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So verbreiten Querdenker Fake-News über Lauterbach und Steinmeier

Fälscher haben einen Videoausschnitt aus einer Rede von Gesundheitsminister Karl Lauterbach aus dem Kontext gerissen und den Clip in den sozialen Medien verbreitet.
Fälscher haben einen Videoausschnitt aus einer Rede von Gesundheitsminister Karl Lauterbach aus dem Kontext gerissen und den Clip in den sozialen Medien verbreitet.
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Manipulierte Videos und erfundene Artikel: Recherchen zeigen, wie "Querdenker" Fake-News verbreiten

19.01.2022, 18:37
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Seit Beginn der Pandemie kursieren in Kreisen sogenannter Querdenker und Corona-Leugner gefälschte und teilweise frei erfundene Artikel und Videos, die belegen sollen, dass es das Virus nicht gäbe und die Pandemie von langer Hand geplant sei. Wie solche Desinformationen hergestellt und im Internet geteilt werden, haben jetzt Recherchen des Anti-Fake-News-Blog Volksverpetzer und des Recherche-Netzwerks Correctiv gezeigt.

Fall 1: "Diktatur light"

Auf Facebook kursierte Mitte Januar ein Bild, das einen Artikel von tagesschau.de zeigen soll. Demnach soll Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf einer vermeintlichen Bundespressekonferenz am 14. Januar die aktuelle Corona-Politik als "Diktatur Light" bezeichnet haben. Recherchen von Correctiv zeigen jetzt, wie der Artikel gefälscht und verbreitet wurde.

Bild

Die Nachforschungen des Recherche-Netzwerkes zeigten, dass der vermeintliche Artikel weder auf der Webseite der Tagesschau noch sonst wo im Internet gefunden werden konnte. Auf eine Anfrage bei der Redaktion von tagesschau.de erhielten die Rechercheure von einer zuständigen Redakteurin folgende Antwort: "Am 14.01.22 ist weder ein Artikel, noch ein Facebook-Post der Tagesschau über eine Rede Frank-Walter Steinmeiers mit dem unten zitierten Wortlaut erschienen. Wir gehen davon aus, dass es sich um eine Fälschung handelt."

Auch Nachfragen beim Bundespräsidialamt und bei der Bundespressekonferenz (BPK), auf der sich Steinmeier angeblich geäußert haben soll, ergaben, dass der Bundespräsident an diesem Tag nicht an der BPK teilgenommen und sich überhaupt nie so geäußert hat, wie in dem gefälschten Artikel behauptet wird. Das Correctiv-Netzwerk kommt darum zu dem Schluss, dass der vermeintliche Artikel "frei erfunden" ist.

Weitere Hinweise auf eine Fälschung stecken im Text selbst: Formulierungen wie "ausgewählte Staatsmedien" etwa, die suggerieren, dass es in Deutschland dem Staat unterstellte Medien gibt, was nicht der Fall ist. Zudem sind mehrere Formulierungen untypisch für klassisches Nachrichtendeutsch, auch fehlen Satzzeichen und Anführungsstriche an den richtigen Stellen.

Fall 2: "Die Pandemie soll nicht beendet werden"

Auf Twitter macht derweil ein 15 Sekunden langer Videoclip die Runde, der Ausschnitte einer Rede von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor dem Bundesrat zeigt. Das Video von der Rat-Sondersitzung am 14. Januar wurde so bearbeitet und geschnitten, dass es wirkt, als habe Lauterbach gesagt, man würde nicht aufhören mit der Pandemie, deren Ende man verhindern wolle.

Denn wie der Anti-Fake-News-Blog Volksverpetzer zeigt, kann man nur verstehen, was Lauterbach wirklich gemeint hat, wenn man die ganze Rede des Ministers hört. Denn eigentlich sagt Lauterbach, er wolle verhindern, dass sich alle Ungeimpften gleichzeitig mit Omikron anstecken. Dass die Regierung ein Ende der Pandemie verhindern wolle, sagt er nicht. Aber genau das suggeriert der auf Twitter kursierende Videoschnipsel, der Lauterbachs Worte aus dem Kontext reißt.

Und hier das ungeschnittene Original-Video. Ab 32:00 kommt die Stelle in Lauterbachs Rede, die in dem Querdenker-Beitrag aus dem Kontext gerissen wurde. Video: YouTube/phoenix

Einer der Tweets, der den Clip aufgreift und der mit verschwörungsideologischen Hashtags wie #klabauterbach, #lauterbachluegt oder der Bezeichnung "PLANDEMIE" gekennzeichnet ist, wurde schon über 27.000-mal angesehen, 262-mal weitergeleitet und 553-mal gelikt.

Zur Verbreitung solcher manipulierten Videos heißt es in dem Faktencheck auf volksverpetzer.de: "Leichtgläubigen Nutzer:innen in den sozialen Medien reicht ein solcher 15-Sekunden-Clip, um sich eine Meinung zu bilden, und sie hinterfragen nicht, ob sie manipuliert werden." Es ginge dabei nur darum, den "Ha, schau mal, was Lauterbach jetzt gesagt hat“-Reflex von Querdenker:innen zu bedienen und das gefestigte Weltbild vermeintlich zu bestätigen.

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