Bundeskanzlerin Angela MerkelBild: Florian Gaertner/photothek
Deutschland
Am 9. November 1989 fiel die innerdeutsche Mauer und vereinte Westdeutschland mit der DDR. Für viele DDR-Bürger eröffnete sich damit eine neue Welt.
Auch für Bundeskanzlerin Merkel. In einem Interview mit dem "Spiegel" sprach sie über ihre Träume, darüber, was sie heute tun würde, wenn die DDR noch immer bestünde und wie sie zu einer Koalition mit der Linkspartei steht.
Angela Merkel hüllte sich zuletzt in Schweigen
Das Interview ist vor allem deshalb spannend, weil Merkel zuletzt immer wieder in die Kritik geraten war: Bei innerparteilichen Konflikten hielt sie sich mit ihrer Meinung zurück, beim Streit um eine Sicherheitszone in Nordsyrien sprang sie CDU-Parteichefin AKK nicht zur Seite.
Nun bricht Merkel ihr Schweigen, gibt wieder ein großes Interview. Das sind die sechs spannendsten Aussagen aus dem "Spiegel"-Gespräch:
Das denkt Merkel über die Meinungsfreiheit
"AfD-Gründer Bernd Lucke muss eine Vorlesung an der Uni Hamburg halten können, das muss der Staat notfalls durchsetzen. Aber die Debatte läuft ja so, dass ein sogenannter Mainstream definiert wird, der angeblich der Meinungsfreiheit Grenzen setzt. Doch das stimmt einfach nicht. Man muss damit rechnen, Gegenwind und gepfefferte Gegenargumente zu bekommen. Meinungsfreiheit schließt Widerspruchsfreiheit ein. Ich ermuntere jeden, seine oder ihre Meinung zu sagen, Nachfragen muss man dann aber auch aushalten. Und gegebenenfalls sogar einen sogenannten Shitstorm. Ich habe das auch schon erlebt. Das gehört zur Demokratie dazu."
Merkel über eine Koalition mit der Linkspartei
"Die CDU tut sich zu Recht schwer damit. Auch wenn Ministerpräsident Bodo Ramelow aus dem Westen kommt und Christ ist und sich möglichst wenig mit seiner Partei gemein macht, ist er doch ein Politiker der Linken und damit ihrem Programm verhaftet. Eine ehrliche Aufarbeitung ihrer Geschichte in der DDR hat die Linke bis heute nicht geliefert, gleichzeitig ist sie programmatisch Welten von dem entfernt, wofür die CDU steht. Deshalb gibt es ja eine Beschlusslage, wonach die CDU mit der Linkspartei nicht zusammenarbeitet. Dass Thüringens CDU-Vorsitzender Mike Mohring mit Ministerpräsident Ramelow sprechen will, wenn dieser das möchte, finde ich dagegen völlig ok – und hat mit einer Koalition nichts zu tun."
Merkel spricht der CDU Thüringen eine Empfehlung aus
"Herr Ramelow hat das Problem, keine Mehrheit mehr zu haben. Nun geht es für ihn darum, ob er sich eine Mehrheit zu organisieren versucht oder nicht. Und dabei ist mein grundsätzlicher Rat an die CDU: einfach mal abwarten. Vielleicht will er mit uns ja auch gar nicht sprechen. Falls Herr Ramelow doch das Gespräch mit der CDU sucht, sollte man ihm das nicht verweigern, er ist schließlich der Ministerpräsident, aber mit Koalitionen und Zusammenarbeit hat das nichts zu tun."
Merkel über die DDR-Diktatur
"Was viele Westdeutsche so schwer verstehen ist, dass es auch in einer Diktatur gelungenes Leben geben konnte. Dass wir Freunde und Familien hatten, mit denen wir trotz des Staates Geburtstage und Weihnachten feierten oder Traurigkeit teilten, natürlich immer in einer gewissen Wachsamkeit vor dem Staat."
Das hat Merkel nach der Wiedervereinigung vermisst
"Ich hätte mir damals mehr Neugierde und Interesse der westdeutschen Politiker gewünscht."
Das hätte Merkel gemacht, stünde die Mauer noch
"In der DDR gingen die Frauen mit 60 in Rente, ich hätte mir also schon vor fünf Jahren meinen Reisepass abgeholt und wäre nach Amerika gereist."
Dem "Spiegel" sagte sie, dass eine Amerika-Reise ein großer Traum gewesen sei. "Wegen der Größe, der Vielfalt, der Kultur. Die Rocky Mountains sehen, mit dem Auto herumfahren und Bruce Springsteen hören."
(lin)
Es ist einer der wildesten Plot-Twists des US-Wahlkampfs: Elon Musk unterstützt seit Wochen intensiv Donald Trump. Und das, obwohl er ihn früher öffentlich aufforderte, endlich in Rente zu gehen.