Gendern ist ein Thema, das seit Jahren die Gemüter in Deutschland erhitzt. Viele haben es ganz selbstverständlich in ihre Sprache integriert, viele tun sich schwer damit. Manche sind auch konsequent dagegen.
Letztlich bleibt es eine Entscheidung der:s einzelnen, ob er:sie sich dafür oder dagegen entscheidet, eine Vorschrift gibt es nicht.
Auch nicht im Bundestag: Einige Abgeordnete nutzen gegenderte Sprache, in den Reihen der Union, vor allem aber auch in der AfD ist das allerdings verpönt.
Deshalb stellt die AfD-Fraktion auch regelmäßig Anträge, Gendern gänzlich zu verbieten. Am Mittwoch wurde erneut ein solcher Antrag im Bundestag beraten. Zum Ärgernis vieler Abgeordneten. Das brachte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken, Heidi Reichinnek, auch deutlich zum Ausdruck und hielt der AfD den rhetorischen Gender-Spiegel vor.
Beraten wurde am Mittwoch rund 39 Minuten lang erstmals der Antrag der AfD-Fraktion "Beschluss des Thüringer Landtags aufgreifen: Regeln der deutschen Sprache einhalten – Keine politisch motivierte Verfremdung der Sprache durch Gendern".
"Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleg:innen", begann Heidi Reichinnek ihre Rede in der Debatte zu diesem Thema. "Ich freue mich, Sie und euch alle wieder mal zur Selbsthilfegruppe 'Wegen-der-AfD-zwanghaft-übers-Gendern-reden-zu-müssen' begrüßen zu dürfen. Wir treffen uns ja öfter hier", fuhr sie fort.
Sie stellte die Frage, wie das bei der AfD eigentlich funktioniere – ob es einen Alarm gebe, der anginge, wenn zu lange nicht über das Gendern geredet worden sei. "Jetzt mal ehrlich, Ihr Genderwahn macht mir langsam echt ein bisschen Sorgen", hielt sie der AfD den rhetorischen Spiegel vor.
Dann las sie die vergangenen Anträge der Fraktion zum Thema Gendern vor: Januar 2021, Mai 2021, Juni 2021, noch einmal Juni 2021, Dezember 2022 und "Juni 2023, wir stehen schon wieder hier". Im Saal gibt es bereits lautes Gelächter.
Von den anderen Fraktionen habe es in dieser Zeit hingegen keinen einzigen Antrag zum Thema Gendern gegeben. Mit Blick auf das Wahlprogramm der AfD sagte sie dann: "Witzig übrigens, sie wollten die Flut von oftmals unsinnigen Gesetzesänderungen eindämmen." Und argumentierte die AfD damit an die Wand.
Im Hinblick auf den zu beratenden Antrag der Fraktion sagte Reichinnek, dass auch Teile der Union von dem Thema Gendern nahezu "besessen" seien. Denn gemeinsam haben die beiden Fraktionen im Thüringer Parlament eine "sprachlich verordnete Sprachregelung" beschlossen: Den Zwang zur männlichen Form der Sprache – "also Genderzwang durch die AfD", schloss die Linken-Politikerin. Das wolle die AfD auch im Deutschen Bundestag.
Die Mehrheit der Abgeordneten allerdings nicht. Der Antrag wurde abgelehnt.