Wer sich gegen rechts positioniert, muss in diesen Tagen anscheinend besonders vorsichtig sein, dass er mit seinen Aussagen und Empfehlungen genau die Mitte trifft. Landet man nur einen einen Tick zu weit links, tobt schnell ein Shitstorm – wie gerade auf dem Facebook-Profil von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Dort wurde am Freitag der Aufruf zum Gratis-Konzert #wirsindmehr in Chemnitz geteilt. Bands wie K.I.Z., Kraftklub, Die Toten Hosen sowie Marteria & Casper setzen dort ein Zeichen gegen Nazis. Auch mit im Line-Up: die Band Feine Sahne Fischfilet. Und deswegen sind jetzt einige Menschen sauer auf Steinmeier.
Der Vorwurf: Das Line-Up sei nicht nett genug, damit ein Bundespräsident es teilen darf. Er habe sich gemein gemacht mit einer linksextremen Band und das schicke sich nicht für sein Amt.
Schnell häuften sich deshalb Kommentare unter dem Post wie:
Oder:
Und Medien wie Politiker warfen Steinmeier vor, er kuschele mit Linksextremen.
Dieser Vorwurf ist nazi-braune Korinthenkackerei.
Dass Steinmeier angeblich Werbung für Feine Sahne Fischfilet machen soll, ist bescheuert. In erster Linie wirbt er für eine Veranstaltung gegen Nazis. Und dort spielen Feine Sahne Fischfilet als ein Act von sieben!
Der wirkliche "absolute Tiefpunkt" ist doch, dass sich nicht die gesamte deutsche Politik anschließt, die Veranstaltung teilt und dazu aufruft, den Nazis entgegenzutreten. Oder dass manche sich jetzt beschweren, dass diese Veranstaltung nicht die Mitte der Gesellschaft abholt und das Line-Up zu linksorientiert ist.
Immerhin machen dort sieben große Acts den Mund auf und setzen ein Zeichen! Die Schande ist nicht, dass die links sind. Die Schande ist, dass es nur sieben sind und nur ein Nachmittag – statt 200 Bands und vier Tage Festival gegen rechts in Chemnitz!
Steinmeier stellt sich nicht auf die Seite von Linksextremen. Er stellt sich gegen Rechtsextreme. Das ist nicht nur legitim, das erwarte ich von einem Bundespräsidenten.