke durch weite Teile des Programms von Bündnis 90/Die Grünen. Auf der Webseite der Partei steht beispielsweise: "Kämpfe mit uns für echten Klimaschutz, umweltfreundlichen Verkehr und nachhaltige Landwirtschaft, die unsere Artenvielfalt erhält."
Genauso wie SPD, CDU, CSU und FDP finanzieren die Grünen ihre Parteitage mit Sponsorengeldern. Im Gegensatz zu den anderen großen Parteien gehen die Grünen damit allerdings äußerst transparent um. So kann man auf den Cent genau nachlesen, welche Unternehmen Geld gegeben haben. Ein Blick auf die auf der Webseite veröffentlichten Liste zeigt: Einige Sponsoren stehen im absoluten Gegensatz zum leitenden Umweltschutz-Gedanken der Partei.
Für Janine Wissler wohl eine Farce, wie sie auf X, ehemals Twitter, deutlich macht. Sie postete am Freitag mit Blick auf den Parteitag der Grünen ein Foto der Sponsoren der Veranstaltung. Darauf sind etwa Konzerne zu sehen, die wohl eher als Umweltsünder betitelt werden könnten. Wissler schreibt: "Sponsoren bei der BDK23 der Grünen: Amazon, Automobilindustrie, Lufthansa, Private Krankenversicherung, Banken, Zuckerlobby, Glyphosat-Bayer, ...". Die Sponsoren der Linken seien hingegen "unsere Mitglieder". Ihr Urteil dazu: "Wir sind nicht käuflich und wollen keine Unternehmensspenden."
Ein Blick auf die Liste der Grünen zeigt: Amazon steht auf dem alphabetisch geordneten Sponsoren-Dokument mit dem Namen "Bundesdelegiertenkonferenz Karlsruhe (23.-26 November 2023)" tatsächlich weit oben. Demnach hat der Konzern 11.375 Euro bezahlt. Das Unternehmen Bayer, das immer wieder wegen fragwürdiger Aussagen zum Umweltgift Glyphosat in die Kritik geriet, hat die Grünen mit 9750 Euro gesponsert. Auch der Verband der Automobilindustrie e.V (11.700 Euro), Lufthansa (10.000 Euro) und die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V. (3900 Euro) sind dabei.
Allerdings sind auch mehrere verhältnismäßig "grüne" Sponsoren unter den Geldgebern. Etwa die Deutsche Bahn mit 6500 Euro, die Agentur für Erneuerbare Energien (13.000 Euro) oder die Landwärme GmbH (9750 Euro). Größter Sponsor ist das Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit BW (22.750 Euro). Insgesamt haben die Grünen 321.190 Euro für die Parteitage eingefahren.