Die Sorge vor dem Gasmangel hat Deutschland erreicht – genauso wie die Angst davor, dass der Strom nicht reichen wird, um gut über den Winter zu kommen. Verschiedene Vertretende der Ampelregierung stellen immer wieder klar, dass Deutschland ein Wärmeproblem habe, kein Stromproblem. Das erklärte beispielsweise Grünen-Chefin Ricarda Lang im ZDF Sommerinterview. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sieht das ganz anders – und zeigt sich mit Blick auf den Winter nervös.
Lindner geht sogar davon aus, dass Deutschland ein gravierender Strommangel droht. Der Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) lässt aktuell einen Ultra-Stresstest laufen, um zu überprüfen, ob diese Sorge berechtigt ist. Derweil wird über den Streckbetrieb der noch verbleibenden Atomkraftwerke debattiert, genauso wie über Gasgewinnung mittels Fracking in Niedersachsen.
Auch Lindner zeigt sich offen gegenüber eines Streckbetriebs. In einem Interview mit dem Fernsehsender "Welt" sagte er, dass man den Strommangel "mithilfe der Atomkraft bekämpfen sollte".
Für die Wintermonate, die naturgemäß schon dunkler sind als der Sommer, äußert der Minister dort eine deprimierende Prognose.
Lindner:
Mit Blick auf einen laufenden Stresstest der deutschen Stromversorgung äußert er die Überzeugung, dass vieles für den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke spreche. In dieser Situation müsse man alles an Reservekapazitäten sichern, "was wir haben". Dafür benötige es einen Mix aus Flüssig-Erdgas, Gasförderung in Europa, Kohle – und eben auch Atomkraft.
Aber nicht nur die Versorgungssicherheit mache Lindner nervös. Vor allem die Entwicklung des Strompreises bereitet ihm Sorgen. Er prognostiziert: Die Preise werden wohl in "astronomische Höhen" steigen. Lindner kritisierte:
Das führe dazu, dass der Gewinn der Unternehmen exorbitant ansteige. Statt einer Übergewinnsteuer, wie sie SPD und Grüne im Zusammenhang mit Krisenprofiteuren ins Gespräch gebracht hatten, warb Lindner für eine Reform des Strommarktes. Der FDP-Chef bot Wirtschaftsminister Habeck in diesem Zusammenhang seine politische und fachliche Unterstützung an.
(rs/mit Material der dpa)