Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung dringt auf mehr Hilfen für Menschen mit Langzeitfolgen einer Covid-Infektion. Einige Kliniken böten zwar inzwischen Long- und Post-Covid-Ambulanzen oder Rehabilitationsprogramme an, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme des Gremiums. Angesichts der steigenden Zahl von Patientinnen und Patienten sei "das derzeitige Versorgungsangebot jedoch bei Weitem nicht ausreichend".
Eine weitere Herausforderung sei, "dass die begrenzten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu einer ungenügenden Kommunikation zum Thema Long/Post-Covid führen", heißt es in der einstimmig verabschiedeten Stellungnahme. Dies führe zu Wissenslücken, Unkenntnis und Verunsicherung in der Bevölkerung. "Ungenügende Aufklärung sowie mangelnde Schulung von Risikopersonen, Betroffenen und Versorgenden bergen ein hohes Risiko für schwere Erkrankungen, Fehlversorgung und Stigmatisierung."
Dringend notwendig sei die Etablierung flächendeckender Versorgungsstrukturen für Betroffene aller Altersgruppen, schreibt der Expertenrat weiter. Dazu gehörten Netzwerke geschulter Ärzte, Spezialambulanzen und Rehabilitationskliniken.
Zudem müsse die Forschung ausgeweitet und gefördert werden, etabliert werden sollten außerdem Zentren für klinische Studien - zur Prüfung von bereits zugelassenen und neuen Medikamenten oder Behandlungsverfahren.
Während die meisten Betroffenen nach überstandener Corona-Infektion rasch gesunden, kommt es bei einigen zu lang andauernden Folgebeschwerden. Bestehen mit einer Infektion verbundene Symptome noch später als vier Wochen, wird dies derzeit unter dem Oberbegriff Long Covid zusammengefasst.
Als Post-Covid-Zustand hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Oktober 2021 eine Unterform der Langzeitfolgen definiert, bei der anderweitig nicht erklärbare Symptome noch drei Monate nach der SARS-CoV-2-Infektion bestehen und zu relevanten Einschränkungen im Alltag führen. Post-Covid kann mit einer Vielzahl körperlicher, kognitiver und psychischer Symptome einher gehen.
Wodurch Long Covid ausgelöst wird, ist bislang weitgehend unklar. Zu den möglichen Ursachen, die derzeit erforscht werden, gehören andauernde Entzündungsreaktionen, Autoimmunreaktionen, Gefäßveränderungen und bleibende Virusbestandteile.
(and/afp)