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Wolfram Weimer: Gedichtband "Kopfpilz"-Gedichte aus Jugendzeit aufgetaucht

ARCHIV - 24.09.2025, Berlin: Wolfram Weimer (CDU,l), Staatsminister für Kultur und Medien, spricht mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in der Generaldebatte in der Haushaltswoche im Bundestag. (zu  ...
Wolfram Weimers lyrische Frühwerke haben es in sich.Bild: dpa / Michael Kappeler
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Gedichtband "Kopfpilz" aufgetaucht: Weimers lyrisches Frühwerk irritiert

Ein Jahrzehnte altes Buch aus einem Münchner Bücherschrank holt Kulturstaatsminister Wolfram Weimer ein. Explizite Gedichte aus seinem Frühwerk tauchten in einem Podcast auf. Sie enthalten unter anderem makabre Gewaltvorstellungen.
25.11.2025, 16:4725.11.2025, 16:47

Die Bundesregierung hat eigentlich gerade genug Brandherde. Jetzt kommt ein weiterer Konflikt hinzu, unerwartet aus der Vergangenheit.

Ein Gedichtband von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer aus dem Jahr 1986 ist wieder aufgetaucht, mitsamt expliziter, drastischer Sprache über Körper, Sexualität und abstrusen Gewaltbildern.

Vergessener Gedichtband von Wolfram Weimer taucht wieder auf

Der Lyrikband "Kopfpilz" entstand 1986, als Weimer 21 Jahre alt war. Er veröffentlichte das Werk unter "Für mich" im Eigenverlag.

Offiziell erhältlich ist das Buch heute nicht mehr. Ein einziges abgeschlossenes Ebay-Angebot zeigt, dass jedoch einige wenige Exemplare existieren dürften und es sehr wohl im Umlauf war.

21.11.2025, Berlin: Wolfram Weimer, Staatsminister für Kultur und Medien, nimmt an der Fachtagung des Grimme-Instituts zum Thema "Digitale Souveränität" bei Google in Berlin teil. Foto: Kay  ...
Wolfram Weimer ist unter Merz Staatsminister für Kultur und Medien.Bild: dpa / Kay Nietfeld

Auf dem roten Cover des Bandes sind drei schreiende Figuren zu sehen, grafisch stark an Edvard Munchs berühmtes Motiv angelehnt. Die "Taz" beschreibt sie als "drei Munch’sche Schreihälse".

Bekannt wurde die Existenz des Bandes demnach zunächst durch den Autor und Journalisten Knut Cordsen, der das Buch bereits im Mai dieses Jahres öffentlich erwähnte.

Auf seinen Social-Media-Kanälen zeigte er ein Exemplar, verzichtete aber bewusst darauf, daraus vorzulesen. Cordsen verwies auf Weimer selbst, der ihm mitgeteilt habe, die Gedichte seien "definitiv nicht zur Veröffentlichung frei".

Weimers Gedichte erstmals in Podcast verlesen

Trotz dieser Einschränkung wurden Teile des Werks nun öffentlich zugänglich. Die Podcaster Dax Werner und Moritz Hürtgen, beide bekannt aus dem "Titanic"-Umfeld, präsentierten Gedichte aus "Kopfpilz" in einer Ausgabe ihres Podcasts "Bohniger Wachmacher".

Demnach stieß Hürtgen zufällig in einem öffentlichen Bücherschrank auf das Exemplar.

Die Podcaster lesen Zeilen vor, die es in sich haben und durch radikale Körper- und Gewaltmetaphorik auffallen. Dax Werner trägt beispielsweise Folgendes vor: "Und schlingen unsere Leiber / schlemmen unsere Fleischer / erschlagen unsere Zeiter / und schlagen auf uns selber ein / zum Töten sind wir uns zu fein / verdampfter Lieberschleim"

In einem weiteren Gedicht mit dem Titel "Unglück" heißt es: "Überwuchert mit Eiterbeueln / nötigt er die Schwangere / zum Fleischreiben / sein Pech / dass sein Schwanz platzt / ihr Pech / dass warmer Eiter ihren Unterleib / überflutet / und das Kind ersäuft"

In der politischen Gegenwart inszeniert sich Weimer häufig als Bewahrer der klassischen Kultur. In Reden zitiert er gerne romantische Symbole wie die "blaue Blume". Sein lyrisches Frühwerk, so die Podcaster, stehe jedoch eher in der Tradition drastischer, provokanter Bildsprache und erinnere stilistisch stärker an den Tonfall von Rammstein-Frontmann Till Lindemann als an Novalis.

Der angebliche Zufallsfund stellt eine spannende Frage: Inwieweit dürfen künstlerische Frühwerke, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, zur Bewertung eines Politikers dienen? Und welche Verantwortung trägt ein Minister für Kunst und Kultur im Umgang mit seiner eigenen künstlerischen Vergangenheit?

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