Saad Sherida Al-Kaabi, Staatsminister für Energie in Katar und Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, bei der Unterzeichnung einer katarisch-deutschen Energiepartnerschaft.Bild: dpa / Michael Kappeler
Deutschland
Deutschland sucht neue Energiequellen - notgedrungen angesichts von Russlands Angriff auf die Ukraine. Viel Hoffnung ruht auf dem Emirat Katar. Beide Seiten treiben die Zusammenarbeit voran. Konkrete Lieferbeschlüsse gibt es aber noch nicht.
Im Ringen um mehr Unabhängigkeit von russischem Gas
hat die Bundesregierung eine Energiepartnerschaft mit Katar
geschlossen. Der Energieminister des Landes, Saad Sherida Al-Kaabi,
und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterzeichneten am
Freitag in Berlin eine Absichtserklärung für eine tiefere
Zusammenarbeit.
Deutschland will verflüssigtes Erdgas (LNG) aus Katar beziehen. Auch
die Zusammenarbeit bei grünem Wasserstoff, der mit Strom aus
erneuerbaren Quellen gewonnen wird, soll vorangetrieben werden.
Deutschland bemüht sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs
gegen die Ukraine verstärkt darum, sich von Energieimporten aus
Russland zu lösen.
Kanzler trifft Emir
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte nach einem Treffen mit dem Emir
von Katar, Scheich Tamim Bin Hamad Al Thani, Deutschland werde die
für LNG-Importe nötige Infrastruktur schaffen. "Das ist ein großer,
großer Fortschritt, und da spielt Katar eine zentrale Rolle in
unserer Strategie." Mehrere LNG-Terminals sind aktuell in Planung.
Sie könnten auch helfen, europäische Länder ohne Küstenzugang mit
Flüssiggas zu versorgen, betonte Scholz.
Der Emir von Katar, Tamim bin Hamad al Thani, traf sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).Bild: imago images / imago images
Nach Angaben des Kanzlers wollen beide Länder ihre Beziehungen
vertiefen. Katar ist laut dem Emir mittlerweile ein wichtiger
Investor in Deutschland, das Handelsvolumen sei gestiegen. Nach
Engagements bei Volkswagen, der Deutschen Bank, Siemens Energy,
Curevac oder Hapag-Lloyd ist Katar der größte Investor aus dem Nahen
Osten in der deutschen Wirtschaft. Künftig sollten sich die
Außenminister beider Länder zu regelmäßigen Konsultationen treffen,
sagte Scholz.
Gas-Lieferungen sollen ab 2024 laufen
Schon 2024 könnte Katar Deutschland LNG liefern. "Wir wollen unsere
US-Flüssiggasanlage Golden Pass in Texas, an dem Qatar Energy 70
Prozent hält, bereits 2024 so weit haben, dass wir nach Deutschland
liefern können", sagte der Vizepremier und Außenminister des
Golfstaats, Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, dem
"Handelsblatt". Zusätzliche Gasmengen kämen dann etwas später hinzu:
"Die Erweiterung der Förderung in unserem Gasfeld North Dome wird
2026 abgeschlossen sein, vielleicht sogar schon 2025." North Dome ist
das weltgrößte Gasfeld, das sich Katar und der Iran teilen. Bis
spätestens 2026 soll die katarische Gasförderung daraus von derzeit
77 auf 126 Millionen Tonnen LNG gesteigert werden.
Katars Emir sprach in seiner Pressekonferenz mit Scholz von einer
Ausweitung der Gaslieferungen 2026 oder 2027. "Europa ist ein sehr
interessanter Markt."
Weiteres Thema: Afghanistan
Neben Energiefragen ging es bei dem Treffen von Scholz und Scheich
Tamim nach deren Angaben auch um Afghanistan. Im Umgang mit den
militant-islamistischen Taliban spielt Katar eine wichtige
Vermittlerrolle, wofür Scholz seinem Gast dankte - ebenso wie für die
Unterstützung der katarischen Regierung bei der Evakuierung deutscher
Staatsangehöriger sowie von afghanischen und internationalen Partnern
aus der afghanischen Hauptstadt Kabul im vergangenen Sommer.
Zur Fußball-Weltmeisterschaft Ende des Jahres will Katar nach den
Worten des Emirs alle Gäste willkommen heißen - unabhängig ihrer
sexuellen Orientierung. "Wir hindern niemanden daran, nach Doha zu
kommen", sagte er auf eine entsprechende Frage. "Aber wir erwarten
und wollen, dass die Menschen unsere Kultur respektieren." In Katar
ist Homosexualität gesetzlich verboten und wird mit Gefängnis
bestraft.
Scholz zur WM: "Miteinander diskutieren"
Die deutsche Mannschaft werde teilnehmen, erklärte Scholz auf die
Frage, ob das opportun sei. Auch viele Menschen aus Deutschlands
würden nach Katar reisen. "Gleichwohl ist es auch so, dass wir
natürlich auch Fragen, die Menschen- und Bürgerrechte betreffen,
miteinander diskutiert haben und diskutieren."
Die Menschenrechtslage in Katar steht insbesondere seit der Vergabe
der Fußball-WM im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit - das
Großereignis findet Ende des Jahres statt.
(andi/dpa)
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