Frank Elstner gilt bis heute als einer der wichtigsten Showentwickler. 1981 erfand er die Kultsendung "Wetten, dass..?", die jahrzehntelang zu einer der erfolgreichsten Fernsehshows in Europa zählte. Der 78-Jährige will sich nun zurückziehen und zeigt seine letzte Show "Wetten, das war's?" beim Streaming-Giganten Netflix. 2019 machte Elstner öffentlich, dass er an Parkinson erkrankt sei. Die Krankheit ist aber nicht der Grund für seinen Abschied vom Bildschirm.
Im Gespräch mit Markus Lanz erzählte er am Donnerstagabend, wie er mit der Erkrankung umgeht. Die weiteren Gäste bei Lanz waren Politiker Peter Tschentscher (SPD), Journalistin Anja Maier von der "taz" und Psychologe Thorsten Kienast, der zusammen mit Elstner ein Buch geschrieben hat. Während der Diskussionsrunde wurde zudem angeregt über die aktuelle Corona-Situation diskutiert.
Zunächst sagte Markus Lanz, dass es 2019 gewesen sei, als Frank Elstner bei ihm die Erkrankung Parkinson öffentlich machte. Nun wollte er wissen, wie es ihm seitdem ergangen sei. Elstner erklärte: "Mir geht es eigentlich ganz gut. Parkinson ist eine interessante Krankheit, leider immer noch nicht heilbar. Ich habe mich bei Professoren umgehört, um einen Wissensstand zu bekommen. Wir haben in Deutschland 300.000 Menschen, die die Diagnose bekommen haben, dass sie unheilbar krank sind." Dazu zählt eben auch er. Doch Elstner zeigte sich bei Lanz kämpferisch:
Es würde der richtige wissenschaftliche Zugang fehlen. Aus diesem Grund ist er Mitglied der Parkinson Stiftung geworden. "Ich gehe als Bettler durch die Lande und sage, Leute, unterstützt die Grundlagenforschung", so Elstner. Lanz zeigte sich sichtlich berührt von der Willensstärke des 78-Jährigen: "Ich freue mich, dich so zu sehen. Ich hatte nie das Gefühl, dass du den Tiefpunkt hattest. Ich hätte daran zu knabbern und hätte das nicht so weggesteckt." Elstner meinte dazu:
Mit dem Psychologen Thorsten Kienast hat das TV-Gesicht das Buch "Mehr Power für den Kopf" geschrieben. Dabei geht es darum, die passende Strategie zu ermitteln, wie man Probleme angeht und die innere Ruhe findet. Kienast erklärte: "Wir brauchen Neugier und Flexibilität. Das kann man lernen. Neugier bedeutet, neue Wege in unlösbaren Situationen zu finden." Lanz fügte hinzu, dass wir Menschen Gewohnheitstiere seien und es anstrengend sei, da auszubrechen. Elstner helfe Ablenkung im Umgang mit seiner Krankheit besonders. "Ich hatte das Gefühl, dass eine innere Unruhe dich treibt", merkte Lanz an. Der Showmaster stimmte prompt zu: "Das ist meine Charaktereigenschaft, ich bin ein unruhiger Typ."
Psychologe Kienast erklärte das Verhalten des 78-Jährigen so: "Du hast eine hohe Intelligenz, bist hellwach und urteilst sehr spät." Der Satz "Der Andere könnte recht haben", vom Philosophen Hans-Georg Gadamer hätte in Elstner Wunder vollbracht: "Ich wurde ein Zuhörer." Auch hier fand Kienast nur lobende Worte für den Moderator: "Für dich ist der Satz bezeichnend. Er erklärt deine ganze Karriere. Du hörst zu, du wertschätzt die Menschen und das führt zu Ideen. Du bist mit den Strukturen nach oben getragen worden." Besonders bewegt hat Elstner sein Aufenthalt in Uganda, wo er eine Primatenforscherin kennenlernte. Über seine Reise legte er schonungslos dar:
In der Sendung ging es neben dem Gesundheitszustand von Frank Elstner auch um die derzeitige Corona-Situation, die mit weitreichenden politischen Entscheidungen verbunden ist. Zu dem Auftritt in Bottrop, wo Zuschauer kürzlich Minister Jens Spahn (CDU) niedergebrüllt haben, sagte Politiker Peter Tschentscher (SPD): "Ich habe solche Situationen wie Herr Spahn auch schon erlebt. Die wollen nicht reden, sondern ihren Protest dokumentieren. Man darf das aber nicht verallgemeinern. Das werden nicht alle machen." Journalistin Anja Maier von der "taz" pflichtete bei:
Elstner plädierte dafür, dass man immer weiter versuchen sollte, mit den Menschen zu sprechen: "Was ich da an Bildern sehe, trifft mich in meinem Innersten, dass die Menschen so uneinsichtig sind. Sie wollen sich als Krawall-Partei verstehen." Psychologe Kienast analysierte die Situation folgendermaßen:
Lanz kam zudem auf Spahns Einschätzung zu sprechen, "man würde mit dem Wissen von heute keine Friseure und Einzelhandel mehr schließen". Tschentscher stimmte Spahns Einschätzung zu: "Ich finde es richtig, wenn er sagt, dass wir mit unserem heutigen Wissen anders gehandelt hätten. Wir mussten vorsichtig sein, Dinge zurücknehmen. Zum Anfang mussten wir uns überlegen, wie das organisiert werden soll. Es war gut, dass wir uns rangetastet haben. Es war nicht alles falsch. Wir sind mit dieser Strategie besser durch die Pandemie gekommen." Auch Journalistin Maier sah das so:
Politiker Tschentscher distanzierte sich im weiteren Gespräch mit Lanz deutlich von Saskia Eskens Bezeichnung "Covidioten". Sie nannte Demonstranten so, die sich nicht an die Hygieneregeln gehalten hatten. Er sagte schließlich: "Man soll Menschen nicht pauschal als Idioten bezeichnen, das führt auch zu nichts. Wir sind immer noch in einer schwierigen politischen Lage. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die Menschen so tun, als ob wir den dritten Weltkrieg überstanden haben." Dennoch dürfe man sich nicht so sicher fühlen, auch wenn derzeit von einer stabilen Situation auszugehen sei:
Lanz wollte das nicht so stehen lassen und stellte klar: "Ich sehe die zweite Welle nicht. Woher kommt die große Skepsis? Das ist doch gefährlich." Journalistin Maier entgegnete daraufhin: "Ich sehe das anders. Die Leute, die mit Corona Probleme haben, die sehen wir nicht. Davon gibt es sehr viele Menschen in diesem Land. Nur wer laut ist, hat nicht zwangsläufig recht."
Der SPD-Politiker meinte weiter, dass Corona kein Killervirus sei, wir dennoch aufpassen müssten, dass wir das Gesundheitssystem nicht überfordern. Nun soll es eine vernünftige Teststrategie geben, Reisen in Risikogebiete sollten vermieden werden. Seine Forderung lautete: "Ich bin dafür, dass die Betroffenen den Test selbst zahlen, weil sie sich bewusst dem Risiko aussetzen. Wichtig ist, dass das Problem bei allen ankommt." Zudem wurde jetzt ein einheitliches Bußgeld von mindestens 50 Euro beschlossen.
(iger)